074 - MARBU - Die Kraft des Todes
an.«
Blitzschnell griff er nach der Khakibluse und riß sie ihr aus den Händen. Sie war so perplex, daß sie zu reagieren vergaß. Er packte sie und preßte sie fest an sich.
Sie wollte schreien, aber er verschloß ihr den Mund mit einem wilden Kuß. Sie fing an sich zu wehren, aber Don Sillock war stark, und der Alkohol machte ihn noch stärker - und gefühllos. Er spürte die Faustschläge kaum, die ihn trafen, küßte Samanthas Hals, den Ansatz ihrer weichen warmen Brüste…
Da schrie sie.
***
Wir saßen um das Feuer herum und sprachen über belanglose Dinge. Basanga war gefesselt und an einen Baum gebunden worden, damit er sich nicht aus dem Staub machen konnte. Ori hockte neben ihm, und sobald sich der Neger bewegte, starrte ihn der weiße Gorilla grimmig an.
Samanthas Schrei alarmierte uns alle.
Colin Nabors war am schnellsten auf den Beinen. »Samantha!« stieß er erschrocken hervor.
Es war zu sehen, was passierte. Die Schattenspiele an der Zeltwand waren eindeutig. Samantha Karras hatte Besuch von Don Sillock.
»Ich bringe dieses Schwein um!« schrie Nabors und stürmte los. Er verschwand in Samanthas Zelt. Kurze Zeit wurden die Schattenspiele von drei Personen bestritten. Dann kam Sillock aus dem Zelt geflogen, und Colin Nabors katapultierte sich hinter ihm her.
Nabors war so in Rage, daß Sillock keine Chance gegen ihn hatte. Ich glaube, wir gönnten Sillock jeden Treffer, den er einstecken mußte.
Als sich Sillocks Untergang abzeichnete, griff er zum Messer, und dagegen hatte ich etwas.
»Sillock!« schrie ich. »Messer weg!«
»Mein Gott, Tony, tun Sie etwas!« schrie Samantha. »Er bringt Colin sonst um!«
»Sie halten sich besser raus, Ballard!« knurrte Don Sillock. »Sonst mache ich Sie auch gleich fertig.«
Ich scherte mich nicht um seine Drohung, sprang vor, stieß Colin Nabors zurück und nahm dessen Platz ein.
»Wer nicht hören will, muß fühlen!« sagte Sillock und stach zu.
Ich wich zurück, die Klinge verfehlte mich, und es gelang mir, den Messerarm abzufangen. Ich drehte Sillocks Arm nach hinten. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich. Er wollte das Messer nicht fallenlassen, versuchte freizukommen, schaffte es aber nicht. Mein Griff war hart.
Sillock setzte faule Tricks ein, doch damit kam er bei mir nicht an. Er erreichte nur, daß ich noch kompromißloser wurde. Endlich öffneten sich seine Finger, und das Messer fiel zu Boden. Jetzt ließ ich Sillock los. Er wollte sich das Messer sogleich wiederholen, aber da bückte er sich in meinen Aufwärtshaken und konnte ausgezählt werden.
Ich nahm das Messer an mich. Lance Selby brachte kaltes Flußwasser in einem Kunststoffeimer und schüttete es dem Betrunkenen ins Gesicht.
Sillock schrie und spuckte. »Wollen Sie mich ersäufen?«
»Keine schlechte Idee!« stieß Colin Nabors aggressiv hervor. »Verdammt, Sillock, wenn Sie Samantha noch einmal zu nahe kommen, können Sie damit rechnen, daß Sie den Koshoto-Fluß leersaufen!«
Don Sillock haßte uns alle, das sah ich ihm an. Ich hatte kein gutes Gefühl. Meiner Ansicht nach war dieser Kerl zu allem fähig. Sogar dazu, sich gegen uns mit Basanga zusammenzutun.
Bevor wir uns aufs Ohr legten, schärfte ich Ori ein, wachsam zu sein, damit Don Sillock nicht mit gezinkten Karten spielen konnte. Ein Feind in den eigenen Reihen ist schlimmer als zehn Feinde, denen man gegenübersteht.
***
Man schleppte ihn in einen großen Hof. Er sah hohe graue Wände, und Menschen waren anwesend, die ihn beschimpften, bespuckten und die Fäuste drohend gegen ihn erhoben.
Sie wünschten ihm alle den Tod, waren gekommen, um dabei zuzusehen, wie der Höllenhenker seines Amtes waltete.
Paul Bordman war nahe daran, den Verstand zu verlieren.
Verzweifelt wehrte er sich, obwohl er längst erkannt hatte, daß es keinen Zweck hatte. Die Menge teilte sich. Ab und zu traf ihn ein Tritt.
Er sah nicht, was sich vor ihm befand. Erst als wieder Leute zur Seite wichen, erblickte er das Blutgerüst, auf dem er den Kopf verlieren sollte.
Dunkles, roh gezimmertes Holz bildete eine Plattform, auf der sich ein Richtblock befand.
Das alles war so irrsinnig, daß Bordman es nicht begreifen konnte. Er gehörte nicht hierher, nicht in diese Stadt und nicht in diese Zeit. Wo war Marbu? Warum griff die schwarze Kraft nicht ein und rettete ihm das Leben?
Marbu schien ihn fallengelassen zu haben. Vielleicht war er wertlos geworden, weil er zuviel getrunken und sich zu sehr dem Genuß des Geisteropiums
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