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0739 - Teufelsträume

0739 - Teufelsträume

Titel: 0739 - Teufelsträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Herzen hatte.
    »Mich würde die Kirche interessieren. Kirchen sind oft Fluchtburgen vor dem Bösen. Es könnte ja sein, daß es auch hier noch stimmt, obwohl ich daran nicht so recht glauben will.«
    »Okay, fahren wir hin.«
    Unser Ziel war leicht zu finden, denn den Kirchturm sahen wir trotz der Dunkelheit. Er schob sich in die Höhe wie ein drohender Finger, der auf die Häuser niederblickte.
    Das Fahrzeug löste sich nur mühsam aus dem Eis, das die Reifen an der Unterseite umklammert hielt. Der harte Schnee zerknirschte, wir kamen frei. Ich lenkte den Wagen auf die Straßenmitte und hatte meine Schwierigkeiten mit der Lenkung und dem glatten Boden, denn auf Eis gehorchten auch die besten Reifen kaum.
    Es dauerte seine Zeit, bis ich mich an die Fahrerei gewöhnt hatte. Von da ging es dann besser. Ich wußte, wann ich gegenlenken mußte und wie ich die Kurven zu nehmen hatte.
    Die Kirche lag auf der rechten Seite. Zusammen mit dem Friedhof bildete sie eine Einheit. Ich dachte an die vielen Toten, die auf dem kleinen Gelände lagen, und spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Ich wollte nicht, daß dieser Ort noch weiter ausstarb. Hier mußte etwas unternommen werden.
    Wir rollten über einen schmalen Weg dem Kirchplatz entgegen. Er war leer. Das Eis schimmerte im Licht der Scheinwerfer wie ein weißblauer Teppich.
    Wie anklagend streckten Bäume ihre Äste und Zweige gegen den dunklen Himmel.
    Als ich das Lenkrad drehte und den Wagen in eine bestimmte Position brachte, erwischten die Scheinwerferstrahlen die Außenmauer der Kirche. Sie leuchtete in einem kalten Glanz. Schnee klebte an ihr, war längst gefroren und zum blanken Eis geworden.
    Auch die Fenster hatten auf ihrer Außenseite eine Eisschicht bekommen. Die Kirche machte auch von außen einen verlassenen Eindruck. Es war einfach zu spüren, daß sie von keinem Menschen mehr betreten wurde.
    Ich dachte an den Pfarrer. Auch er befand sich bestimmt unter den Toten. Der bittere Geschmack in seinem Mund nahm zu. Ich öffnete die Tür und stieg aus.
    »Wo willst du hin?«
    »Einmal um die Kirche gehen.«
    »Okay, ich bleibe hier.«
    »Gut.«
    Ich hämmerte die Tür wieder zu und machte mich auf den Weg. Es war sogar besser, wenn Suko beim Auto blieb, so konnte man uns nicht überraschen. Mein Ziel war die Eingangstür, die wegen ihrer Größe schon beinahe einem Tor glich.
    Ich schlingerte teilweise über blankes Eis und wäre fast gefallen, im letzten Augenblick konnte ich mich an der Klinke festhalten. Ich drückte sie dabei nach unten, nur bekam ich sie nicht auf, denn die Tür war verschlossen.
    Ich ging weiter, nachdem ich Suko durch das Heben meiner Schultern verständlich gemacht hatte, was mir passiert war.
    Die Fenster der Kirche lagen sehr hoch. Auch wenn ich sprang, konnte ich nicht hindurchschauen.
    Zudem war die Eisschicht so dicht, daß es auch nicht möglich gewesen wäre.
    Ich erreichte die Rückseite. Eine Mauer schimmerte wie ein düsterer Wall. Sie war durch ein schmales Tor in ihrer Kompaktheit unterbrochen worden. Büsche schraubten sich jenseits der Mauer wie kahle Skelette in die Höhe.
    Ich blickte über das Tor hinweg auf den Friedhof. Meinen Augen bot sich eine makabre Sinfonie aus Grabsteinen, Büschen, Hecken und Kreuzen. Steinerne, von Schnee und Eis bedeckte Zeugen des Vergänglichen, über das der Winter ein zusätzlich weißes Leichentuch gelegt hatte.
    Im Licht der Sterne wirkte der kleine Friedhof wie eine Filmkulisse. Besser hätte auch ein Lichtingenieur des Spielberg-Teams eine derartige Szenerie nicht ausleuchten können, wie es die Wirklichkeit fertigbrachte. Ich war von diesem Augenblick fasziniert und konnte den Grund selbst nicht sagen, denn ich hatte schon verflixt oft Friedhöfe gesehen, sie betreten und auch untersucht.
    Ich hatte das Grauen erlebt, ich hatte mich mit lebenden Toten und Ghouls herumgeschlagen oder Dämonen auf den alten Totenackern gejagt, so daß mich der Friedhof eigentlich hätte abstoßen müssen, was er aber nicht tat.
    Er faszinierte mich, er lockte mich, und ich versuchte, das Tor zu öffnen, das mit seiner Unterseite über den rauhen Schnee kratzte und die Oberfläche aufriß.
    Was lockte mich so sehr an den Ort?
    Ich ging langsam. Schaute nach rechts und links. Die Grabsteine standen als stumme Zeugen mit weißen Eishauben. Die Kreuze mahnten die Lebenden, die Toten nicht zu vergessen. Über mir riß der Himmel immer weiter auf. Scharf zeichnete sich ein allmählich zunehmender

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