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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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doch ging eine Kälte von ihm aus, die spürbar war. Es war der eisige Hauch eines Menschen, der weder Gefühl noch Mitleid kannte. Für Nicole wirkte er so fern und fremdartig wie dieser gigantische Wald, der sie wie eine Klammer umgab.
    Aus dem Hintergrund trat eine Frau. Sie war Mitte Zwanzig, schlank und so hoch gewachsen, dass sie Saramango um einen Kopf überragen musste.
    Sie lächelte den Besuchern zu, als Saramango sie mit den Worten »Die Herrin des Hauses - und meines Herzens«, vorstellte.
    Ihre schwarzen Haare waren in den Nacken gekämmt und betonten das Gesicht. Es war ein schönes, weiches Gesicht mit einem runden Kinn, vollen Wangen, einem fein geschnittenen Mund und ausdrucksvollen dunklen Augen. Sie trug ein elegantes luftiges Kleid, das ihre perfekten Beine in ausreichendem Maße zur Geltung brachte. Nicole brauchte genau eine Zehntelsekunde, um sie in die Kategorie »totales Miststück«, einzuordnen.
    Luiza, so war ihr Name, setzte sich schweigend zu ihnen. So wie Saramango eine geradezu arktische Kälte ausströmte, ging von dieser Frau eine geradezu betäubende Anziehungskraft aus. Es war wie ein Duft, der willenlos machte und jeden in eine Falle locken musste.
    Trichon war laut Saramango mit drei Booten in Richtung Westen aufgebrochen. Mehr konnte er zu seinem Bedauern nicht sagen, Nicole und Tendyke kehrten ohne eine weitere Spur in ihre ungezieferverseuchte Herberge zurück.
    »Der Kerl weiß mehr, als er zugibt«, sagte Robert Tendyke.
    »Diese Ziege betreibt schwarze Magie«, sagte Nicole Duval.
    ***
    »Ich sollte die beiden umlegen lassen«, sagte Saramango.
    »Ich bin sicher, wir können sie noch brauchen«, sagte Luiza.
    Sie legte die Beine auf Saramangos Schoß und schnurrte mit geschlossenen Augen wie eine Katze, als er den Saum ihres Kleides hochschob und ihre Schenkel streichelte.
    »Wir haben heute noch einen Besuch vor, Schwesterchen«, sagte Saramango.
    »Die Alte kann warten, ich nicht -Brüderchen.«
    Es war spät in der Nacht, als Saramango mit seinen Begleitern zu der Alten kam. Seine Männer führten eine betrunkene Frau zwischen sich. Die Männer setzen sie auf einen Schemel. Sie kippte beinahe um und musste aufgefangen werden. Schließlich schoben sie den Schemel in die Ecke des Raumes und lehnten die Frau an die Wand.
    Die Alte schlurfte mühsam zu ihr und betrachtete leise murmelnd das Opfer. Ihre Krallenfinger prüften die Haare, den Bauch, die Brüste, die Schenkel. Dann erst wandte sie sich an Saramango.
    »Scheuch deine Leute raus!«
    Bevor Saramango mit den Fingern schnippen konnte, hatten seine Leute den Raum verlassen.
    Die Alte schlurfte zu Saramango. Obwohl der gerade mittelgroß war, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzuschauen. Das Auge unter ihrem erschlafften Lid leuchtete milchig.
    »Ich mache mich auf die Reise. Sorge dafür, dass keiner diesen Raum betritt, bevor ich nicht zurückkehre. Die Tür bleibt geschlossen.«
    ***
    Der Schrei eines Vogels schreckte Zamorra aus seinem Schlaf auf. Neben ihm lagen einige Früchte. Er stärkte sich und setzte seine Wanderung am Fluss entlang fort. Ein Wasserfall, der ihn zu einer halsbrecherischen Kletterpartie zwang, war die einzige Unterbrechung in der Monotonie des Weges. Zamorra versuchte, sich zu erinnern, wann das gewesen war. Aber es war ihm unmöglich. Es mochte vor Tagen gewesen sein oder vor Stunden, und je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass es auch erst vor wenigen Minuten gewesen sein konnte.
    Es gab in dieser Welt eine andere Zeit, und er war noch nicht in der Lage, diese Zeit zu erkennen.
    Ein fremder Farbtupfer im Grün des Ufers erregte seine Aufmerksamkeit. Das rötliche Braun nackter Erde schimmerte im Sonnenlicht. Es war eine Rodung. Jetzt konnte er sogar schon die Striche zweier Einbäume erkennen, die halb im Wasser, halb auf dem Land lagen.
    Zamorra lauschte. Außer dem üblichen Klang des Dschungels konnte er keinen Ton vernehmen. Er bemerkte auch weder einen Menschen noch den Geruch von Rauch, der ansonsten jede menschliche Siedlung begleitet.
    Das Dorf war ausgestorben. Ein Dutzend lang gezogener, an einer Seite offener Hütten rahmten einen Platz ein, der still im Sonnenlicht lag. In großen Holzmörsern lagen halb zerstampfte Körner, die Stampfer warteten daneben, als wären die Frauen vor nur einem Augenblick geflohen. Aber das große Feuer in der Platzmitte war erloschen und seine Asche schon lange erkaltet.
    Zamorra untersuchte eine der

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