0740 - Das Blutgespenst
wusste, dass der Dämon seine Worte nicht mehr hörte.
Er hoffte, dass alles ein möglichst rasches Ende fand. Und vor allem ein günstiges…
***
Reginas Herz raste.
Der Alptraum war entsetzlich gewesen. Die junge Frau hockte sich auf ihre Bettkante. Verzweifelt versuchte sie, Ordnung in ihre Gedanken zu bekommen.
Was hatte das alles zu bedeuten?
Plötzlich fühlte sie sich in dem Haus wie in einer Mausefalle. Die Mauern konnten keinen Schutz bieten vor dem okkulten Grauen, von dem Signor Eternale gesprochen hatte. Er schien sich mit solchen Dingen auszukennen. Regina erkannte, dass es wohl ein Fehler gewesen war, sich ihm nicht anzuvertrauen. Aber sie war einfach nicht klar im Kopf gewesen. So direkt nach ihrem Albtraum hatte sie große Schwierigkeiten, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie wusste nicht, ob sie es überhaupt schon geschafft hatte.
Wie in Trance kleidete Regina sich an. Als sie an dem schmalen Wandspiegel vorbeiging, schaute ihr von dort eine aparte Ragazza entgegen. Obwohl sie sich eigentlich eher fühlte wie ein Grottenolm. Jedenfalls in diesem Moment.
Sie musste hinaus an die Nachtluft. Die Wände ihrer engen Behausung schienen auf sie zuzukommen. Reginas Knie waren weich wie Butter, als sie die Außentür aufstieß. Für Momente wirkte die kühle und angenehme Luft wie Balsam auf sie. Doch dann hatte sie die Furcht wieder fest in den Klauen. Was war mit diesem unaussprechlichen Grauen, das sie in ihrem Albdruck gesehen hatte? War es irgendwo wirklich vorhanden, lauerte es im dunklen Winkel, selbst in diesem so idyllisch wirkenden Ort?
Signor Eternale!
Regina hatte ihn nicht mehr gesehen, bevor sie das Gebäude verlassen hatte. Er musste bereits fort sein. Sie nahm sich vor, ihn nun doch aufzusuchen. Instinktiv spürte die junge Frau, dass dieser Mann aus Rom Licht in die vertrackte Angelegenheit bringen konnte. Warum nur hatte sie vorhin nicht mit ihm geredet, als er sogar zu ihrem Zimmer gekommen war? Eine einmalige Gelegenheit, die sie einfach hatte verstreichen lassen.
Aber nun war es zu spät, um sich Vorwürfe zu machen. Regina warf einen automatischen Blick auf ihre Armbanduhr. Es waren noch, einige Stunden bis zum Morgengrauen. So lange wollte sie nicht warten. Regina nahm sich vor, Signor Eternale noch in der Nacht aufzusuchen. So groß war der Ort schließlich nicht…
Sie hatte nur ein paar Schritte auf der nächtlichen verödeten Straße zurückgelegt, als plötzlich jemand die Lichthupe betätigte. Reginas Herz machte einen Sprung vor Freude. Sollte in diesem Auto dort Signor Eternale auf sie gewartet haben? Schnell machte sie ein paar Schritte auf das Gefährt zu. -Und erstarrte.
In dem Fiat Panda saß nicht der Fremde aus Rom, sondern ein Provinz-Aufreißer allerschlimmster Sorte. Regina kannte die Sorte. Schon, als er sich mit einer lässigen Bewegung aus dem Wagén schraubte und zu seiner vollen Größe aufrichtete, konnte Regina ihm an der Nasenspitze ansehen, daß er breitbeinig gehen würde. Und so war es auch.
Natürlich hatte er die dazu passende Frisur aus Minipli-Löckchen über seiner niedrigen Stirn. Regina wunderte sich, daß der Angeber nicht die reichlich wuchernden Haare auf seiner Brust ebenfalls mit einer Dauerwelle hatte versehen lassen. Jedenfalls zeigte er sie so stolz vor, dass er sein Hemd vermutlich noch niemals ganz zugeknöpft hatte. Aber vielleicht ging es ihm auch nur darum, seine vergoldete Kette besser vorzeigen zu können.
»Ciao, Bella!« Das Edelmetall hatte es dem Panda-Fahrer offenbar angetan. Jedenfalls wurde auch sein Gebiss von einem Goldzahn geziert. »Lust auf eine Spritztour im Mondschein?«
Ich kann mir vorstellen, was du unter einer Spritztour verstehst, dachte Regina. Sie erwiderte lieber überhaupt nichts und eilte weiter.
Aber bevor sie an dem Mann vorbei war, packte er sie am Handgelenk.
»Ah, Signorina ist spröde, Signori -na spielt die Arrogante! Macht nichts, mein Täubchen. Ich kenne deine Sorte. Im Bett könnt ihr am Ende nie genug bekommen…«
Regina hätte sich lieber die Kugel gegeben, als mit diesem Ekelpaket in den Clinch zu gehen. Darum fiel ihre Antwort ebenso knapp wie eindeutig aus.
Mit ihrer halb hohen Stiefelette trat sie mit voller Wut gegen sein linkes Schienbein!
Der Minipli-Träger veranstaltete nun etwas, das wie ein grotesker Tanz aussah. Er hüpfte auf dem rechten Fuß auf und ab. Gleichzeitig hielt er sich mit beiden Händen die verletzte Stelle.
»Aaauuu«, schrie er, »du Miststück!
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