0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld
diese Höhle?«
Brik Simon musste nachdenken. Aus Peer, diesem Sonderling, würden sie keine weiteren verwertbaren Informationen herausbekommen, das wusste er. Aber er hatte eine Idee, wer ihnen da helfen konnte.
Trotz der neüen Informationen ließen die drei sich zunächst einmal das Essen schmecken.
Die Diskussion ging derweil heftig weiter, nur Peer beteiligte sich mit keinem Wort daran, und verschwand nach einem dritten Bier schweigend, nachdem er seinen Dackel mit Mühe von Nicole hatte loseisen können.
»Bist ein untreues Vieh, Ben. Machst da mit so einer Franze 'rum.«
***
Zamorra und Simon beugten sich tief über die reichlich verschlissene Karte, die der Engländer aus seiner Bibliothek hervorgekramt hatte. Die Topographie rund um Nassen war dort verzeichnet. Kein Meisterwerk, wie Zamorra bemerkte, aber durchaus verwendbar.
Brik Simon deutete auf eine Stelle der Karte, die einen Bereich bezeichnete, der zwischen Nassen und einer Ortschaft namens Ordingen lag. »Dort liegt der Herschede, von dem Peer gesprochen hat. Und irgendwo dort im Wald liegt der Eingang zu der Höhle.«
»Dieser Peer…« Zamorra blickte von der Karte hoch. »Was ist das für ein Typ?«
Der Engländer grinste. »Harmloser Bursche. Lebt alleine in einem steinalten Haus außerhalb des Dorfs. Niemand weiß so wirklich, was Peer tut und wovon er lebt.« Simon füllte Zamorras Kaffeebecher nach. »Nachts zieht er mit seinem Dackel los - Viecher beobachten, nennt er das. Nenn ihn Tierfreund, oder Spinner. Es stimmt wahrscheinlich etwas von beidem.«
»Wenn das Vieh, wie dieser Peer es so schön ausdrückte, in dieser Höhle verschwunden ist, dann müssen wir dort hin.« Zamorra betrachtete erneut die Karte. »Wenn ich mich aber jetzt nicht sehr irre, dann sind wir heute auch dort entlanggefahren, richtig?«
Simon nickte. Der Professor irrte nicht, und weder Briks Spürsinn, noch Merlins Stern hatten dort etwas angezeigt.
Sie hatten einen Anhaltspunkt, doch der mochte sich durchaus als Niete erweisen.:.
***
Taarnfeld, - Anno 1702
Lisa war nicht nach einer Stunde zurück. Anna hatte sich in die hinterste Ecke des Stalls gekauert, denn sie rechnete damit, dass der Bauer nach ihr sehen würde. Doch die Tür blieb geschlossen. In Annas Kopf wirbelten die Gedanken und drehten sich um einen imaginären Mittelpunkt der aus purer Angst bestand. Durch die Finsternis drangen Bilder auf sie ein - sie sah ihre Eltern und Geschwister, den Bauer, wie er dem Vater Geld in die Hand drückte, sah Katrins Gesicht…
Und sie sah sich selbst, blutüberströmt unter der alten Eiche, die auf dem Dorfplatz stand.
Mit aller Macht versuchte sie, sich zur Ruhe zu zwingen. Vielleicht würde ja doch noch alles gut werden. Vielleicht würde auch er sie beschützen, doch er war nicht da. Vielleicht…
Sie glaubte, ihr Herz würde stehen bleiben, als sie plötzlich eine Hand spürte, die sich auf ihren Mund presste!
»Keinen Laut.« Lisas Stimme war wie das Zischen einer Schlange.
Anna nickte und atmete kräftig durch, als die Verwalterin sie freigab. »Wie bist du hier herein gekommen? Die Tür…«
Lisa presste dem Mädchen erneut die Hand auf den Mund. »Still habe ich gesagt. Oder willst du, dass der Bauer dich hört?« Ihr Mund war ganz nahe am Ohr der Kleinen. Flüsternd fuhr sie fort: »Ich bin lange genug auf dem Hof. Ich weiß, wie man ungesehen bleiben kann. Hör jetzt zu. Wir verschwinden jetzt von hier. Aber so, dass es niemand bemerkt. Mach keine Geräusche und bleib dicht bei mir.«
Trotz der Dunkelheit konnte Lisa sich gut orientieren. Hinter einem Heuballen an der Rückwand des Stalles fehlten zwei Bretter und schufen so einen Ausgang, durch den die beiden Frauen sich hinauszwängen konnten. Angstvoll lauschte Anna in Richtung des Hofes, auf dem noch immer einige Männer zechten und deftige Lieder grölten.
Lisa drückte Annas Hand. »Keine Sorge, der Bauer ist völlig betrunken. Ich denke, er wird nicht mehr alleine von seiner Bank hochkommen. Er wird erst morgen bemerken, dass du verschwunden bist. Aber jetzt komm, wir müssen weiter.«
***
Der dichte Wald hatte die beiden Flüchtenden verschluckt.
Wie in Trance stolperte Anna hinter Lisa her und fragte sich immer wieder, wie die Frau des Hofverwalters in der völligen Dunkelheit so zielstrebig und sicher den Weg fand. Mehrfach stolperte Anna und prallte gegen Lisa, die sich vorwärts bewegte, als wäre es helllichter Tag.
Anna hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Sie hätte
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