0739 - Teufelsträume
»Kann sein, daß wir sie noch öfter zu Gesicht bekommen.«
»Scharf bin ich darauf nicht.«
»Vielleicht zeigt sie uns den Weg.«
»Zu ihm?«
»Möglich.«
Als ich einstieg, folgte Suko. »Ich habe mich mal an der Kirche umgeschaut und noch einen weiteren Eingang gefunden. Nichts zu machen, auch er war verschlossen.«
»Kann ich mir gut vorstellen. Die andere Macht wird die Kirche ausgeschaltet haben, wie auch immer. Hier soll nur noch das Böse regieren. Da will Luzifer seinen Plan einhalten.«
Suko sagte nichts. Ich empfand dieses Schweigen als Zustimmung. Dann ließ ich den Motor an. Der Krach schallte über den Kirchplatz. Er kam mir vor wie hohles Gelächter aus dem Geisterreich, als wären unheimliche Gestalten dabei, uns auszulachen.
An diesem Ort hatten wir nichts mehr zu suchen. Ich wendete den Wagen und rollte den Weg zurück.
»Hast du schon einen Plan, wohin du jetzt fahren willst?« erkundigte sich Suko.
Vor einer etwas breiteren Querstraße stoppte ich. »Eigentlich noch nicht.«
»Dann würde ich die linke Seite nehmen.«
»Warum?«
»Weil dort die Katze sitzt.«
Ich schaute hin und hatte recht. Sie hockte mitten auf der Straße. Von ihr waren beinahe nur die Augen zu sehen. Der schwarze Fellkörper verschmolz mit dem Schatten der Nacht.
»Seltsam…«
»Nein, John, nicht seltsam. Es gibt einen Grund. Das Tierchen hat auf uns gewartet. Es will, daß wir ihm folgen. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.«
»Dann tun wir das doch.« Ich schlug das Lenkrad nach links ein und schaute zu, wie auch die Lichter der Scheinwerfer herumschwenkten und die Katze erwischten.
Für einen Moment nur. Da aber sah sie aus, als wäre sie ein künstliches Geschöpf, weil sie eben so unbeweglich dasaß. Mit einem gewaltigen Satz aber verschwand sie aus dem unmittelbaren Lichtschein, ohne ihn vollends zu verlassen, denn sie lief an der rechten Straßenseite entlang und hatte sogar einen Vorsprung herausgearbeitet.
»Du hast recht, Suko. Die will tatsächlich, daß wir ihr folgen.«
»Das glaube mal.«
Wir fuhren nur im Schrittempo, und die Katze behielt den Abstand immer bei. Mal kamen wir näher, dann sprang sie vor. Wenn wir zurückblieben, lief sie auch langsamer. Hin und wieder drehte sie den Kopf und reagierte wie ein Mensch, der sich davon überzeugen will, daß seine Verfolger ihm ja auf den Fersen bleiben.
Wir taten ihr den Gefallen, und sie führte uns - so sah es jedenfalls aus - dem Ortsende entgegen.
Beide wunderten wir uns darüber, nur Suko sprach es aus.
»Ich habe eine verrückte Idee. Ob uns das Tierchen zu dem Ort im Wald führen wird, wo die Ruine steht?«
»Das wäre zuviel der Güte.«
»Möglich ist alles. Zudem wäre es nicht schlecht. Dann könnten wir endlich angreifen.«
Suko irrte sich, ich irrte mich ebenfalls, denn die Katze hatte etwas ganz anderes vor.
Sie bog plötzlich in einen schmalen Weg ab. Hier standen nur zwei Häuser und die noch ziemlich weit hinten auf den Grundstücken. Der Weg war glatt wie ein Spiegel. Unser Fahrzeug schlingerte mehr als einmal gefährlich, wobei es mir glücklicherweise gelang, den Wagen immer wieder abzufangen und in der Spur zu halten.
Neben mir bewegte sich Suko unruhig. Immer wieder drehte er den Kopf. Mal nach rechts, mal nach links. Er blickte auch geradeaus, ohne aber etwas erkennen zu können. Der Weg sah tatsächlich aus, als würde er ins Nichts führen.
Hinter dem Licht ballte sich die Dunkelheit, von der immer mehr gefressen wurde, je näher wir herankamen.
Ich schaltete das Fernlicht ein.
Kalte, blaue Strahlen, eisig schimmernd, zerrissen das kalte Tuch der blauen Dunkelheit. Genau dort, wo es endete, erkannten wir so etwas wie ein Ziel, eine Veränderung, auch wenn jetzt noch nicht genau auszumachen war, um was es sich dabei handelte.
Die Katze lief darauf zu. Sehr schnell jetzt, als hätte sie Angst, es zu spät zu erreichen.
»Wir sind gleich da«, flüsterte Suko, »das spüre ich genau. Es nähert sich dem Ende.«
Ich wußte nicht, woher er diesen Optimismus nahm, bei mir war es nicht der Fall.
Das Ende mündete in einen Platz.
Kurz zuvor nahm er noch an Breite zu.
Ich hatte weiterhin das Fernlicht eingeschaltet und konnte erkennen, daß der Platz nicht mehr war.
Plötzlich befand sich der Körper der Katze in der Luft. Er fand sogar ein Ziel und blieb auf einem Gegenstand sitzen, der aussah, als wäre er aus zehn oder mehr Eiswürfeln zusammengebaut. Sehr schnell sah ich, daß wir uns einem Ort
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