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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Kreis, taumelte zu dem Holzbottich, in dem seit Tagen das berauschende Getränk gärte, stürzte sich hastig den Inhalt eines Bechers in die Kehle und taumelte zurück. Sobald er aufs Neue seine Position eingenommen hatte, ergriff ihn die gemeinsame Bewegung und machte ihn trotz aller Trunkenheit sicher.
    Außer den Kindern, die mit großen Augen von ihren Hängematten aus zuschauten oder spielerisch den Tanz imitierten, und einigen alten Frauen und Männern, geriet jeder aus dem Dorf in den Zustand des heiligen Rausches.
    So fiel es keinem auf, dass Yurumo den Kopf ruckartig hob und mit starren Augen in die Dunkelheit schaute, dorthin wo gerade einen Steinwurf entfernt das Ufer zum Fluss abfiel.
    Hinter ihm war der Lärm stampfender Füße, Händeklatschen, das Trillern schriller Frauenstimmen, das Keuchen trunkener Männer. Er konnte nichts anders hören, und dennoch merkte der alte Häuptling, dass etwas geschah.
    Die Tanzenden brauchten viel länger als er, um die Eindringlinge zu bemerken. Zu sehr waren sie in der Zeremonie gefangen. Erst als die Fremden in den Lichtkreis des prasselnden Feuers traten, wurden die Tänzer aufmerksam.
    Der schrille trillernde Warnruf, den schon die Jüngsten im Dorf kannten, erklang. Noch einige Schritte, noch ein letztes Händeklatschen - dann war der Tanz zu Ende und jeder starrte auf die fremden, seltsam gekleideten und schwer bewaffneten Krieger.
    Sie hatten einen aus dem Dorf bei sich, einen Jungen, der seit langer Zeit verschollen war, sodass man schon die Trauerzeremonien abgehalten hatte, weil man sicher war, dass sein Kopf im Schädelhaus der Chakabayas liegen würde.
    Einer der Fremden packte den Jungen mit hartem Griff, als der sich zu seinem Volk retten wollte.
    »Sie haben mich aus dem Fluss geholt, als ich mich vor den Kopfjägern der Chakabayas versteckte. Sie haben mich gerettet, aber dann nahmen sie mich auf ihren Einbaum, und der ist größer als der Dorfplatz lang ist«, rief der Junge mit vor Erregung schriller Stimme.
    Ein Ächzen des Erstaunens kam von den Zuhörern.
    Aber unter den jungen Männern breitete sich ein zorniges Murmeln aus. Ungebetene Fremde in ihrem Dorf! Und sie störten den Tanz! Das war eine Kriegserklärung. Schlimmer noch, jeder Atemzug, den die Eindringlinge unbehelligt im Dorf tun konnten, vermehrte die Schande der Krieger. Erste wütende Rufe wurden laut, Speere wurden geschwungen. Die Trunkenheit trieb die Erregung ins Unermessliche. Die Krieger formierten sich zu den Kampfblöcken, wie sie es schon tausendmal seit frühester Jugend geübt hatten.
    »Sie haben mich gezwungen, sie durch die Flussarme zum Dorf zu führen«, schrie der Junge.
    Das war zu viel. Stöhnend vor Kampflust rückten die Krieger einen Schritt vor. Die Frauen stachelten sie aus dem Hintergrund an.
    Die fremden Kämpfer reagierten sofort. Sie drängten sich aneinander, brachten ihre mit Federn geschmückten Schilde in Position und zückten ihre Keulen oder ihre Holzschwerter, an denen die rasiermesserscharfen Obsidianschneiden böse glitzerten.
    Für einen Moment knisterte die Luft vor Spannung. Sie schien zu glühen, sich zu erhitzen, als würde sich darin schon der Zusammenprall der Krieger vorformen.
    Einzig der alte Häuptling regte sich in diesem Augenblick. Er wankte auf seinen schwachen Beinen zu seinen jungen Kriegern. Obwohl Yurumo schwächlich und hinfällig wirkte, klang seine Stimme nun energisch. Er riss dem vordersten und damit auch kampfgierigsten Krieger mit einer raschen Bewegung den Speer aus der Hand.
    Vor den erstaunten Blicken seines Volkes stützte sich der Häuptling auf den Speer, wankte einige Schritte von den Männern fort und zog dann mit der Speerspitze einen Strich über die Erde.
    »Keinen Schritt darüber hinaus«, befahl Yurumo seinen Leuten.
    Und so, als hätte er einen heißen Stein in kaltes Wasser geworfen, ebbte die Erregung schlagartig ab.
    Auf den Speer gestützt näherte er sich hoch erhobenen Hauptes den Fremden.
    »Sie haben mich gefragt, ob wir Schädelhäuser und Schrumpfköpfe haben«, heulte der Junge. Der fremde Krieger hatte ihn losgelassen, weil er sein Holzschwert greifen musste, aber trotzdem wagte der junge Indio nicht, seinen Platz zu verlassen.
    »Ich habe ihnen gesagt, das wir keine Schädeltrophäen haben, weil unser Volk keine Kopfjagd macht. Da wollten sie unbedingt unser Dorf sehen…«
    Auf Yurumos eingefallenen Zügen bildete sich ein zufriedenes Lächeln, als er diese Worte vernahm. Er näherte sich dem

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