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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Mann, den er für den Anführer der Fremden hielt.
    Es war ein hagerer Krieger mit einem Schild, auf dem ein stilisierter Adler zu sehen war, und einem besonders verzierten Holzschwert.
    Sein Helm hatte die Form eines Adlerkopfes, sodass der Fremde aus dem aufgerissenen Schnabel des Raubvogels auf den Häuptling schaute.
    Yurumo stellte sich vor ihn und berührte zur Begrüßung die eigene Brust über dem Herzen. Dann streckte er die Hand aus und legte sie auf die Brust des anderen.
    Der Fremde zögerte. Dann ließ er sein Schwert fallen, berührte seine Brust und legte dann seine Hand auf die Brust des Häuptlings.
    Yurumo schaute prüfend in das hagere Gesicht unter dem Adlerhelm. Strapazen hatten tiefe Falten in das Gesicht des Fremden gegraben. Dennoch reckte er trotzig das Kinn und hatten seine Augen das Glitzern ungebrochenen Mutes.
    Der alte Häuptling öffnete seinen zahnlosen Mund zu einem Lachen. Es sah aus, als würde ein schwarzer Riss durch sein verschrumpeltes Gesicht gehen. Aber sein Lachen klang laut und perlend wie das eines Jünglings.
    Dann sagte er etwas. Xapac verstand die Worte nicht, aber er erkannte sofort den Sinn.
    »Du bist willkommen, mein Sohn«, sagte Yurumo.
    ***
    »Ein wirklich hübscher Tempel für all dieses Kraut«, sagte Nicole Duval und kräuselte die Nase.
    Nach dem gelungenen Auftakt erwies sich dieser Tag als unerwartet arbeitsreich. Sie waren nach Dijon gefahren. Dort hatte Professor Zamorra einiges an Aufwand betrieben, um den Namen des Jungen erfahren, der mit dem Verschwundenen im Tropenhaus gewesen war.
    Der Professor besaß genug Menschenkenntnis, um sicher zu sein, dass Jules nicht log, noch bevor überhaupt das erste Wort gewechselt wurde. Hinter der Geschichte steckte wirklich etwas. Die beiden Jungen hatten zufälligerweise mitbekommen, wie ein bekannter Botaniker heimlich einen Setzling in das Tropenhaus gepflanzt hatte, und wollten sich von dieser Pflanze ein Stück zur Untersuchung holen.
    Nicole Duval betrachtet angewidert die Skulptur vor dem Tropenhaus, machte einen Schritt hinter die Glastür und trat dann sofort wieder hinaus.
    »Das tue ich mir nicht an«, erklärte sie resolut. »Das ist ja schlimmer als die übelste Sauna.«
    Der Professor konnte ihr nur zustimmen. Die Luft legte sich tatsächlich wie ein nasses Frotteehandtuch auf die Haut.
    »Ich würde sagen, ich werfe mal einen kurzen Blick hinein. Wenn ich wieder nach draußen komme, können wir…«
    »Meinst du, diese Beine wären dazu gemacht, um sie mir in den Bauch zu stehen? Deine ›kurzen Blicke‹ kenne ich. Nein, mein Lieber, ich gehe erst einmal ein Stündchen shoppen, und du kannst in der Zwischenzeit in aller Ruhe deinen selbst gewählten Pflichten nachgehen.«
    Nicole blickte auf ihre Hermés-Armbanduhr und verabschiedete sich mit einem fröhlichen: »In einer Stunde in alter Frische.«
    Zamorra blickte ihr wohlgefällig hinterher, als sie mit unnachahmlichem Hüftschwung den Weg entlangging. Dann holte er tief Luft und tauchte ein in die stickige Luft des Gewächshauses. Jules hatte ihm genau die Stelle beschrieben, an der Leo über das Geländer gesprungen war.
    Natürlich gab es nach der langen Zeit keine Spuren mehr.
    Aber es war auch kein Mensch zu sehen, und so flankte Zamorra elegant über das Geländer und stand zwischen den Farnen. Von seiner Position aus konnte er noch die Ziegelwand der Rückseite zwischen dem Blattwerk erkennen. Sie mochte sechs oder sieben Meter entfernt sein.
    Vorsichtig, um keinen Schaden anzurichten, trat der Dämonenjäger zwischen die Farnstängel und hoffte vor allem, dass jetzt kein Besucher auftauchte, dem er sein seltsames Verhalten erklären müsste.
    Merlins Stern , das Amulett, das er wie immer um den Hals trug, zeigte keine Veränderung. Schwarze Magie schien also nicht im Spiel zu sein.
    Oder es funktionierte wieder einmal nicht?
    Vielleicht war alles doch nur ein Dumme-Jungen-Streich, und Leo hatte sich durch das Gebüsch geschlagen, um sich einen spektakulären Abgang zu verschaffen, und war nun bei der Fremdenlegion oder in irgendeiner New-Age-Kommune in der Bretagne. Bei dieser Vorstellung musste der Professor schmunzeln. Es gehörte zum Risiko seines Daseins, dass man sich bei Gelegenheit auch zum Narren machte.
    Mit diesem tröstlichen Gedanken beugte sich der Dämonenjäger vor und schob sich zwischen den triefend nassen Blättern eines Busches hindurch, dorthin, wo die Rückwand war.
    ***
    Nicole Duval war genau in der Phase, in der ihr

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