0741 - Die schwarze Hand von Taarnfeld
sich zu ihr in die Höhle zwängte. Lisa wagte es, eine mitgebrachte Kerze zu entzünden, die zumindest einen Teil der Höhle erleuchtete. Ruhig verzehrte Anna das Essen, das Lisa ihr gebracht hatte. Brot, etwas Käse und Milch bedeuteten für das ausgehungerte Mädchen ein absolutes Festmahl.
»Du wirst noch ein paar Tage hier ausharren müssen.« Lisa glaubte, dass sie Anna damit einen Schock versetzte, doch dem war nicht so. Die Kleine nickte nur lächelnd. »Wenn sich der Bauer beruhigt hat, dann bringe ich dich zu meiner Schwester. Die wohnt weit genug von hier entfernt. Es wird dich dort niemand erkennen. Sag einmal, hörst du mir überhaupt zu?«
Anna schien sich für die Worte der Verwalterin nicht sonderlich zu interessieren. Vielmehr schien sie von der Höhle gefesselt zu sein, die sie im Kerzenschein nun zum ersten Mal betrachten konnte.
Die Flamme brannte absolut ruhig, also gab es wohl keinen zweiten Ausgang aus der Kaverne, denn dann hätte hier ein Durchzug herrschen müssen.
Still erhob sich Anna und nahm die Kerze in ihre Hand.
»Was hast du denn nun vor? Bleib hier!« Lisa verstand das Mädchen nicht, das sich mit festen Schritten tiefer in die Höhle hineinbewegte.
Anna schien sie überhaupt nicht zu hören. Mit großen Augen betrachtete sie die bizarren Schatten, die das Kerzenlicht an die Steinwände warf.
Es war ihr nicht möglich zu schätzen, wie tief die Höhle in den Berg hineinging. Als sie schließlich vor der Felswand stand, die die Höhle abschloss, war sie zumindest so weit von der Verwalterin entfernt, dass Lisa völlig von der Dunkelheit verschluckt worden war.
Langsam kehrte Anna zum Eingang zurück. Nun wusste sie zumindest genau, dass es keine Versteckmöglichkeit für sie gab, sollte man sie hier doch finden.
Doch davor hatte sie längst keine Angst mehr, denn sie wurde ja beschützt…
***
Heute
»Nö, nich am hellen Tag.«
Brik Simon verdrehte die Augen, denn genau mit dieser Antwort hatte er ja im Grunde gerechnet. Peer hatte seinen Besuchern erst nach einigen Minuten die Tür geöffnet. Simon und seine Gäste hatten den Eigenbrötler aus tiefstem Schlaf geweckt. Besser gesagt hatte ihn wohl das aufgeregte Gebell seines Dackelmischlings Ben aus den Träumen geschreckt, denn zumindest der Hund freute sich mächtig über den unerwarteten Besuch und stürzte sich sofort auf Nicole, die ihm bereitwillig den Bauch kraulte.
Bens Herrchen war weniger begeistert, denn Simon hatte ihn gebeten, ihn und seine Gäste aus Frankreich zu der besagten Höhle zu führen. »Ich bring euch hin, kein Thema, aber erst heute Nacht.«
Zamorra mischte sich ein. »Hören Sie, Peer, waren Sie diese Nacht in der Gegend der Höhle? Es wäre wichtig für uns, das zu wissen.«
Peer überlegte einige Sekunden, als müsse er in Gedanken die nächtliche Tour durchgehen. Dann nickte er. »Klar, Ben und ich waren da. Aber kein Spinnenvieh zu sehen, wenn'se das meinen.«
Zamorra war mit der Auskunft durchaus zufrieden. Es ging ihm nicht um diese ominöse Spinne, sondern einfach um die Tatsache, ob Peer den Höhleneingang gesehen hatte. Er hatte, also war Hugo Breiner möglicherweise beeinflusst worden, als er völlig verwirrt beteuert hatte, die Höhle wäre verschwunden.
Beeinflusst durch wen?
»Also dann…« Peer wollte wieder seine Ruhe haben. »Kommt, wenn es dunkel geworden ist. Ben, rein mit dir.« Widerwillig gehorchte das Tier, und hinter dem wedelnden Schwanz schloss sich die Haustür recht heftig.
»Und was sollen wir bis heute Abend machen?« Nicole Duval war mehr als ungehalten. »Wir haben doch keine Zeit zu verschenken.«
»Da hast du sicherlich Recht.« Zamorra zuckte mit den Schultern. »Aber ich denke, wenn dieses Unikum uns führt, werden wir fündig.«
Nicole sah skeptisch drein. »Ich weiß nicht, mir kommt der Bursche eher so vor, als würde er am besten den Weg zwischen seinem Haus und der Dorfkneipe kennen.«
Für einen verkappten Alkoholiker hielt Zamorra den Mann nicht, eher für einen Sonderling, der irgendwie die für ihn beste Lebensart gefunden hatte. Wenn er so mit seinem Leben zufrieden war, dann war nichts dagegen einzuwenden. Jeder wie er mochte. Der Tag war noch lang, und so nahmen Nicole und Zamorra Brik Simons Einladung zu einem Kaffee in Schmallenberg gerne an.
Was anderes hätten sie hier auch tun sollen?
***
An Cafés mangelte es in der hübschen Kleinstadt wirklich nicht, und Simon wählte eines, das mitten im Stadtkern lag. Das Wetter hatte sich
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