0747 - Die Körperlosen von Grosoth
verlegen sein! Okay, wir fliegen also, und zwar gleich. Der Tag ist hier ziemlich kurz, es muß schon fast Mitternacht sein."
Sie nahmen noch eine kurze Funktionskontrolle vor, dann schalteten sie ihre Anzugaggregate ein und schossen davon.
Korporal Bertoli blieb in dem Shift zurück, er hatte die Anweisung, auf Funkanrufe von ihnen oder der KLONDIKE zu achten.
Sie flogen niedrig und fanden auf dem ersten Teil der Strecke ausreichend Deckung durch die Vegetation.
Das änderte sich, als sie die ersten Dörfer erreichten, und so schalteten sie die Deflektoren ein. Augenblicklich wurden sie unsichtbar, denn die Lichtwellen wurden um ihre Körper herumgeleitet, so daß sie von fremden Beobachtern optisch nicht mehr wahrgenommen werden konnten. Sie selbst konnten sich nach wie vor gegenseitig sehen, dafür sorgten die Antiflexblenden in den Helmen der Raumanzüge.
Beide bemühten sich unterwegs, die Gedanken der Eingeborenen aufzufangen, über die sie hinwegflogen, doch ihnen blieb jeder Erfolg versagt. Nach wie vor dominierten die telepathischen Impulse des fremden Wesens, die alle anderen Ausstrahlungen überlagerten und bis zur Unkenntlichkeit verzerrten.
Schließlich wurden sie so stark, daß beide Mutanten ihre Parasinne ganz blockieren mußten.
„Dieser Bursche schreit so laut, daß es schon nicht mehr feierlich ist", knurrte Gucky mißmutig. „Ob wir nicht vielleicht irgendwo außerhalb der Stadt landen und versuchen sollten, mit ein paar Tonamern ins Gespräch zu kommen? Dabei dürfte es kaum Schwierigkeiten geben, schließlich haben wir ja die Translatoren mit."
„Das schon, aber es würde uns wohl kaum etwas nützen", gab Fellmer Lloyd über den Funk zurück. „Ich halte jede Wette, daß die Eingeborenen keine Ahnung davon haben, wer sich da in ihrer Mitte aufhält.
Wer sich unter Primitiven als höheres Wesen aufspielt, pflegt diese nicht ins Vertrauen zu ziehen, das war schon immer so."
Der Mausbiber sah das ein, und sie flogen weiter.
Sie erreichten die Stadt und bemerkten sofort die große Anzahl von Tonamern, die sich in Richtung des turmartigen Bauwerks bewegten. Es mußten Tausende sein, und noch immer strömten weitere über die Einzugsstraßen in die Mauern, während andere sie wieder verließen. Es wirkte so. als wurde in der Stadt ein großer Jahrmarkt abgehalten, nur war weit und breit nichts von den dazugehörigen Attraktionen zu sehen.
Die beiden Mutanten stellten die Triebwerke ihrer Raumanzüge ab und ließen sich, nur vom Antigrav gehalten, langsam über die Häuser hinwegtreiben. Nun konnten sie erstmals Tonamer aus der Nähe sehen, und Gucky schüttelte sich unwillkürlich.
„Brrr, sind diese Brüder häßlich!" bemerkte er. „Halbwegs menschlich sehen sie ja aus, aber das ist auch schon alles.
Diese knochigen Figuren und dazu die Eulengesichter mit den spitzen Ohren - ob sie vielleicht aus einer Vogelrasse hervorgegangen sind?"
Fellmer Lloyd wiegte den Kopf.
„Ein gar nicht so abwegiger Gedanke, Kleiner. Die merkwürdigen Hautlappen an ihren Körpern könnten durchaus an die Stelle von Federn getreten sein, die ihnen im Laufe ihrer Evolution abhanden gekommen sind. Auch die runden, an Vogelnester erinnernden Häuser würden dazu passen. Das muß dann aber schon eine halbe Ewigkeit her sein, vermutlich wissen sie längst nichts mehr davon.
Heute haben sie jedenfalls Hände, und sie wissen sie auch zu gebrauchen, wie man sieht. Sie betreiben sogar Schiffahrt, und das offenbar auch von Kontinent zu Kontinent. Der große Segler da unten sieht mir ausgesprochen seetüchtig aus."
Sie trieben über den Hafen hinweg, korrigierten dann ihre Flugrichtung und bewegten sich auf den großen Platz mit dem fremdartigen Bauwerk zu. Der Mausbiber deutete nach unten.
„Hier scheint sich tatsächlich etwas Besonderes abzuspielen, es sieht fast so aus, als ob diese Leute alle nur deswegen in die Stadt kommen würden. Sieh nur, was die da vorn vor dem Bau treiben - die machen ja richtigen Kotau wie die alten Chinesen damals vor ihren Apfelsinen!"
„Mandarinen, Kleiner", berichtigte Fellmer lächelnd, denn er war froh, daß sein Gefährte endlich wieder zu seinem normalen Verhalten zurückgefunden zu haben schien. Gucky winkte großspurig ab.
„Gut, du sollst recht haben, ich habe heute meinen sozialen Tag. Doch wie geht es nun weiter? Wir könnten einfach da unten landen und uns das Theater aus der Nähe ansehen."
Fellmer Lloyd überlegte kurz und stimmte dann zu.
„Okay, machen
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