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0746 - Das ägyptische Grauen

0746 - Das ägyptische Grauen

Titel: 0746 - Das ägyptische Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Eingangstür der Hütte stehen.
    Langsam ging Suko ihr entgegen. Er suchte nach Cadi, der sicherlich im Hintergrund lauerte und die Person nur vorgeschickt hatte.
    Der Ägypter war nicht zu sehen.
    »Darf ich in das Haus?«, fragte die Unbekannte.
    »Bitte.«
    »Danke sehr.« Sie ging vor. Suko schaute gegen ihren Rücken. Die Frau trug ein blaues Kleid, das ziemlich eng um ihren Körper lag.
    Ihr blondes Haar wuchs struppig und stand vom Kopf ab. Der Wind hatte es zusätzlich zerzaust.
    Sie betrat das Haus mit einer Sicherheit, die erkennen ließ, dass sie es nicht zum ersten Mal betrat. Bevor Suko ihr endgültig folgte, sah er sich noch um.
    Keine Spur von Cadi.
    Er schloss von innen die Tür. Die Frau hatte sich bereits in einem der Sessel niedergelassen und blickte sich um. Sie lächelte. Das Kerzenlicht machte ihr Gesicht weich. »Gemütlich haben Sie es hier, Mister. Ich mag Kerzenschein. Er ist so romantisch.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Suko.
    »Oh – Sie kennen mich nicht?«
    »Nein.«
    »Ich heiße Thera.«
    »Ein ungewöhnlicher Name.«
    Die Frau lächelte. »Wie heißen Sie denn?«
    »Suko.«
    »Ist ebenfalls ungewöhnlich.«
    »Stimmt.«
    »Wollen Sie sich nicht setzen?« Sie sprach schnell, als wäre in ihr ein Uhrwerk aufgezogen worden.
    Der Inspektor hob die Schultern, als er das Angebot annahm. Er ließ sich nieder und drückte mit seinem Gewicht das Korbgeflecht des Stuhls zusammen.
    »Sie sind überrascht, nicht?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Thera lehnte sich zurück. Sie verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf. Suko konnte ihr Gesicht besser sehen. Es war leidlich hübsch.
    Volle Wangen, eine kleine Nase, helle Augen und eine hohe Stirn und natürlich das blonde, struppige Haar.
    Suko war es eigentlich egal, woher die Frau kam. Dass sie nicht gerade seine Freundin war, stand sowieso fest. Wer hier auf der Insel lebte, der musste einfach zu Cadi gehören, und deshalb stellte ihr Suko auch die entsprechende Frage.
    »Wo steckt Cadi?«
    Sie lächelte.
    Suko versuchte es anders. »Sie kennen Cadi – oder?«
    »Muss ich das?«
    »Sie leben hier auf der Insel.«
    »Ja, das stimmt.«
    »In welch einer Verbindung stehen Sie zu Cadi?«
    Thera lachte und Suko sah, wie sie sich schlangengleich in ihrem Sessel bewegte. Sie hatte die Beine angezogen, das lange Kleid reichte trotzdem noch bis zu den Schienbeinen. Die Knie hielt sie umschlossen, den Blick gesenkt, als wollte sie selbst in ihren ovalen Ausschnitt schauen, der ziemlich tief saß, sodass die Ansätze ihrer Brüste zu sehen waren. Suko stellte fest, dass ihre Haut sehr hell war.
    »Ich warte noch auf eine Antwort.«
    »Wer ist Cadi?«
    Dass das kommen würde, damit hatte Suko gerechnet. »Sie kennen ihn nicht?«
    »Möglich.«
    »Aber Sie leben auf seiner Insel.«
    Mit einem verhangenen Blick schaute die Frau ihn an. »Ich lebe überall und nirgendwo. Ich habe hier eine Heimat gefunden, das stimmt. Ich fühle mich hier auch wohl.«
    »Gut. Benutzen Sie auch dieses Haus?«
    »Ich besuche es manchmal«, erwiderte sie schulterzuckend. »Es gefällt mir nicht besonders.«
    »Darf ich fragen, wo Sie dann leben?«
    Thera zögerte mit der Antwort. Sie strich durch ihr Haar. Es war fest und strohig. Suko konnte sich vorstellen, dass plötzlich Funken zwischen den Strähnen sprühten. »Ich sehe Ihre Neugierde. Sie möchten es sicherlich wissen.«
    »Gern!«
    »Kommen Sie mit!« Ihre Beine rutschten von der Sesselfläche, die Füße stemmte Thera gegen den Boden.
    »Jetzt?«
    »Ja.«
    »Und wohin?«
    Thera stand auf. »Ich wollte Ihnen nur zeigen, wo ich lebe. Das ist Ihnen doch recht?«
    »Was ist mit Cadi?«
    »Nichts. Es geht um mich. Warum reden Sie immer von Cadi? Bin ich Ihnen nicht gut genug?«
    »So dürfen Sie das nicht sehen. Ich kann mir nur vorstellen, dass er Sie geschickt hat.«
    Thera gab keine Antwort. Sie war bereits auf dem Weg zur Tür und zog sie auf. »Entscheiden Sie sich!« Sie hob die Schultern. »Bleiben Sie hier, ist es auch gut…«
    »Nein, ich komme mit.« Suko stand bereits auf. Eine innere Stimme warnte ihn vor diesem Entschluss. Er rechnete damit, einen Fehler begangen zu haben. Auf der anderen Seite aber wollte er möglichst rasch Cadi stellen. Dass Thera als Lockvogel geschickt worden war, stand für ihn längst fest.
    Die blonde Frau wartete an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. »Es ist eine kühle Nacht«, sagte sie. »Aber nicht ohne Romantik. Schauen Sie in die Höhe, dann werden Sie den Mond sehen.

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