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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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    ***
    Man brauchte schon einige Fantasie, um sich die Burg vorzustellen, die hier einst gestanden haben sollte.
    Die düsteren Ruinen befanden sich auf einer steilen Klippe der Grampian Mountains. Es gab einen tiefen Tümpel mit steilen Ufern, der einst ein Teil des Burggrabens gewesen sein mochte. Die Natur hatte den ehemaligen Burghof längst zurückerobert. Von dem einstigen Bergfried, dem großen Zentralturm der Anlage, war nur noch ein hüfthohes Geviert zu erkennen.
    Jim Kelly fröstelte.
    Der junge Ire war schon öfter verbotenerweise mit Sura bei den Ruinen gewesen. Bisher hatten sie hier immer irgendwelche Ritterspiele gemacht und sich darum gestritten, wer Ivanhoe sein durfte. Aber an diesem Tag war es anders. Das spürte Jim instinktiv.
    Denn heute wollte Sura Kontakt zu den Dämonen suchen…
    Ashas Bruder blieb abrupt stehen. Er faltete die Hände vor der Brust und schloss die Augen. Sura machte einen hoch konzentrierten Eindruck. Plötzlich öffnete er den Mund. Als er sprach, klang seine Stimme seltsam verzerrt.
    »Steigt hinauf aus den Höllengründen, ihr Kreaturen der Nacht! Nehmt mich, euren Diener, in eure Mitte!«
    Mit offenem Mund starrte Jim Kelly ihn an.
    Und Asha Devi, die als unsichtbares Traumwesen zwischen zerborstenen Mauern geisterte, ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste.
    »Du solltest lieber die Götter anrufen, du kleiner Dummkopf! Weißt du denn nicht, dass die Dämonen uns Menschen hassen?«
    Aber natürlich verklangen ihre Worte wirkungslos. Weder Sura noch Jim nahmen sie überhaupt wahr.
    Stattdessen war es Suras Beschwörung, die nicht folgenlos blieb.
    Plötzlich tat sich etwas in den stillen Burgruinen, durch die bisher nur der Wind von der nahen Nordsee pfiff.
    Schauerliches Ächzen war zu hören. Geräusche, wie sie von uralten Kreaturen verursacht werden, die sich langsam in Bewegung setzen.
    Jim Kelly rang nervös die Hände. Sein ohnehin blasses Gesicht war jetzt totenbleich.
    Sura hingegen stand unter erwartungsvoller Spannung. Zumal er jetzt auch eine Bewegung zwischen den Mauerresten wahrgenommen hatte.
    Zunächst sah er nur einen Schatten.
    Doch je näher die Gestalt kam, desto mehr grässliche Einzelheiten wurden sichtbar.
    Das Wesen war etwa 1,70 Meter groß. Die menschenähnliche Statur täuschte. Das, was nun auf Sura und Jim zugeschlichen kam, war keinesfalls ein Mensch.
    Das Wesen lief gebückt. Es hatte eine grünlich-bräunliche, leicht glänzende Haut, ähnlich wie ein Reptil. Am Rücken waren große lederne Schwingen zu erkennen, die an jene eines Flugsauriers erinnerten. Die Arme der Kreatur glichen denen eines Menschen. Doch die Finger endeten in tödlich spitzen Krallen. An den Schläfen des kahlen Schädels sprossen zwei Bockshörner steil nach oben. Die Ohren des Monsters waren spitz. Und sein Gesichtsausdruck war eine entsetzliche Hassfratze.
    »Du hast mich gerufen, Menschlein!«
    Die Stimme war die eines fremden Wesens, obwohl man die Worte deutlich verstehen konnte. Während der Dämon sprach, schwenkte er seinen Dreizack drohend hin und her.
    »O Mann!«, keuchte Jim Kelly. »Lass uns abhauen, Sura!«
    Doch dafür war es zu spät, wie der junge Ire im nächsten Moment erkannte. Sie waren umzingelt. Einige weitere Kreaturen, die der ersten glichen, hatten die beiden Schüler eingekreist.
    Sura schien die Worte seines Freundes nicht gehört zu haben. Jedenfalls kniete er nun vor dem Dämon und berührte mit seiner Stirn den Boden!
    Asha Devi wäre beinahe vor Scham gestorben. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als körperlich in die Szene eingreifen zu können. Dann würde sie ihre geheimnisvolle tibetische Gebetsmühle nehmen und mit ihrer weißmagischen Energie dieses ganze Dämonenpack zerstrahlen!
    Aber so musste die Dämonenpolizistin mit ohnmächtiger Wut die weiteren Ereignisse verfolgen…
    »Was willst du von mir, Menschlein?«
    »Ich will so werden wie du!«
    Der Dämon verharrte für einen Moment. Die Bestie wirkte verblüfft. Aber dann lachte sie so laut, dass die Mauerreste zu beben schienen.
    »Wie ich? Ist dir klar, was du da sagst? Ich bin der große Calmac! Weit und breit gibt es keine Dunkle Macht, die es mit mir aufnehmen könnte!«
    »Dann bin ich ja bei dir genau richtig«, gab Sura Devi schlagfertig zurück. »Ich hatte auch nicht angenommen, gleich so stark werden zu können wie du, großer Calmac, mein Vorbild! Es würde mir für den Anfang schon reichen, einige übermenschliche Kräfte zu erhalten!«
    Calmac

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