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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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drohte immer noch mit seinem Dreizack. Die anderen Dämonen hielten Sensen, Morgensterne, Beile und anderen Hieb- und Stichwaffen in den Klauen. Es handelte sich um schwarzmagische Gegenstände, wie Asha Devi grimmig vermutete. Nötig war diese schwere Bewaffnung gegen zwei harmlose Kinder sicherlich nicht.
    Aber Sura zeigte keine Angst, wie die Polizistin mit heimlichem Respekt bemerkte. Und auch Calmac blieb von der Ruhe des jungen Inders nicht unbeeindruckt.
    »Du scheinst es wirklich ernst zu meinen, Menschlein.«
    »Ich heiße Sura, Meister!«
    »Sura, sehr gut. Jedenfalls hast du schon einmal begriffen, wie du mich anreden musst, wenn du einer von uns werden willst. In meiner unendlichen Großmut werde ich es mit dir versuchen. Ich bin ab sofort dein Lehrmeister, hast du verstanden?«
    »Jawohl, Meister!«
    »Wir werden sehen, wie geschickt du dich anstellst. Wer ist dieser zitternde rothaarige Jammerlappen?«
    Calmac zeigte mit seiner Kralle auf Jim Kelly, der vor Angst fast grün im Gesicht war. Der Junge konnte weder weglaufen noch ein einziges vernünftiges Wort herausbringen. Seine bleichen Lippen bebten.
    »Das ist Jim Kelly, Meister«, antwortete der junge Inder.
    »Ist Jim dein Freund?«
    »Mein bester Freund.«
    »Soso… Dann wirst du jetzt deinen besten Freund töten!«
    Wie ein Peitschenknall hallte Calmacs Satz durch die Ruinen von Angelheart Castle.
    Asha Devi hielt unwillkürlich den Atem an. Sie spürte, dass sie nun den entscheidenden Moment miterlebte.
    Den Augenblick, in dem ihr Bruder seine Verwandlung in einen Dämon, in eine schwarzblütige Bestie, begann!
    Sura zögerte. Aber nur einen Moment lang.
    Er schaute erst in Calmacs Richtung. Der Dämon grinste zynisch.
    Dann schweifte sein Blick zu Jim Kelly hinüber.
    Dieser schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein, Sura, nein…« Seine Stimme war ganz hoch und dünn vor Angst.
    Und dann hob Sura Devi einen schweren Stein auf!
    Die Dämonenpolizistin hätte am liebsten die Augen geschlossen, als sie diese Szene mit ansehen musste. Doch der Traum oder die Vision war unbarmherzig. Asha Devi konnte es drehen und wenden, wie sie wollte. Die Wahrheit blieb bestehen.
    Die Tatsache, dass ihr eigener Bruder grundlos seinen besten Freund ermorden wollte, weil es einem Dämon so gefiel.
    »Tu es nicht, Sura!«, rief Asha Devi, obwohl ihr Schrei genauso ungehört verhallte wie die früheren. Aber sie musste ihrem Herzen einfach Luft machen, wenn sie nicht innerlich zerspringen wollte.
    Der junge Inder hob den Stein hoch über seinen Kopf und kam auf Jim Kelly zu. Nun endlich löste sich der rothaarige Junge aus seiner Erstarrung.
    Er rannte um sein Leben. Zwar waren Sura und Jim von den Schwarz -blütigen umzingelt, doch der Belagerungsring war nicht so eng gezogen, dass man sich nicht bewegen konnte.
    Jim sprang über einen Mauerrest hinweg. Sura folgte ihm. Das Gesicht von Ashas Bruder zeigte wilde Entschlossenheit. Er wollte offenbar wirklich dämonische Macht erlangen. Und zwar buchstäblich um jeden Preis.
    Verzweifelt schaute sich Jim Kelly nach einem Ausweg um. Aber es gab keinen. Auf einer Seite ragte der Rest einer zerborstenen Burgmauer auf. Weiter hinten standen zwei bewaffnete und schauerlich anzusehende Höllengestalten, an denen er nicht vorbeikam. Und der andere Weg wurde ihm von Sura abgeschnitten!
    Der junge Ire wich zurück. Dabei geriet er an den Rand eines uralten Brunnens. Die Ummauerung der Wasserquelle war natürlich längst zerfallen und nur noch bruchstückhaft vorhanden.
    Mit einem heiseren Gurgeln stürzte sich Sura auf seinen Freund!
    Jim wollte ausweichen, geriet ins Straucheln - und stürzte ab!
    Sein Schrei gellte in Ashas Ohren. Der Sturz des rothaarigen Jungen schien unendlich lange zu dauern. Der Brunnen musste sehr, sehr tief gewesen sein. Und offenbar ausgetrocknet. Jedenfalls gab es einen dumpfen Laut, als Jims Körper schließlich aufschlug.
    Calmac und die anderen Dämonen brachen in ein teuflisches Gelächter aus. Sura Devi stand da wie ein begossener Pudel. Schließlich wandte sich Calmac wieder an ihn.
    »Du hast versagt, Sura! Dein Freund ist nicht durch deine Hand ums Leben gekommen. Ein dummer Unfall war es, der ihm das Genick gebrochen hat. Für den guten Jim spielt es keine Rolle mehr. Die Raben werden sich so oder so an ihm gütlich tun. Aber was ist mit dir, Sura? Warum sollte ich dir übermenschliche Kräfte verleihen?«
    »Weil ich dein ergebener Diener bin, Meister!«
    In Suras Stimme schwang.

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