Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0738 - Luzifers furchtbares Erbe

0738 - Luzifers furchtbares Erbe

Titel: 0738 - Luzifers furchtbares Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
anrufen?«
    »Nicht mehr«, sagte Sabka. »Ich habe es mir anders überlegt. Kommt ihr mit?«
    »Natürlich.«
    Obwohl der Ort nicht groß war, übernahm Jiri die Führung. Nur er wußte, wo das Mädchen wohnte.
    Sehr bald schon gingen wir an der Frontseite des Supermarkts entlang, konnten trotz der großen Fenster nicht hineinschauen, denn die bis zum Boden reichenden Scheiben waren mit bräunlichen Papierbahnen verklebt, als hätte jemand Angst davor gehabt, daß ein Fremder hineinschaute.
    Mir kam eine Alptraumvision in den Sinn. Ich erinnerte mich an einen Zombie-Film von George A.
    Romero, an den zweiten Teil des großen Kultstreifens ›Night of the living Death‹. Der größte Teil der Handlung hatte bei ›Zombie‹ in einem Supermarkt gespielt. Da hatten sich die Zombies der Konsumgesellschaft bemächtigt und über sie gesiegt.
    Erlebte ich hier ähnliches? Nichts tat sich.
    Das Gebäude neben uns war eingepackt in eine schon plastische Stille. Das war kein winterliches Schweigen mehr, das war einfach anders, nicht zu fassen.
    Ich blieb vor dem Eingang stehen. Er bestand aus zwei großen Glastüren. Auch sie waren von innen verklebt worden. Mir gelang ein Blick durch einen Ritz.
    Ich sah zwei Kassen, auch einige Regale, die sogar mit Lebensmitteln gefüllt waren, mehr aber nicht.
    Suko und Jiri waren hinter mir stehengeblieben. Ich drehte mich zu ihnen um. »Weshalb hat der Supermarkt geschlossen? Warum hat man die Scheiben verklebt?«
    Jiri antwortete mit einer Gegenfrage. »Warum haben wir noch keinen Menschen gesehen? Gibt es niemand mehr, der in diesem Laden noch einkaufen würde? Ist Garsdale Head zu einer Geisterstadt geworden?«
    Ich hob die Schultern und schnupperte gleichzeitig. Über dem Ort lag ein nie abreißender leichter Rauchgeruch. Aus der Ferne hatte ich gesehen, daß aus den Kaminen der Rauch quoll, ihn roch ich jetzt hier, und es war ungefähr der gleiche Geruch, wie ich ihn in den neuen deutschen Bundesländern erlebt hatte.
    Nur war er mir dort natürlich vorgekommen. Hier nicht. In Garsdale hatte ich den Eindruck, daß irgendein mächtiger Dämon einen Ofen angeheizt hatte, um seine Opfer dort zu verbrennen. In einer Vision sah ich ein furchterregendes Ungeheuer, wie es die Menschen packte und in einen feurigen Schlund schleuderte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Laßt uns gehen. Um den Laden kümmern wir uns später.«
    Ich glaubte, daß jeder von uns ein ungutes Gefühl hatte, als wir den Supermarkt hinter uns ließen.
    Mir jedenfalls krochen Eisfinger über den Rücken, was nicht allein an der Kälte lag.
    Es herrschte so gut wie kein Wind. Deshalb konnte der dünne Rauch auch nicht verwehen. Er blieb in der Luft kleben, als wäre sie zusätzlich noch mit einer dünnen Leimschicht gefüllt worden.
    Manchmal sahen wir den Rauch wie braungraue Nebelstreifen über den Häusern liegen und zwischen den Wänden und Bäumen umherschleichen.
    Die Häuser sahen anders aus.
    Das war auch hier im Ort selbst keine romantische Winterlandschaft, es wirkte so, als wären sie der Reihe nach aus einem gewaltigen Schlund ausgespieen worden, um hier in Garsdale Head in einer bestimmten Reihenfolge aufgestellt zu werden.
    Wegen des doch relativ hellen Schnees auf dem Boden sahen die Fassaden der Häuser noch grauer, düsterer und aschiger aus. Angebrannte Klötze, geduckt und abstoßend.
    Wir gingen über die Bürgersteige.
    Es war nichts getan worden. Keiner hatte vor seinem Haus geräumt. Auch die Gehwege waren nach wie vor mit einer dicken Schicht bedeckt. Der Schnee lag so, wie er gefallen war, und auf der Oberfläche war er zu Eis geworden.
    Mir fiel auch auf, daß Garsdale Head ›tierleer‹ war. Kein Hund, keine Katze bewegte sich durch den grauen Tag, der kurz davor stand, sich zu verabschieden, um der Dämmerung Platz zu schaffen.
    Es war alles anders als in den normalen Orten.
    Immer mehr kam ich zu der Überzeugung, durch eine Geister- oder Totenstadt zu wandern.
    Der Gedanke daran ließ mich nicht eben fröhlicher werden. Wir gingen nebeneinander, hatten Jiri Sabka in die Mitte genommen, der immer stärker unter den Einflüssen der Erinnerung und auch der neuen Tatsachen litt. Er atmete nicht, er keuchte. Ich konnte mir vorstellen, was in seinem Kopf vorging, und immer wieder stampfte er nahezu wütend durch den harten Schnee. Mit jedem Zerstören einer Eiskruste schien er einen neuen Sieg errungen zu haben.
    Hin und wieder atmete er tief durch. Dann stöhnte er auf, schüttelte sich auch,

Weitere Kostenlose Bücher