0747 - Jessicas Rächer
etwas möglich?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen. Allerdings habe ich noch nicht nachgeschaut, ob alle Fenster fest verschlossen sind.«
»Sie sind es nicht, das kann ich dir sagen.«
»Tatsächlich?«
»Zumindest nicht bei mir im Zimmer. Und dort hat jemand gehaust wie ein Chaot. Ich glaube, es gibt da nichts mehr, was richtig heil geblieben ist.« Sie seufzte laut auf.
Lady Sarah schüttelte den Kopf. »Was hast du da gesagt? In deinem Zimmer hat ein Chaot gehaust?«
»So ist es.« Sie gab der Horror-Oma einen genauen Bericht und fügte hinzu, dass der Messerwerfer und der Chaot ein und dieselbe Person waren. »Für mich gibt es einfach keine andere Erklärung.«
Lady Sarah brauchte Zeit, um die Erklärungen zu verkraften. Dabei spielte sie mit den Perlen ihrer Kette und ließ diese gegeneinander klingen. »Aber warum hat er das getan?«
»Ich kann es dir nicht sagen.«
»Für mich sieht das nach einer Rache aus.«
»Das kann schon sein.«
»Du bist so einsilbig. Bitte, Jane, was denkst du wirklich?«
»Ich kann es dir nicht sagen, Sarah. Ich stehe völlig auf dem Schlauch, schwebe im luftleeren Raum. Wenn ich mir deine Aussagen durch den Kopf gehen lasse, dann muss ich davon ausgehen, dass dieser Zwerg etwas gegen uns hat.«
»Den wir nicht kennen.«
»Stimmt.«
»Aber es gibt Zwerge«, hielt ihr Lady Sarah entgegen. »Wir beide wissen das. John weiß es ebenfalls. Ich brauche da nur an Aibon oder ähnliche Welten zu denken.«
Jane überlegte, bevor sie meinte: »Welchen Grund sollten sie denn gehabt haben, uns anzugreifen. Was, zum Henker, haben wir den Zwergen aus Aibon getan?«
»Das weiß ich auch nicht.«
»Deshalb will es mir nicht so recht in den Sinn, dass wir es hier mit einem Zwerg zu tun hatten. Vielleicht hast du dich doch getäuscht. Es kann doch sein, dass es ein kleiner Mensch gewesen ist – oder nicht?«
»Nein, Jane, auch kein Liliputaner.« Sarah deutete durch Handbewegungen an, wie groß der Unbekannte ungefähr gewesen war.
»Das trifft mehr auf eine Puppe zu.«
»Richtig.«
Jane dachte über ihre eigenen Worte nach und auch Sarah fiel dies auf. Sie war schneller als die Jüngere. »Das Wort Puppe gefällt dir in diesem Zusammenhang nicht – oder?«
»Kannst du wohl sagen.«
»Man kann natürlich diese Puppen in eine Verbindung zu Jessica Long bringen.«
Jane nickte. »Auch da gebe ich dir Recht.«
»Nur lebt Jessica Long nicht mehr.«
»Das sagt John.«
»Wieso?«, staunte Sarah. »Misstraust du ihm?«
»Nein, nein, das nicht gerade. Doch wer kann denn wissen, zu was die Kreaturen der Finsternis noch alles fähig sind? Kannst du dich in sie hineinversetzen?«
»Auf keinen Fall. Sie sind mir ebenso fremd wie dir.«
»Eben.«
»Deshalb ist für dich alles möglich.«
Jane deutete ein entschlossenes Nicken an. »Ja, es ist alles möglich, Sarah. Ich werde einfach den Eindruck nicht los, dass wir da für jemand anderen eine Suppe auslöffeln sollen.«
»Wenn du John damit meinst, ruf ich an.«
»Rate mal, was ich vorhatte.« Jane lächelte kehlig, als sie auf die Tür zuging. Sie war dabei sehr vorsichtig, und Sarah blieb an ihrem Platz stehen, den Blick auf Janes Rücken gerichtet. Die Detektivin ging in den Flur. Von dort meldete sie, dass alles in Ordnung wäre.
»Gut.«
Auch die Horror-Oma ging hin. In ihrem Nacken lag kalter Schweiß. Neben Jane blieb sie stehen. »Schau du dich von hier aus bitte um.« Jane deutete auf die Pistole, die neben dem Apparat lag.
»Wenn du ihn siehst, versuche schneller zu sein, vorausgesetzt, er will dich angreifen.«
Sarah nahm die Waffe an sich. Ihr Gesicht zeigte eine starke Anspannung. Sie fühlte sich so schlecht wie lange nicht mehr. Dieses Haus war zu einer Falle geworden und sie dachte daran, dass es zahlreiche Winkel und Ecken gab, wo sich der Eindringling verstecken konnte. Dazu gehörte auch der Keller.
Unwillkürlich schaute sie am äußeren Treppenaufbau vorbei in diese Richtung. Dort war nichts zu sehen und auch nichts zuhören.
Das aber besagte gar nichts…
***
Suko hatte mir zugehört und sein Gesicht war immer ernster geworden. »Eine Puppe killt«, sagte er. »Ist zwar sehr schlimm, aber auch wiederum nicht neu.«
»Da gebe ich dir Recht. Nur geht es mir diesmal um das Motiv und um die Person, die dahinter steckt.«
»Wen meinst du denn?«
Ich beugte mich hinter meinem Schreibtisch sitzend Suko entgegen. »Na, wen schon?«
»Jessica Long?«
»Ja.«
»Aber die ist
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