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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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sicher, daß sich die Sache anders verhalten hatte“, entgegnete Fenner.
    „Ich kann Ihnen leider nicht ganz folgen.“ Sie blickte Fenner fragend an.
    „Wir waren heute morgen oben. Vier Männer. Wir wollten unsere Annahmen bestätigt wissen. Und nun sind wir überzeugt, daß dort oben das Böse haust.“
    Angela lachte kurz auf, doch es klang nicht sehr echt. Sie schien plötzlich nervös und angespannt.
    „Ich dachte, heutzutage glaubt kein Mensch mehr an solche Dinge“, sagte sie dann mit unsicherer Stimme. „Wir sind mitten im zwanzigsten Jahrhundert. Sie können doch nicht im Ernst behaupten …“
    „Uns ist sogar sehr ernst mit dieser Behauptung“, antwortete Chambers ruhig.
    „Mit solchen Dingen ist nicht zu spaßen, Fräulein de Ruys“, bestätigte Fenner die Aussage Chambers’. Er fühlte, daß seine Nerven bis zum Äußersten angespannt waren.
    „Was haben Sie nun tatsächlich gesehen?“ Das war eine sehr direkte Frage.
    „Nennen Sie es Manifestation oder wie Sie wollen, aber wir alle haben es gesehen. Das Schattenbild eines Mannes, der im Torbogen des Schlosses stand. Und dieses Schattenbild verströmte eine Aura des absoluten Bösen.“
    „Sie meinen, Sie sahen einen Geist?“ Das Mädchen lachte. „Vielleicht war es das Gespenst eines meiner Vorfahren, der zur Erde zurückkam, um Sie zu belehren, daß man Verstorbene nicht in ihrer Ruhe stört.“
    „Ich würde die Sache nicht so leicht nehmen, Fräulein de Ruys“, mahnte Chambers. „Mit Dingen wie diesen ist nicht zu spaßen, glauben Sie mir.“ Sein Gesicht glänzte feucht von Schweiß. „Ich habe mich mit solchen – Phänomenen – wenn Sie es so nennen wollen, seit gut dreißig Jahren intensiv beschäftigt. Es gibt dunkle Mächte auf dieser Erde, so wie es auch Mächte des Himmels gibt. Wenn Sie genau überlegen, können Sie nicht abstreiten, daß es in der Vergangenheit göttliche Wunder gegeben hat, und Sie müssen mir glauben, daß die Macht des Bösen ebenso stark ist in den Händen einer wissenden Person.“
    „Und Sie meinen, daß dort oben auf dem Schloß etwas Derartiges geschah?“
    „Wenn man den Berichten glauben darf, war der Herrensitz der Familie de Ruys vor dreihundert Jahren der Schauplatz finsterer Machenschaften. Die Berichte verschweigen zwar, welche teuflischen Riten dort abgehalten wurden, doch ist es relativ einfach, aus den Geschehnissen gewisse Schlüsse zu ziehen. Es scheint so ziemlich sicher, daß schwarze Messen abgehalten und Menschenopfer dargebracht wurden.“
    Mit weit aufgerissenen Augen saß das Mädchen da, versuchte, etwas zu sagen, doch die Stimme versagte ihr.
    Hastig fuhr Chambers fort.
    „Es war vorauszusehen, daß dies alles wie ein Schock auf Sie wirken würde, und daß Sie am Wahrheitsgehalt meiner Aussage zweifeln würden, doch möchte ich Sie in aller Eindringlichkeit bitten, meinen Worten Glauben zu schenken. Alles, was ich Ihnen erzählte, ist absolut wahr. Authentische Dokumente aus jener Zeit beweisen, daß in der nächsten Umgebung des Schlosses eine Anzahl von Menschen auf unerklärliche Weise verschwanden, und zwar in den letzten drei Jahren vor dem mehr oder weniger gleichzeitigen Tod sämtlicher de Ruys. Mein Verstand sträubt sich dagegen, dies als Zufälle zu betrachten. Ich kann mir vorstellen, welcher Gedanke sich Ihnen nun aufdrängt: Warum taten sie solch teuflische Dinge.“ Chambers lächelte schwach. „In allen meinen Forschungsergebnissen tauchten immer wieder zwei Gründe für derlei teuflische Praktiken auf. Im Falle der Familie de Ruys lag es wohl außer Zweifel, daß sie in dieser Gegend jede erdenkliche Macht besaßen.“
    „Sie glauben also, daß sie nach der Unsterblichkeit suchten?“ warf Fenner ein.
    „Ich glaube nicht, daß sie nur auf die Unsterblichkeit aus waren“, antwortete Chambers langsam und zündete seine Pfeife von neuem an. „Aber ich bin sicher, daß sie durch jene satanischen Riten in gewisser Weise Unsterblichkeit erlangten. Oh, sie lebten nicht endlos weiter, wie man sich so im allgemeinen die Unsterblichkeit vorstellt. Sie starben damals körperlich, aber ihre – nennen wir es: verdammten Seelen, wenn Sie wollen – lebten an jenem Ort weiter. Und diese verdammten Seelen können nicht sterben, weil sie – gezeugt aus dem Bösen – das Böse sind. Grausig und gefährlich zugleich ist dieses Böse nun an jenen Ort gebannt, zwischen den Mauern des Schlosses, in denen nun Zeit keine Rolle mehr spielt. Was wir heute morgen

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