0747 - Die Körperlosen von Grosoth
entschlossen.
„Gut, ich wil! es tun! Der Untergrund von Knosaur ist von vielen anderen Gängen durchzogen, von denen heute kaum noch jemand etwas weiß, aber ich kenne sie alle. Einige führen auch unter der Stadtmauer hindurch bis in die Gegend jenseits des Hafens, also könnten wir unbemerkt entkommen. Allerdings müßt ihr warten, bis die Nacht gekommen ist, ich schlafe hier im Gefängnis, und da ihr im Moment seine einzigen Insassen seid, wird uns vor dem Morgen niemand vermissen."
Die beiden Seeleute waren aufgesprungen, ihre Augen leuchteten vor Dankbarkeit.
„Du wirst dein Handeln nie zu bereuen brauchen", versicherte Preschtan überzeugt. „Kapitän Firnak wird sich dir dankbar erweisen, und du wirst auch ohne die Segnungen der Gottheit dein Glück finden. Die GRAGAN wartet bis zum Morgen auf uns, sie wird uns aufnehmen, und dann..."
Er unterbrach sich, denn von draußen drang ein wüstes Geschrei bis zu ihnen herein. Keschimm zuckte zusammen, und urplötzlich ging eine rapide Wandlung mit ihm vor.
Hoch aufgerichtet stand er da, steif und unbeweglich, als ob er einer unhörbaren Stimme lauschen würde. Dann verhärtete sich sein Gesicht, wurde ausdruckslos und maskenhaft starr. Abrupt wandte er sich nach einigen Sekunden um und stapfte mit seltsam eckigen Bewegungen aus der Zelle, die er sorgsam hinter sich abschloß, um sich dann zu entfernen.
Das Geschrei vor dem Gefängnis wurde immer noch lauter, und die beiden Freunde sahen sich besorgt an.
„Ich fürchte sehr, daß aus unserer Flucht nichts mehr wird", sagte Erwisch schließlich heiser. „Die Gottheit selbst scheint uns belauscht zu haben - vermutlich kommen die Leute in ihrem Auftrag, um uns auf der Stelle umzubringen und Keschimm wohl gleich dazu!"
„Das ist doch ausgeschlossen", erklärte Fellmer Lloyd, aber gleich darauf verzog sich sein Gesicht in ungläubigem Staunen.
Er hatte einen Blick auf seine Kontrollanzeigen geworfen und dabei tatsächlich festgestellt, daß die Mikrodeflektoren nicht mehr funktionierten. Mehr noch - sämtliche Aggregate seines Raumanzugs waren von einem Augenblick zum anderen ausgefallen, und Gucky erging es auch nicht besser ...
Nicht nur für alle Augen sichtbar, sondern auch vollkommen schutzlos standen die beiden Mutanten da, während die wütende Menge auf sie eindrang.
Das konnte den in unzähligen Gefahrensituationen erprobten Mausbiber aber noch längst nicht aus der Ruhe bringen.
Fast erheitert zeigte er seinen Nagezahn und konzentrierte sich, um die anstürmenden Tonamer mittels seiner telekinetischen Kräfte zurückzuwerfen.
Zumindest wollte er das tun, aber es gelang ihm nicht! Nichts geschah, die aufgebrachten Besucher des Wimmerplatzes kamen ungehindert näher und umringten die beiden. Erste Faustschläge hieben auf sie ein, deren Wucht allerdings durch die schützenden Raumanzüge erheblich abgeschwächt wurde.
Nun hatte auch Gucky den Ernst der Lage begriffen, und sofort griff er nach der Hand Fellmer Lloyds, um sich und den Gefährten aus der Gefahrenzone zu teleportieren.
Auch das glückte nicht, und für den Mausbiber kam das fast einer Katastrophe gleich. Er, der sich oft genug selbst als Retter des Universums bezeichnet hatte, war all seiner Parakräfte beraubt, war plötzlich zu einem ganz gewöhnlichen Lebewesen geworden, das keinerlei Vorzug vor anderen mehr genoß.
„Dämonen sind unter uns!" schrien die ihn und Fellmer umringenden Tonamer. Ihre Rufe drangen durch die Außenmikrophone zu ihnen herein und wurden durch die von autarken Zerfallsbatterien versorgten Translatoren sofort übersetzt, wogegen sämtliche anderen Anlagen ihrer Anzüge versagten.
Es gelang Fellmer Lloyd, seinen Paralysator zu ergreifen und ungezielt abzudrücken, aber auch damit erzielte er keinerlei Wirkung. Der Lähmstrahler funktionierte genausowenig wie die übrigen Geräte, und resigniert stieß ihn der Mutant wieder in seine Hülle zurück.
Das war die letzte unbehinderte Bewegung, die er tun konnte, denn nun wurden die beiden ungebetenen Besucher von den Tonamern fast erdrückt. Wie Kletten hingen sie an ihnen, rissen sie von den Beinen, und das Geschrei der Menge schwoll immer noch weiter an.
„Haltet die Dämonen fest, laßt sie nicht entkommen! Die Gottheit will es so."
Gucky strampelte wie wild, aber seine kleine Gestalt war bald unter den hochgewachsenen Eingeborenen verschwunden.
Fellmer Lloyd machte instinktiv ebenfalls Versuche zur Gegenwehr, er erkannte aber bald, daß sie sinnlos
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