074 - MARBU - Die Kraft des Todes
Augen. Er liebte Samantha Karras nicht im entferntesten. Sie gefiel ihm nur, er begehrte sie und wollte sie besitzen. Vielleicht auch ein bißchen deshalb, weil sie sich ihm gegenüber so unnahbar gab. Mädchen, die zwischen sich und ihm eine Eiswand errichteten, hatten ihn schon immer ganz besonders gereizt Er hielt sich für unwiderstehlich. Seiner Ansicht nach war das fast jeder Mann. Es kam immer nur auf den richtigen Zeitpunkt an - und der Scotch sagte ihm, daß dieser Zeitpunkt heute gekommen war.
Sie befand sich in ihrem Zelt, während die anderen noch um das Lagerfeuer herumsaßen. Die Gelegenheit war günstig.
Und Gelegenheit macht Diebe, sagt man.
Wieder fand ein Schluck Schnaps seinen Weg in Sillocks Magen. Der Mann setzte sich auf. Angenehm betrunken war er. Samantha würde davon profitieren.
Sie würde zuerst empört sein, wenn er ihr Zelt ohne ihre Erlaubnis betrat, aber schließlich würde ihr gefallen, was er mit ihr anstellte.
Sillock erhob sich. Das Zelt war hoch genug, daß er darin aufrecht stehen konnte. Er schwankte, nahm sich ein bißchen zusammen und trat in die Nacht hinaus. Die Männer, die beim Feuer saßen, beachtete er kaum. Er sah das Licht in Samanthas Zelt und betrachtete mit wachsendem Verlangen ihren Schatten, der sich geschmeidig hin und her bewegte.
Soeben zog sie ihre Khakibluse aus. Sillock ließ die Zungenspitze über seine Lippen huschen. Er schob den imprägnierten Stoff zur Seite, und Samantha Karras präsentierte sich ihm im hellen Schein der Campinggasleuchte. Erschrocken bedeckte sie sich.
»Was fällt Ihnen ein?« stieß sie entrüstet hervor. »Sie können doch nicht so mir nichts, dir nichts in mein Zelt kommen.«
»Entschuldigen Sie…« Er spielte den Verlegenen. »Ich dachte… Ich konnte nicht wissen… Nun ja, ich wollte mit Ihnen reden… Können Sie mir meine Gedankenlosigkeit verzeihen?«
»Gehen Sie!« verlangte Samantha Karras scharf.
»Sind Sie mir jetzt böse?«
»Hinaus mit Ihnen!«
Sein Atem ging schnell, und ein nervöses Lächeln huschte über sein Gesicht. »Warum schnauzen Sie mich so an? Ich tue Ihnen doch überhaupt nichts. Ist es ein so großes Verbrechen, Sie anzusehen? Die Schuld liegt bei Ihnen. Wären Sie nicht so verdammt hübsch…«
Samantha bebte vor Wut. »Wollen Sie nicht endlich mein Zelt verlassen?«
»Da ist wieder dieser unbeschreibliche Ausdruck in Ihren meergrünen Augen. Sie sind ein Mädchen, das meine ganze Bewunderung hat, Samantha. Ehrlich. Ich finde, Sie sollten das ein klein wenig honorieren, indem Sie ein bißchen netter zu mir sind als bisher. Oder ist das zuviel verlangt?«
»Zum letztenmal, Mr. Sillock…«
Er schüttelte den Kopf und wehrte mit den Händen ab. »O nein. Nein. Nicht Mr. Sillock… Don! Wir befinden uns auf einer gefährlichen Expedition. Wer weiß, was noch alles auf uns zukommt. So etwas sollte uns doch zusammenschmieden. Kann sich unsere kühle Beziehung nicht ein bißchen erwärmen? Kann nicht Freundschaft daraus werden?«
Sie roch seinen Scotchatem und sah den Alkoholglanz seiner Augen. »Sie sind betrunken, Mr. Sillock!«
»Ich fühlte mich einsam in meinem Zelt. Die anderen sitzen am Lagerfeuer und unterhalten sich. Mich wollen sie nicht dabei haben.«
»Könnte es nicht sein, daß Sie selbst daran schuld sind?«
»Das will ich nicht bestreiten. Ich hatte immer schon Anpassungsschwierigkeiten. Was soll ich machen? Jeder Mensch ist so, wie er geboren wurde.«
»Man kann sich zusammennehmen. Man kann sich ändern.«
»Denken Sie, es ist so schön, immer der Außenseiter zu sein? Meine Versuche, bei meinen Mitmenschen anzukommen, scheitern zumeist kläglich. Das entmutigt mit der Zeit. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn man von allen abgelehnt wird. Sie werden ja von allen begehrt und bewundert…«
Samantha fragte sich, ob es mit dem, was er sagte, ernst war. »Hören Sie, können wir nicht morgen darüber reden?« fragte sie, etwas sanfter. »Ich bin müde und…«
»Wenn Sie mir nur ein paar Minuten schenken würden… Ich bin betrunken, ja. Aber nüchtern hätte ich es nicht gewagt, Ihr Zelt zu betreten. Ich muß mich mit jemandem aussprechen. Mich bedrückt so viel…«
Während er leise sprach, kam er langsam näher. Samantha verströmte einen Duft, der ihn betörte, der ihm den Rest seines Verstands raubte.
»Ein Mädchen allein auf so einer Expedition«, keuchte er. »Das ist verrückt. Es ist eine hundsgemeine Herausforderung an alle Männer. Okay. Ich nehme sie
Weitere Kostenlose Bücher