0748 - Horror im Hexenhaus
die Fassade. Da tat sich nichts.
Zwischen ihr und dem Zaun lag noch ein Stück Garten. Er war nicht wild, aber auch nicht gepflegt, ein Sommergarten, dessen Farbigkeit nur gute Laune machen konnte.
Auf dem wildwachsenden Rasen verteilten sich die Blumen in einer farbigen Pracht, bevor sie von den Schatten der Ginsterbüsche an den Rändern verschluckt wurden.
Einige Obstbäume streckten ihre dünnen Zweige aus, als wollten sie sich recken. Die meisten der rosafarbenen Kirschblüten waren verblüht und auch kraftlos geworden. So hatte der Wind leichtes Spiel mit ihnen gehabt und sie von ihren angestammten Plätzen wehen können. Jetzt lagen sie wie gefärbter Schnee auf dem Rasen.
Beim ersten Hinsehen hatte Sheila die Front des Hauses als dunkel und abstoßend empfunden. Diese Meinung mußte sie nun revidieren, denn die Fassade zeigte einen dunkelgrünen Anstrich, der noch ziemlich frisch aussah. Die Rahmen der Fenster glänzten in demselben hellen Weiß wie der Lattenzaun, und Sheila schüttelte über sich selbst den Kopf, weil sie beim ersten Hinsehen einen völlig anderen Eindruck von diesem Gebäude gehabt hatte.
Da hatte es düster und verfallen ausgesehen. Jetzt zog es sie förmlich an, da freute sich Sheila darauf, es betreten zu können, denn in ihm konnte man sich eigentlich nur wohl fühlen.
Sie wunderte sich nur, daß Jolanda noch nicht erschienen war, um sie zu begrüßen, aber sie hatte wahrscheinlich viel zu tun und war in ihre Arbeit vertieft.
Bevor Sheila das Tor nach innen drückte, holte sie das Gepäck vom Rücksitz. Eine Reisetasche und ein kleiner Koffer reichten ihr völlig aus. Ein Mann hätte natürlich weniger mitgenommen, aber für die Dauer von drei Tagen brauchte sie schon gewisse Dinge, auf die sie als Frau nicht verzichten konnte.
Das Tor knarrte nicht einmal in den Angeln, als es nach innen schwang. Vor sich sah Sheila einen mit blaßroten und grauen Steinen gepflasterten Weg, der selbst für den kleinsten Wagen der Welt zu eng war.
Der Pfad durchschnitt den Vorgarten und endete an der dreistufigen Außentreppe vor der Haustür, wobei die Stufen breiter waren als die Tür selbst und an ihren Enden leichte Halbkreise bildeten.
Vogelgezwitscher begleitete Sheila bei jedem Schritt. Sie freute sich über den Anblick der kleinen Blaumeisen, der Amseln und auch Stare. In dieser Gegend konnten sie sich tummeln, hier lebten sie in einer für sie wunderbaren Umwelt, ohne von Menschen gejagt zu werden.
Ein schon betörender Duft durchwehte den Garten. Die blühenden Sommerblumen gaben ihn ab, hinzu kam die klare und warme Luft, so daß sich Sheila am liebsten noch eine Lunge hinzugewünscht hätte, um alles richtig genießen zu können.
Jetzt machte es ihr plötzlich Freude, das Haus zu betreten, und sie freute sich auch auf Jolanda Norman. Lange genug hatte die Modedesignerin Sheila beknien müssen, um sie zu diesem Besuch überreden zu können.
Sie hatte mit Bill, ihrem Mann, und auch mit Johnny, dem gemeinsamen Sohn, darüber gesprochen.
Beide hatten Sheila dazu gedrängt, sich die wenigen Tage zu gönnen und auch an alte Zeiten erinnert zu werden, als Sheila ebenfalls versucht hatte, in die Modebranche einzusteigen. Widrige Umstände hatten das zwar nicht verhindert, aber Sheila doch sehr schnell aufgeben lassen. Aus dieser Zeit stammte auch der Kontakt mit Jolanda Norman.
Sie war damals richtiggehend verrückt gewesen, hatte voller neuer Ideen gesteckt, wollte die Mode revolutionieren, was ihr jedoch nicht gelungen war. Daraus hatte sie auch ihre Lehren gezogen. Sie war dann zu einer Pragmatikerin geworden, die sich mit dem Machbaren beschäftigte und eine Mode entworfen hatte, die auch Durchschnittsfrauen mit einem durchschnittlichen Einkommen tragen konnten. Ihr Logo JN hatte sich durchgesetzt und war vor allen Dingen in den kleinen Boutiquen gefragt, wo ihre Kollektionen die besten Umsätze erzielten.
Sheila freute sich auf Jolanda und war gespannt darauf, wie sie wohl jetzt aussah.
Früher hatte sie fast jeden Tag eine neue Frisur getragen und die Haare auf unterschiedlichste Art und Weise gefärbt. Manchmal war sie kaum zu erkennen gewesen, und etwas Verrücktes war bestimmt noch an ihr. Es spiegelte sich oft in den Farben ihrer Kleider wider, wo sie vor allen Dingen rote Leuchtfarben miteinander mischte, so daß die Drucke oft verwaschen wirkten.
Dem Trend folgend hatte sie in den letzten beiden Jahren noch Modeschmuck entworfen, der zu ihrer Mode paßte. Mehr als
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