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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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einen Freund namens Jim Kelly gehabt hatte. Nun, dieser Junge sah mit seinem Rotschopf beinahe schon klischeehaft irisch aus. Der Name Kelly deutete ebenfalls auf eine Herkunft von der Grünen Insel hin. Und zu guter Letzt hatte Sura ihn mit der Bezeichnung »Kartoffelfresser«, aufgezogen. Und die Kartoffel war in Irland genauso Grundnahrungsmittel wie der Reis in Indien…
    Und Ravana hatte auch gesagt, dass Jim Kelly sterben würde!
    Asha Devi litt Höllenqualen.
    Sie war eine Frau der Tat. Sie konnte nicht stumm mitansehen, wie ihr Bruder und sein Freund ins Unglück rannten. Und doch blieb ihr nichts anderes übrig, als genau das zu tun. Schließlich war das hier ein Traum, in dem sie ihrem Unterbewusstsein hilflos ausgeliefert war.
    Und gleichzeitig war es mehr als das. Was Asha Devi hier hautnah miterlebte, war ein Rückblick auf das, was damals wirklich geschehen war.
    Auf die Ereignisse, die ihren Bruder zum Dämon gemacht hatten…
    »Die Andacht ist doch was für Streber!«, sagte Jim Kelly grinsend mit seiner hohen Stimme. »Und das sind wir nicht, stimmt's, Sura?«
    Der kleine Inder nickte. »Es gibt stärkere Mächte als die in der Kapelle, Jimmy. Viel stärkere.«
    Ein bewundernder Blick traf Ashas Bruder. Die Polizistin verstand sofort, dass Jim zu Sura aufblickte. Obwohl der kleine Ire seinen indischen Kumpan vorhin scherzhaft als »Reisfresser«, bezeichnet hatte, konnte man bei jedem seiner Sätze und Geste die Bewunderung für Sura spüren.
    Mein Bruder hat einen treu ergebenen Vasallen, dachte Asha. Einen Freund, der ihm auch in die Hölle folgen würde…
    »Wir machen uns gleich unauffällig vom Acker!«, bestimmte Sura. »Und dann schauen wir uns wieder mal im Angelheart Castle um…«
    ***
    Ridgeway, Schottland
    Ridgeway war ein Dorf, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Es bestand nur aus wenigen Häusern und einem winzigen Kirchplatz, um den sich ein paar Geschäfte und der unvermeidliche Pub gruppierten.
    Zamorra und Nicole kletterten aus dem Landrover, den sie sich nach der Zugfahrt nach Edinburgh in der schottischen Großstadt gemietet hatten. Der Dämonenjäger wollte seinem Mercedes 560 SEL die Tour durch das schottische Hochland ersparen. Immerhin stammte der Wagen aus den Achtzigerjahren.
    Nicole streckte sich. Sie trug ein Minikostüm aus Tweed im Landhaus-Look. Die Haarfarbe ihrer aktuellen Perücke war ein Ahorn-rotbraun. Eine kräftige Brise wehte ihr einige Strähnen ins Gesicht.
    Witternd drehte sie ihre schöne Nase in den Wind. »Man kann das nahe Meer förmlich riechen, Chef.«
    Zamorra stimmte zu. »Aber wie in einem Badeort sieht es hier trotzdem nicht aus, Nici.«
    »Stimmt wohl. Wahrscheinlich hat Ridgeway beim Wettbewerb um den Preis für das trostloseste Dorf den ersten Platz belegt. Wahrscheinlich verdankt dieses Kaff seine Existenz nur dem nahen Internat…«
    Mit diesen Worten blickte Nicole in Richtung Pub, wo gerade zwei männliche Teenager ihre teuren Mountainbikes geparkt hatten. Die beiden Jungen waren siebzehn oder achtzehn Jahre alt. Beide trugen eine Schuluniform mit Krawatte, Oberhemd, kurzen Hosen und Kniestrümpfen.
    »Das muss natürlich die Schule sein, auf der auch Ashas Bruder gewesen ist«, sagte Zamorra. »Wollen wir uns auch ein wenig die Kehlen befeuchten?«
    »Und die Boys dabei aushorchen?« Nicole zwinkerte ihrem Lebens- und Kampfgefährten zu. »Aber immer, Cheri.«
    Die beiden Dämonenjäger betraten den Schankraum. Das Kings Arms in Ridgeway unterschied sich in nichts von unzähligen anderen Pubs auf den britischen Inseln. Die Einrichtung war in dunklem Holz gehalten. Es gab eine Dartscheibe und statt der kontinentalen Bierdeckel Tücher mit Brauereiwerbung auf den Tischen.
    Die Gaststube war leer bis auf den Wirt, einen älteren Mann mit Hängebacken, der wie ein Hamster aussah. Und natürlich hockten die zwei Schüler an der Theke. Sie spülten den Kreidestaub des Unterrichts offenbar gerade mit Ale herunter.
    Zamorra und Nicole nahmen unmittelbar neben den Teenagern an der Theke Platz. Der Dämonenjäger bestellte ein Tonic Water für sich und einen Cider für Nicole.
    Die Schüler linsten misstrauisch zu ihren neuen Thekennachbarn herüber. Doch dann stimmte Zamorra ein traditionelles studentisches Trinklied auf Latein an. Es war ihm aus seiner Studienzeit auf der Sorbonne im Gedächtnis geblieben. Zwar hielten sich die Sangeskünste des Professors in Grenzen, doch die beiden Teenager mussten trotzdem grinsen. Das Eis war

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