0746 - Das ägyptische Grauen
bleiben.
Cadi hatte ihm erzählt, dass dieser Kopf beinahe menschlich reagierte. Dass er alles mitbekam, dass er denken, fühlen und hören konnte. Auf das Hören kam es ihm an. Er musste das eine Wort rufen.
»Topar!«
Er rief es so laut wie möglich, damit er gegen die knirschenden Geräusche ankam. Er wusste nicht, ob die fünf Sekunden reichten, ob dieses Gebilde überhaupt reagierte, er wusste nur, dass er jetzt so schnell wie selten in seinem Leben sein musste.
Suko konnte nicht rechtzeitig auf die Füße kommen. Sekundenschnell musste er den Ausgang erreicht haben und er rollte dabei wirbelnd über den Boden, bewegte sich schließlich auf Händen und Füßen weiter, hatte sein eigenes Gefühl für Zeit ausgeschaltet und sah vor sich die ovale Mundöffnung.
Suko stieß sich mit den Füßen ab. Seine eigene Schwäche hatte er vergessen. Mit einem langen Sprung erreichte er das Maul, zwängte seinen Oberkörper zuerst hindurch, rutschte über die Unterlippe hinweg gegen den Widerstand der harten Treppe, zog die Beine nach und rollte sich zusammen.
Im letzten Augenblick hatte er es geschafft.
Hinter sich hörte er ein furchtbares Geräusch, als die beiden Kiefer aufeinander krachten. Eine Staubwolke erwischte ihn noch, er konnte sich gut vorstellen, dass die Mundhöhle nicht mehr vorhanden war, aber er war gerettet, auch wenn es ihm nicht gut ging, denn Suko hatte sich nicht auf die Füße stemmen können und rollte die Stufen der Steintreppe hinab, wobei er sich wieder einige Blessuren holte, über die er keine Gedanken verschwendete.
Unten krachte er zu Boden.
Auf dem Bauch, erschöpft, von tosenden Schmerzen im Kopf begleitet, blieb er vor der Treppe liegen. Er lag im Freien. Kalter Wind streifte seinen Körper und er brauchte nicht mehr den schrecklichen Leichengeruch einzuatmen, der seinen Magen in die Höhe getrieben hatte.
Vorbei – endlich…
Wenigstens die unmittelbare tödliche Bedrohung. Cadi aber war noch da und auch seine Helferin Thera. Suko wurde von beiden nicht angegriffen. Wahrscheinlich glaubten sie, wieder einen Feind ausgeschaltet zu haben.
Es gab da einige Stellen an seinem Körper, die schmerzten. Um diese Dinge kümmerte sich Suko nicht. Für ihn zählte, dass er lebte, dass es weiterging, und die Schmerzen in seinem Kopf würden auch irgendwann nachlassen. Glücklicherweise beeinträchtigten sie nicht sein Denken. Er raffte sich wieder hoch. Mit der linken Hand stützte er sich an der untersten Stufe ab. Sehr mühsam nur kam er auf die Beine.
Suko blieb geduckt stehen. Er atmete erst einmal tief durch und war froh, es ohne Schmerzen zu schaffen. Ein Zeichen, dass seine Rippen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Durch Cadi hatte Suko Dinge erfahren, die ihm unglaublich erschienen. Dem allerdings war nicht so. Hier gab es einen Ort, der mit einer furchtbaren Magie gefüllt war, einer alten Kraft, über die niemand Bescheid wusste.
Riesen aus uraltägyptischer Zeit. Aus einer atlantischen Ära. Aus der Zeit vor dem großen Untergang, wo es bereits blühende Kulturen gegeben hatte. Die Atlanter waren ein Seefahrervolk gewesen, sie hatten andere Länder bereist, waren auch nach Ägypten gekommen, um dort ihre Spuren zu hinterlassen. Sie hatten auch die Menschen beeinflusst, doch nach der großen Katastrophe war das meiste wieder in Vergessenheit geraten.
Leider nicht ganz, wie Suko wusste. Die Köpfe der magischen Riesen passten ihm überhaupt nicht. Es war noch eine Aufgabe hinzugekommen. Wenn möglich, musste er sie zerstören, das aber würde Cadi kaum zulassen, also war es wichtig, ihn als Ersten auszuschalten, zudem besaß Cadi noch Sukos Waffen.
Er bog seinen Rücken durch, hob die Schultern und spürte, wie sich die Muskeln bewegten. In Topform befand er sich zwar nicht, aber das würde sich wieder einstellen.
Er ging die ersten Schritte. Er ärgerte sich, dass es nicht so locker geschah wie sonst, hoffte aber, dass sich das in den folgenden Minuten ändern würde.
Suko hob den Blick und sah sich das gewaltige Gesicht an. Das Blut klebte noch immer an der Wange. Ein dunkler, eingetrockneter Streifen, als hätte dort jemand mit einem Pinsel einen Strich gezogen. Der Mund war jetzt fest geschlossen. Als Suko an das Innere dachte, erfasste ihn noch im Nachhinein ein Schauder.
Cadi war verschwunden.
Suko ging davon aus, dass er sich mit Thera getroffen hatte, die das magische Licht besaß, die Flamme des Lebens. Sie ermöglichte es ihr, die beiden Köpfe am
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