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0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

Titel: 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unverletzt, aber das dämmrige Licht täuschte leicht. Dagmar ahnte etwas von seinen Sorgen, sie schaltete die nächste Stufe ein, die Elohim sehr viel heller vorkam.
    Sie saß vor ihm.
    Er schaute sie an. Dabei suchte er jeden Flecken ihres Körpers ab, ob eventuell Blut zu sehen war, das in die Kleidung gesickert war. Nein, nichts, sie war okay.
    »Hallo, Kleiner«, sagte sie.
    Der Junge konnte nur nicken.
    »Geht es dir gut?«
    Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Und dir?«
    »Mir geht es ausgezeichnet.«
    »Das ist fein.«
    Sie streckte die Arme aus und winkte mit den Händen. »Komm her zu mir, mein Kleiner.«
    Erst wollte er nicht, dann ging er doch vor, und Dagmar nahm ihn in ihre Arme. »Ist es nicht wunderbar, daß du deine große Prüfung allein bestanden hast?« Ihre Lippen bewegten sich so dicht an seinem Ohr, daß sie die Haut berührten.
    »Wie meinst du?«
    »Der Mann lebt doch nicht mehr - oder?«
    Er wartete etwas. »Das… das stimmt. Er ist tot. Er… er starb vor meinen Augen.«
    »Wie starb er?«
    »Er fiel um…«
    »Einfach so?«
    »Nein und ja. Er hatte Blut auf seinen Lippen, als ich ihn anschaute. Genau in dem Augenblick, wo er die Waffe auf mich gerichtet hielt und mich töten wollte.«
    Noch immer befand sich Dagmars Mund dicht an seinem Ohr. Als sie lachte, zischelte es in den Gehörgang des Jungen. »Das ist ja wunderbar. Du hast es endlich geschafft, deine Kräfte so wunderbar zu konzentrieren. Du hast ihn damit fertiggemacht. Du hast ihn innerlich zerrissen. Er hat dir nicht widerstehen können. Er war einer von vielen oder einer von allen, die dies nicht schaffen, mein Kleiner.« Sie strich über seine Arme. »Keiner wird es schaffen. Das Versprechen hat sich erfüllt. Es ist alles so gekommen, wie es in der Prophezeiung gesagt wurde. Wir können uns gratulieren, wirklich.«
    »Ich konnte nicht einmal etwas dazu.«
    »Das glaube ich dir sogar. Du hast deine Macht aktiviert, die latent in dir schlummert, und ich hoffe, daß du es endlich begriffen hast, denn auf dem Bahnhof ist das nicht der Fall gewesen. Beim Tod der alten Frau warst du noch sehr überrascht.«
    »Wieso denn? Ich habe sie doch nicht getötet!«
    »Wer sonst?«
    »Du hast doch von einem Herzschlag gesprochen.« Elohim war plötzlich aufgeregt. »Ein Herzschlag ist es gewesen. Die Frau hatte eben ein zu schwaches Herz.«
    »Das kam hinzu, Kleiner. Jedes Sterben hat eine Ursache. Bei ihr war es der Herzschlag, da hast du ihren schwachen Punkt getroffen. Was es bei dem namenlosen Fremden war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich platzte die Lunge. Er hat dir und deinen Augen nicht widerstehen können, denn du bist der Junge mit dem Jenseitsblick. Du kannst es tatsächlich schaffen, mit den Augen zu töten. Ich bewundere dich dafür, und ich freue mich, daß du so gut geworden bist und wir alle uns in dir nicht getäuscht haben.«
    Elohim hatte zwar einiges verstanden, aber nicht alles begriffen. Er wollte wissen, wer die Personen waren, die als wir alle bezeichnet wurden.
    »Es sind deine treuen Diener, mein Kleiner.«
    »Ach ja?«
    »Du wirst sie kennenlernen, du wirst sie erleben, das kann ich dir versprechen.«
    Er wollte nicht mehr in Dagmars Armen liegen und befreite sich deshalb, blieb aber auf dem Bett sitzen und schaute ihr aus kurzer Entfernung ins Gesicht. Das Haar hatte sie gelockert. Es fiel in mächtigen Wellen um ihren Kopf und reichte mit seinen Enden bis auf ihre Schultern. Sie gehörte zu den Menschen, die sich für die Sache aufopferten. Das war allein an ihrem Blick zu erkennen, in dem ein gewisser Fanatismus leuchtete, der ihr Gesicht mit dem etwas zu breiten Mund eine gewisse Härte gab.
    Ein Problem brannte Elohim noch immer auf den Nägeln. »Weißt du auch, daß der Mann geschossen hat?«
    »Natürlich.«
    Dagmar hatte die Antwort sehr locker gegeben, und der Junge drehte sich um. Er deutete auf die Kugellöcher in der Wand. »Dort«, flüsterte er, »dort sind die Zeichen. Er hatte die Waffe schräg gehalten, damit er dich auch erwischt…«
    »Er hat es aber nicht.« Sie gab die Antwort sehr sicher und lächelte dabei.
    »Warum nicht?«
    Dagmar stand auf und deutete auf die Unterlage. Die Kugeln waren in die Matratze gefahren. Sie hatten kleine Löcher hinterlassen, aber nicht in ihrem Körper.
    Elohim staunte. »Dann bist du schneller als eine Kugel?«
    »Nein, mein Kleiner, das nicht. Ich habe nur nach vorn gesehen, wenn du verstehst.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Dann will ich es dir

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