0744 - Im Land der Spinnen
wieder unter seiner Jacke an der Magnetplatte, ehe Passanten aufmerksam werden konnten. Aber seltsamerweise hatten die nicht einmal mitbekommen, dass Stygia sich in Nichts aufgelöst hatte.
Zamorra ließ sich wieder auf dem Fahrersitz nieder und startete den Motor. Im gleichen Moment flippte die Checkcontrol aus. Die Warnmeldungen im Display folgten einander im Sekundentakt. Der Motor lief gab seltsame Geräusche von sich.
Der Strahlschuss gegen die Tür hatte die gesamte Fahrzeugelektronik völlig durcheinander gebracht.
»Verdammt!«, knurrte Zamorra. Nichts funktionierte mehr richtig. Als er das Gaspedal betätigte, starb der Motor ab. Drei weitere Startversuche ergaben immer wieder neue Warnmeldungen, blieben aber in der Sache selbst erfolglos.
Das Auto konnte er zunächst vergessen. Wahrscheinlich musste die komplette Steuerelektronik ausgetauscht werden.
Er versuchte das Fenster der Fahrertür wieder zu schließen - bei der Beifahrertür hatte er es schon direkt nach Stygias Einsteigen getan -, aber nicht einmal das funktionierte. Stattdessen senkte sich die Scheibe der hinteren rechten Tür, und das Sonnenschutzrollo der Heckscheibe fuhr hoch.
»Mann!«, knurrte er verärgert. »Warum ist dieser ganze Mist nicht EMP-geschützt?«
Weil bei der Konstruktion dieses Fahrzeuges vermutlich niemand damit gerechnet hatte, dass ein Überschlagsblitz im Inneren wirksam wurde. Zamorra entsann sich einiger Presseberichte, denen zufolge die Elektronik moderner Autos sogar von Bewegungsmeldern an Kaufhaustüren gestört werden konnten. Auch das hatte bisher noch niemand in den Griff bekommen.
Er nahm das Transfunk-Ge rät in Betrieb. Das funktionierte immerhin noch. Schließlich entstammte es wie der Blaster der Technologie der DYNASTIE DER EWIGEN.
Er funkte Château Montagne an. Dort war Nicole inzwischen eingetroffen. Kurz berichtete er von dem Vorfall und auch von seinem vorhergehenden Erlebnis.
»Ich rufe die BMW-Niederlassung an«, versprach Nicole. »Die sollen den Wagen abschleppen. Ich komme so schnell wie möglich zurück. Wäre gut, wenn du bis dahin nichts unternimmst. Auch, wenn die Gefahr für Patricia und den Polizisten dadurch vielleicht größer wird.«
»Was soll ich schon tun?«, fragte Zamorra. »Ich weiß ja nicht, wie das Tor geöffnet werden kann. Nur, dass laut Stygia wohl Astardis dahinter zu stecken scheint.«
»Sofern sie dich nicht belogen hat.« Nicole schaltete ab. Zamorra deaktivierte sein Gerät und schloss die Abdeckung wieder.
Er wartete auf Nicole. Und auf den Abschleppdienst. Falls der um diese späte Stunde überhaupt noch kam…
***
Gustave Garet wusste nicht, wie ihm geschah. Gerade hatte er die Haustür aufgeschoben und war hindurchgegangen, hatte noch Korridor und Treppe gesehen - und befand sich jetzt plötzlich an einem völlig anderen Ort!
Verwirrt sah er sich um.
Da war Dunkelheit, aber auch ein seltsames gelbes Licht. Graue Steinplatten als Fußboden. Graue Steinwände, Säulen… das war doch niemals das Haus, das er betreten hatte!
»Träume ich?«, flüsterte er.
Es konnte nicht sein. Aber wie war es möglich, dass er sich plötzlich an einem ganz anderen Ort befand?
Er betätigte die Kurzwahl seines Handys. Aber nichts geschah. Das Gerät wählte nicht. Da sah er die Displaymeldung.
Kein Netz
Verdrossen steckte er das Gerät ein.
Er vernahm ein seltsames Schaben und Rascheln. Ein seltsames Klicken und Knacken.
Er fuhr herum.
Hinter einer Seitenwand kam etwas Ungeheuerliches hervor.
Im ersten Moment sah er nur gegliederte, borstige - Beine ? Ja, es mussten Beine sein, die in spitzen Krallen oder Dornen endeten. Und dann kam ein ebenfalls borstiger, dicker Körper, vor dem ein wesentlich kleinerer Kopf saß.
Das Ungeheuer war so groß wie ein Elefant. Und die Beißzangen an seinem Maul waren so lang wie Stoßzähne. Tellergroße Facettenaugen fixierten den Polizisten.
Er war wie gelähmt.
Das musste ein Albtraum sein! So etwas konnte es in der Wirklichkeit gar nicht geben!
Ein zweites achtbeiniges Ungeheuer tauchte auf, ein drittes. Und zwischen den Beinen der Bestien liefen Dutzende, dann Hunderte kleinerer Spinnen herum, jede von ihnen in der Größe junger Hunde.
Garet schüttelte sich.
Die Riesenspinnen kamen unaufhaltsam näher.
Unwillkürlich griff er zur Dienstwaffe, richtete sie auf die größte der Spinnen und schoss.
Das Monster zuckte nicht einmal zusammen.
Er schoss wieder. Diesmal zielte er sorgfältig auf eines der Augen der
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