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0739 - Varneys Rache

0739 - Varneys Rache

Titel: 0739 - Varneys Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Revolver und spannte den Hahn. »Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, erschieße ich Sie auf der Stelle. Glauben Sie nicht, dass ich nicht damit durchkomme. Ich bin der Bürgermeister!«
    Die Augen des Betrunkenen flackerten bedenklich, während er sich noch einen Schluck genehmigte.
    Zamorra sah, dass es keinen Zweck mehr hatte, weiter auf den Bürgermeister einzudringen. Die Mischung aus Alkohol, Panik und verzweifelter Verdrängung war höchst explosiv, und er hatte nicht die geringste Lust, ihr zum Opfer zu fallen. Also trat er den Rückzug an. Vorläufig zumindest.
    »Ich wohne im Gasthaus der Behrs«, sagte der Parapsychologe, als er sich zum Gehen wandte. »Nur falls Ihnen Ihr Leben doch noch lieb ist.«
    »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, sollten Sie Kronsberg so schnell wie möglich verlassen.«
    Wortlos verließ Zamorra das ungastliche Haus.
    ***
    Als der Franzose gegangen war, stürzte Constantin Niculescu sofort wieder zur Hausbar. Mit zitternden Händen griff er sich die letzte Flasche Wodka. Mit einem Glas gab er sich gar nicht erst ab. Er setzte an und nahm einen tiefen Schluck. Er musste dringend seine Vorräte auffüllen, gleich morgen früh. Oder vielleicht könnte er kurz noch in die Schenke gehen. Eginald würde ihm bestimmt ein paar Flaschen verkaufen.
    Aber nein, das ging nicht. Er konnte auf gar keinen Fall raus. Nicht in der Nacht!
    Aber wieso nicht? Da draußen war doch nichts. Varney war längst tot und begraben. Hatte er das dem Professor nicht gerade selbst gesagt? Diesem Samowar, oder wie immer er heißen mochte?
    Zamorra!
    Der Bürgermeister nahm einen weiteren kräftigen Schluck, um sich für diese Gedächtnisleistung zu belohnen, und wankte zum Fernseher. Er drehte ihn lauter und ließ sich in seinen Ohrensessel fallen, wo er sich zur Belohnung für die Anstrengung gleich einen weiteren Schluck genehmigte. Die Pistole legte er vor sich auf den Wohnzimmertisch.
    Der Bürgermeister war einem guten Tropfen nie abgeneigt gewesen. Aber in den letzten Jahren hatte er zunehmend zur Flasche gegriffen. Je älter er wurde und je mehr ihn seine körperlichen Kräfte verließen, desto mehr sorgte er dafür, dass er einen gewissen Alkoholpegel nicht unterschritt. Nur so konnte er seine Dämonen in Schach halten, seine ewige, im Hintergrund lauernde Angst. In jungen Jahren hatte er sie durch sein lautes Auftreten leicht überspielen können. Doch seit diese deutsche Architektin verschwunden war, war er vor Furcht wie gelähmt.
    Das Geplärre des Fernsehers nervte. Der Ton war viel zu laut, aber Constantin Niculescu sah sich nicht mehr in der Lage, aufzustehen und ihn leiser zu stellen. Wo die Fernbedienung lag, hatte er vergessen. Vergeblich versuchte der Bürgermeister, sich auf das Geschehen, auf dem Bildschirm zu konzentrieren. Es war eine Eifersuchtsgeschichte. Frau liebt Mann, der wieder eine andere Frau liebt. Oder liebte die Frau eine andere Frau? Oder der Mann einen anderen Mann?
    Bei diesen modernen Beziehungen findet man sich einfach nicht mehr zurecht, dachte Niculescu verärgert und nahm einen weiteren Schluck. Bei ihm hatte es so etwas nie gegeben. Zwar war er seiner Frau Elena, die vor drei Jahren an Krebs gestorben war, auch nicht immer ganz treu gewesen. Aber immerhin hatte er sie immer nur mit den Mädchen aus dem Dorf betrogen. Da hatte alles seine Ordnung gehabt!
    Ein Geräusch ließ den Bürgermeister aufschrecken. Ein Fenster klapperte im ersten Stock. Das konnte nicht sein! Er hatte alle Fenster fest verriegelt. Adrenalin schoß ihm ins Blut und dämpfte die Wirkung des Alkohols. Constantin Niculescu griff sich die Waffe vom Tisch und stand schwankend auf. Der Impuls, sich wimmernd in der nächsten Ecke zu verkriechen, war fast übermächtig, doch erzwang seine Füße vorwärts. Niculescu stolperte die Treppe rauf. Vor dem Schlafzimmer hob er die Pistole und stieß die nur angelehnte Tür auf.
    Er wartete auf ihn.
    Die Zeit hatte ihm nichts anhaben können. Während Niculescus Körper zusehends zerfallen war, war Varney um keinen Tag gealtert. Sein von langen schwarzen Haaren umrahmtes Gesicht war bleich und schön. Wie immer umspielte ein ironisches Lächeln die Lippen.
    Die langen Eckzähne blitzen.
    »Nein!«, entfuhr es Niculescu.
    »Guten Abend, Constantin«, sagte der Vampir. »Es ist eine Weile her…«
    ***
    »Du kannst hier nicht rein. Nicht wenn du nicht eingeladen bist.«
    Verzweifelt erinnerte sich Constantin Niculescu an die Geschichten, die ihm seine

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