Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
Vom Netzwerk:
gerechter Zorn in Besorgnis umschlug. Hinter einem Schutzwall von Einkaufstüten, auf denen die Signets bekannter Modehäuser und Designer prangten, hatte sie eine Weile auf Zamorra gewartet. Gerade lange genug, um zu merken, dass ihr Temperament vom einfachen Brodeln zum Überkochen wechselte. Daraufhin stürmte sie, ohne ihre Einkaufsbeute eines weiteren Blickes zu würdigen, das Tropenhaus und fegte wie eine Schwadron der schweren Dragoner über den Weg.
    Zum Glück begegnete ihr kein anderer Besucher. Aber sie fand auch keine Spur von dem Dämonenjäger. Also nahm sie wieder ihre Anfangsposition ein und bemühte sich, die aufsteigende Unruhe zu dämpfen. Es gab eine Reihe von plausiblen Erklärungen, warum Zamorra noch nicht aufgetaucht war.
    Und wenn er erst einmal wieder da war und sie ihm ausführlich die Augen ausgekratzt hatte, würde sie wahrscheinlich eine weniger plausible, dafür jedoch zutreffende Entschuldigung zu hören bekommen.
    Aber die Zeit verstrich, ohne dass er auftauchte.
    Langsam gingen Nicole Duval die Erklärungsversuche aus, zugleich fielen ihr keine Foltermethoden mehr ein, die sie an ihrem Lebensgefährten zu erproben gedachte.
    Schließlich konnte es keinen Zweifel mehr geben. Irgendetwas musste passiert sein. Der Gedanke grollte schon seit längerer Zeit bedrohlich im Hintergrund ihrer Überlegungen, nun gab es für Nicole Duval keinen Ausweg mehr - sie musste die Tatsache akzeptieren.
    Die Flüche, die die Französin jetzt ausstieß, hätten jedem Sprachforscher neue Erkenntnisse vermittelt. Dann entsann sich Nicole Duval des praktischen Zuges in ihrem Charakter. Sie brachte ihren Einkauf im Auto unter und untersuchte dann noch einmal widerwillig den Ort, an dem Zamorra augenscheinlich verschwunden war.
    Danach war ihr zumindest eine Tatsache eindeutig klar: Sie hatte ein Problem.
    Und mit Sicherheit hatte ihr Chef ein größeres Problem…
    ***
    Professor Zamorra schob sich unter den tief hängenden Ästen des Baumes durch. Eine Tropfenkaskade rieselte von den Blättern und rann in seinen Nacken. Der Boden unter seinen Sohlen war weich, bei jedem Schritt sank der Fuß bis zu den Knöcheln ein. Der Dämonenjäger bückte sich noch tiefer und versuchte, irgendwelche Abdrücke zu finden. Da war nichts - kein geknickter Stängel, kein zertretenes Blättchen, keine Vertiefung, die man als Überbleibsel einer Fußspur interpretieren konnte. Selbst als Zamorra in die Hocke ging und in dem weichen Mulm tastete, konnte er nichts Wesentliches feststellen.
    Nun, ernsthaft hatte er auch nicht damit gerechnet. Immer noch in der Hocke, blickte er nach vorne, wo die rotbraune Ziegelwand der Rückseite schimmerte. Er überwand einen spontanen Impuls, der ihm umzukehren befahl, und schob sich weiter.
    Sein Amulett zeigte noch immer keine Anzeichen von schwarzmagischer Aktivität. Er drückte einen weiteren Ast zur Seite und trat vorsichtig zwischen Farne und palmenartige Pflanzen mit handähnlich gespreizten, großen Blättern. Dann dachte er an Nicole und fragte sich, wie lange er hier eigentlich schon durch das Gestrüpp kroch.
    Noch die wenigen Schritte bis zur Rückwand, um ganz sicher zu sein, sagte sich der Professor und musste fast auf die Knie gehen, um unter einem Ast durchzukommen. Dieser Baum war vom Weg aus nicht zu sehen gewesen. Er musste unmittelbar vor der Rückwand stehen.
    Zamorra drückte sich vorsichtig und doch energisch durch das Blattwerk. Kleine Zweige fuhren wie tastend über sein Gesicht, nasse Blätter klatschten gegen seine Stirn. Wie gegen eine nur zäh zurückweichende Wand musste sich der Professor vorwärts schieben. Er streckte die Hände aus, um nicht im nächsten Moment gegen die wesentlich härtere Ziegelwand auf der Rückseite zu prallen.
    Woher kam nun wieder diese Pflanze?
    Zamorra verfluchte die Leichtfertigkeit, die ihn hier durch das Gestrüpp stiefeln ließ, ohne dass er sich die Sache vorher genauer angeschaut hatte.
    Die gefiederten Blätter der niedrigen Palmenart waren hart wie Leder, ihre Kanten so scharf wie ein Messer. Als er sich daran schnitt, zuckte er zurück und bemerkte im nächsten Moment, wie ein Blatt vorschnellte und ihm die Stirn aufritzte.
    Es gab einen brennenden Schmerz, der sofort wieder verschwand. Der Professor hatte auch keine Gelegenheit, sich über diesen Kratzer Gedanken zu machen, denn erst im letzten Moment konnte er seinen Arm hochreißen und ein weiteres heranpeitschendes Blatt abwehren.
    Endlich hatte er es geschafft.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher