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0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld

Titel: 0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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ganz einfach nicht sagen können, ob sie nun eine oder zwei Stunden zwischen den dicht stehenden Tannen hindurchgelaufen waren, als Lisa plötzlich stehen blieb. Anna hatte so viele Fragen, doch die Verwalterin legte ihr erneut die Hand auf den Mund und lauschte angestrengt in die Finsternis hinein. Minutenlang standen die Frauen einfach nur so da, bis Lisa offensichtlich beruhigt war.
    Heftig atmete sie durch. »Es ist uns niemand gefolgt, da bin ich jetzt sicher.«
    Sie ließ sich erschöpft auf dem Waldboden nieder, und Anna folgte dem Beispiel nur zu gerne, denn ihr schmerzte jeder Muskel. Sie hatte sich bei dem für sie blind geführten Marsch völlig verkrampft.
    Langsam fühlte sie die Anspannung weichen und konnte ihre Tränen nun nicht mehr zurückhalten.
    Lisa streichelte über Annas Haare. »Heul jetzt nicht, dazu hat du später noch genug Zeit. Hör mir ganz genau zu. Nicht weit von hier gibt es eine Höhle, deren Eingang man auch am Tag nicht so einfach sehen kann.« Lisa machte eine Pause, bis sie sicher war, dass Anna auch wirklich zuhörte. »Es gibt nicht viele Menschen, die diese Höhle kennen. Der Eingang ist so klein, dass man sich gerade eben hineinquetschen kann, und es fällt kein Lichtstrahl in das Innere. Dort bringe ich dich jetzt hin. Alles weitere wird sich fügen.«
    Lisa stand auf. »Komm jetzt, Anna. Ich muss wieder auf dem Hof sein, ehe es hell wird.«
    Der zierliche Körper des Mädchens passte ohne große Schwierigkeiten durch den Höhleneingang.
    Wieder hatte Anna sich nur wundern können, wie Lisa den Durchschlupf so präzise gefunden hatte.
    Die Frau des Verwalters spürte die Verwunderung des Mädchens, das hinter ihr herstolperte. »Ich bin hier aufgewachsen. Hier, in diesen Wäldern, habe ich als Kind gespielt. Ich habe praktisch im Wald gelebt, aber das musst du jetzt alles nicht genauer wissen.«
    Sie führte Anna abseits vom Weg mitten in ein Dickicht hinein. Und dann konnte auch Anna den winzigen Einstieg sehen, der wie der Eingang zu einem Fuchsbau wirkte, und nur unwesentlich größer war.
    Lisa ging auf die Knie und drückte Wurzeln und Sträucher zur Seite, bis das Loch im Boden ganz sichtbar wurde. Mit dem Kopf voran drückte sie sich in die Öffnung hinein und war kurz darauf vollkommen verschwunden.
    »Worauf wartest du?«, drang ihre Stimme aus der Dunkelheit. »Komm schon!«
    Lisas Ungeduld war nicht zu überhören, und Anna zögerte daher nicht länger. Sie atmete tief durch. Sekunden später fand sie sich in einer lichtlosen Umgebung wieder, die selbst die finsterste Nacht zu übertreffen schien. Ihre Füße fanden Halt auf feuchtem Boden. Es hatte in den vergangenen Tagen nicht geregnet, doch die Tatsache, dass kein Sonnenstrahl bis hierhin drang, bewirkte, dass der Grund wohl nie vollkommen austrocknen konnte.
    Anna hatte keinerlei Vorstellung, wie groß und hoch die Höhle war, und wagte keinen Schritt in die dunkle Ungewissheit hinein.
    Sie zuckte zusammen, als Lisa ihren Arm berührte.
    »Morgen komm ich wieder und bringe dir etwas zum essen«, sagte die Verwalterin. »Jetzt muss ich los, es wird bald hell. Rühr dich möglichst nicht von der Stelle und mach um Himmels willen kein Feuer.«
    Anna nickte nur. Womit hätte sie wohl ein Feuer anzünden sollen?
    »Lisa, wie lange muss ich…« Sie beendete den Satz nicht, denn die Verwalterin war bereits verschwunden.
    Zitternd ließ das Mädchen sich auf dem feuchten Boden nieder und lauschte in die Schwärze hinein, die es umgab. Doch da war kein Laut zu hören. Nicht einmal das Rascheln von Fledermausflügeln - nichts.
    Anna schloss die Augen. Wieder einmal konnte sie nichts tun - nur warten…
    ***
    Heute
    Brik Simon kochte einen ausgezeichneten Kaffee, und tischte auch sonst ein prächtiges Frühstück auf. Zamorra und Nicole waren begeistert und ließen es sich schmecken.
    »Sag mal, Brik«, begann Nicole. »Ich habe in der Nacht Geräusche aus dem oberen Stockwerk gehört. Bist du vielleicht Schlafwandler?«
    Simon blickte die Französin verwundert an, dann lachte er. »War mein Untermieter wieder einmal im Haus?«
    Seine Gäste verstanden kein Wort.
    »Ich höre ihn schon gar nicht mehr. Ein Wiesel hat einen seiner Unterschlüpfe in der Zwischendecke des Hauses. Er kommt nicht oft, doch wenn, dann macht der Kerl einen Höllenlärm.«
    Zamorra wechselte das Thema.
    »Und du meinst, dieser Hugo kennt den Einstieg zu der Höhle?«
    Simon nickte. »Kein Problem für ihn. Ich habe in der Frühe schon mit ihm

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