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0739 - Teufelsträume

0739 - Teufelsträume

Titel: 0739 - Teufelsträume
Autoren: Jason Dark
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erstenmal bewegte er sich und senkte sogar seine Hand. Die Wunde lag wieder frei. Sie war dunkel und sah aus, als hätte sie genäßt. An den Rändern schimmerte sie feucht.
    »Das geht nicht.«
    »Doch, Edward, es geht. Es geht immer etwas, wenn man sich selbst nicht aufgibt. Wir wollen nur von dir etwas wissen. Ich will, daß du uns den Weg zur alten Ruine erklärst. Das ist alles. Wir werden hingehen und schauen, ob…«
    Edward reagierte. Er drückte sich zurück und preßte seinen Körper gegen die Rückenlehne. Auf seinem Gesicht war eine Gänsehaut erschienen. Sie erinnerte an die bleiche Haut eines Toten. In den kleinen Augen schimmerten Tränen, bevor sie als Perlen an seinen mageren Wangen entlang nach unten rannen.
    »Nun?«
    »Da darf keiner hin.«
    »Warum nicht?«
    »Dort lauert das Böse. Es ist die uralte Stätte. Wir warnen jeden Wanderer davor. Das kann nicht sein. Jeder Mensch, der nicht auf seiner Seite steht, wird dort vernichtet werden. Es gibt kein Zurück. Man kann es einfach nicht tun.«
    »Was geschieht dort? Du weißt es, Edward. Viele wissen es. Im letzten Sommer ist es passiert. Dort muß etwas hausen, vor dem die Menschen Angst haben. Eine schreckliche Kreatur, ein Monster. Teilweise Mensch, aber auch Raubtier.«
    »Unheiliger Boden«, flüsterte er. »Menschen werden verändert. Sie… sie sind nicht mehr so, wie sie mal waren. Ihr könnt nicht hin. Es ist die Brutstätte.«
    »Wo finden wir sie?«
    »Tief im Wald. Nicht weit vom Bach.«
    »Warst du schon dort?«
    »Nein, nicht ich. Andere.« Er holte hektisch Luft. »Andere waren da. Kamen zurück. Auch der Pfarrer. Waren verändert. Waren Kreaturen. Das Böse ist da. Das Böse kommt. Es ist in der Stadt, es ist überall. Ich habe es gesehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Augen, nur Augen.« Er drehte den Kopf zum Fenster hin, als könnte er dort etwas erkennen.
    Wir hörten ihn schreien.
    Selbst seine, auf dem Boden hockende Frau zuckte zusammen.
    Dann sahen wir es auch.
    Vor dem Fenster, und das Licht überdeckend, stand ein grausam-rotes Augenpaar…
    ***
    Rita Thornball hatte den unheiligen Ort erreicht, stand zwischen den beiden Säulen und spürte etwas in sich, wie noch nie zuvor in ihrem jungen Leben.
    Es war die andere Kraft, die mit Worten nicht umschrieben werden konnte. Die man erleben mußte, um sie vollends zu begreifen. Ansonsten war es aus, war man verloren, wurde der Wahnsinn zum Gefühl Nummer eins.
    Sie wußte nicht, woher diese Kraft kam. Eine Richtung war nicht zu bestimmen, aber sie war vorhanden, und sie spülte das weg, was ihr hoch und heilig gewesen war.
    Ihr Menschsein…
    Ihre Gefühle, ihr Wissen, ihr Gewissen. Liebe und Sorgfalt, Angst um den Nächsten, Fürsorge, das alles war bei ihr nicht mehr vorhanden, Statt dessen drang die Kälte in sie ein.
    Ein böser Stich, das Grauen pur. Eine Kälte, die nicht von dieser Welt war, die man einfach nur als das Böse ansehen konnte. Ein fürchterliches Omen aus einer Tiefe, die keine Zeiten aufwies. Wo sich die Vergangenheit und die Gegenwart trafen, sich gegenseitig aufhoben und nur noch ES existierte.
    Rita stand auf dem Fleck und wartete. Sie hatte die Arme ausgestreckt und es tatsächlich geschafft, mit den Fingerspitzen die beiden alten Säulen zu berühren.
    Dieser Kontakt war ungemein wichtig. Denn er ermöglichte ihr, aus ihrem Leben hinauszutreten und in ein anderes hineinzugelangen. Die Steine waren wichtig. Sie erklärten ihr, was sie zu tun hatte, denn sie enthielten seinen Geist.
    Rita sah aus wie immer. In der Kälte, umgeben von starren und schneebedeckten Bäumen wirkte sie wie eine aus dem Eis gestiegene Göttin, die sich darauf vorbereitete, auf der Erde zu wandeln, um eine neue fürchterliche Botschaft über die Menschheit zu bringen.
    Äußerlich noch ein Mensch, innerlich leer. Das war aus ihr geworden. Nur empfand sie es als nicht so schlimm. Die Menschlichkeit war durch die andere Kraft aus ihr herausgesaugt worden, jetzt war genügend Platz für das Neue.
    Es ließ nicht lange auf sich warten.
    Rita hatte den Eindruck, daß der Boden unter ihr erzitterte. Nur ein leichtes Vibrieren, das die Veränderungen in der Tiefe anzeigte. Aber es hatte sein müssen, denn nur auf diese Weise gelang es der anderen Kraft, sich zu lösen.
    Sie kroch in die junge Frau!
    Rita genoß diesen Strom!
    Prickelnd durchdrang er sie. Fachte ein Feuer an, das in ihr hochloderte und sie von den Zehenspitzen bis hin zu Stirn einnahm und bei ihr als innerer Mantel
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