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0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauen können. Bis hin zum Bahnhof, wo ebenfalls Lichter funkelten, heute aber war alles anders. Da hielt die tiefe Finsternis den Ort in ihren Krallen und hatte sich bestimmt auch in die Herzen der Menschen gesenkt.
    Sie alle waren mehr oder weniger in den Bann des Schreckens gezogen worden.
    Der Gedanke daran ließ in mir schon eine gewisse Hoffnungslosigkeit aufsteigen. Zum wiederholten Male fragte ich mich, ob ich die Auseinandersetzung tatsächlich gewinnen konnte.
    Dann kehrte Jessica zurück. Ich hörte ihre hauchzarten Schritte, drehte mich um und sah sie als Schatten, der aus dem Dunkel der Ewigkeit erschien.
    Sie blieb dicht vor mir stehen und schaute mich an. Ich brauchte die Frage nicht erst zu stellen, da mir ihr Gesichtsausdruck genug sagte. Sie war erfolglos geblieben.
    »John, sie ist nicht da.«
    Ich schluckte. Die Haut an meinen Wangen spannte sich. »Du hast es mehrmals versucht?«
    »Natürlich.«
    »Der Ruf ging auch durch.«
    »Jaaa…«
    »Ist ja okay, Jessica«, sagte ich schnell. »Ich kann es nur nicht fassen, verstehst du? Es kommt viel zusammen. Im Moment weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht.«
    Sie versuchte mich zu trösten. »John, das kann ich dir nachfühlen. Ich möchte auch nicht in deiner Haut stecken, aber du solltest nicht das Schlimmste annehmen.«
    »Das möchte ich auch nicht.«
    »Es kann sein, daß sich Franca anders entschieden hat. Möglicherweise beobachtet sie diese Gruppe ebenfalls, nur von einer anderen Seite aus. Das ist alles möglich.«
    Ich blies den Atem aus. »Kann sein, muß aber nicht. Die Gegenseite weiß doch Bescheid.«
    »Auch über sie?«
    »Natürlich. Die Weiße Macht hat Franca abgestellt, um diese Organisation zu jagen. Sie sollte, wenn eben möglich, verhindern, daß etwas passiert. Allein hat man sie losgeschickt. Sie hatte keinen, der sie unterstützt.«
    »Dann war sie eben gut.«
    Ich lächelte schief. »So gut kann kaum jemand sein, daß er sich dieser Gefahr stellt.«
    »Schließt du dich damit ein?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Sie trat näher an das Fenster heran und schaute nach draußen. »So kenne ich dich nicht.«
    »Ich bin eben auch nur ein Mensch.«
    »Sicher, John, sicher.« Atem schlug gegen das Glas und hinterließ einen leichten Nebel.
    Ich dachte an Franca Simonis. Ohne den Beweis dafür zu haben, konnte ich mir vorstellen, daß ihr etwas Schreckliches passiert war. Daß sie nicht mehr lebte.
    Kälte rann über meinen Rücken.
    Stand ich endgültig allein?
    Ich schaute auf Jessicas Rücken. Sie trug einen langen, hellgrünen Pullover, der ihre Figur nachzeichnete. Angst zeigte sie nicht. Vielleicht schaffte sie es auch, diese sehr gut zu verstecken, denn was da geplant war, konnte ein Mensch nicht verkraften.
    »John…«, Jessicas Stimme war mehr ein Singen, »ich schätze, wir sollten diesen Raum verlassen.«
    »Da vorn tut sich was.«
    Ihre Worte hatten mich aus meiner Nachdenklichkeit gerissen. Ich ging vor bis an die Scheibe, um gegen die Insel schauen zu können, die sich die Mitglieder der Organisation ausgesucht hatten.
    Es waren nicht so viele Mitläufer, als daß sie mir die Sicht auf die gesamte Eisfläche genommen hätten. Sie standen zwar um sie herum, aber so verteilt, daß mein Blickfeld noch frei genug war, um Einzelheiten erkennen zu können.
    Sehr oft kommt mir der Vergleich mit einer Filmkulisse in den Sinn. Hier war es auch so.
    Ich hatte den Eindruck, als Unbeteiligter einer in der Bewegung erstarrten Filmszene zuzuschauen.
    Da regte sich nichts, nur das Fackellicht bewegte sich in einer gewissen Höhe über den Köpfen der Versammelten.
    Die Mitläufer hielten sich an den Rändern der Natureisfläche auf. Die eigentlichen Akteure standen in der Mitte.
    Das waren Dr. Sträter, Elohim und Dagmar. Sie hatten sich so gedreht, daß sie gegen die Berghänge schauen konnten, wo sich noch immer das Augenpaar abmalte.
    Im Hintergrund, vielleicht drei, vier Schritte entfernt, stand der Mann mit den langen, blonden Haaren. So wie er aussah, wirkte er wie der perfekte Leibwächter.
    »Du hast recht«, sagte ich zu Jessica, »die Zeit ist nahe.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich gehe nach draußen.«
    Sie erschrak nicht, doch in ihren Augen leuchtete die Angst. »Weißt du schon, was du tun willst?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Jessica. Wie ich die Situation kenne, wird sich das ergeben…«
    Sie hielt mich nicht auf, als ich ging.
    Aber ich wußte, daß sie mit mir litt…
    ***
    Der Greis öffnete den Mund,

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