0748 - Horror im Hexenhaus
einmal hatte Sheila dies in den Schaufenstern der Geschäfte gesehen.
Dieses zweite Bein war immer stärker geworden, ein Zeichen dafür, daß sich auch dieser Zweig für Jolanda lohnte. Ein Händchen für das Geschäft hatte sie schon immer gehabt.
Wenn Sheila über Jolanda nachdachte, so wunderte sie sich, daß sich die Designerin in ein derartiges Haus zurückgezogen hatte. Es paßte irgendwie nicht zu ihr. Hätte sie Mode im Country Look entwickelt, wäre das etwas anderes gewesen, doch ein derartiges Domizil kam ihr überhaupt nicht entgegen.
Es war einfach zu normal, zu erholsam, schon bieder. Ein futuristischer Bau mit spärlicher Einrichtung hätte besser zu ihr gepaßt, aber Sheila wußte auch, daß Menschen während ihres Lebens zahlreiche Wandlungen durchmachten, was besonders bei den Kreativen der Fall war. Das mußte auch so sein, sonst blieb man in seinem eigenen Mief stecken und ging irgendwann pleite.
Ob Jolanda einen Partner mit ins Geschäft genommen hatte, wußte Sheila nicht. Sie ging allerdings davon aus, denn Jolanda war keine Kauffrau und auch kein Vertriebsmensch.
Sheila Conolly lächelte, als sie vor der Treppe stehenblieb und noch einen Blick zurück warf. Der Garten kam ihr sehr klar vor. Die Farben der Blumen schwelgten in ihrer Pracht. Das helle Grün der Bäume sah üppig aus, und Sheila wunderte sich über dieses Bild, denn sie hatte den Eindruck, die Umgebung überscharf zu sehen. Als wäre sie von einer gewaltigen Brille umgeben, die jede Kontur überdeutlich hervortreten ließ.
Sie erinnerte sich wieder an das Bild.
Da hatte sich ein Fenster geöffnet.
Zwei Hände waren erschienen, die einen Menschenkopf nach draußen schleuderten.
Wieder schauderte sie zusammen, schluckte ihre Beklemmung aber runter und nahm sich vor, daran zunächst nicht zu denken. Irgendwann einmal würde sie mit Jolanda darüber reden, das stand auch fest.
Sie stieg die Stufen hoch. Die Steine durchzog ein Netzwerk aus kleinen Sprüngen. Hier und da schaute ein Halm schüchtern aus der einen oder anderen Ritze hervor.
Die Tür mit dem dunkelgrünen Anstrich wirkte sicher und flößte dem Besucher Geborgenheit ein.
Sheila entdeckte keine Klingel, dafür einen Klopfer aus schwerem Messing. Er glänzte im Licht des Tages und wirkte wie frisch geputzt.
Der Klopfer zeigte ein Gesicht. Mehr eine Fratze. Sie konnte einer Frau, aber auch einem Mann oder einem Untier gehören. Jedenfalls hatte sie von allem etwas.
Bevor sie danach faßte, fiel ihr auf, daß die Tür nur angelehnt war. Sheila wunderte sich darüber.
Jolanda fühlte sich sehr sicher, trotz der einsamen Umgebung, in der das Haus stand. Da konnte sich leicht jemand anschleichen, ohne direkt gesehen zu werden, und offene Türen waren eine Einladung für jeden.
Auch für Sheila.
Sie drehte sich und drückte ihre Schulter dagegen. Dabei merkte sie, wie schwer die Tür war. Etwas zäh glitt sie nach innen und gab die Sicht in einen Flur frei.
Sheila betrat das Haus!
Sie hatte mit einem düsteren Empfang gerechnet und freute sich irgendwie, daß sie sich irrte. Die Wände waren hell gestrichen worden, so daß der relativ enge Flur nicht so dunkel wirkte. Durch zahlreiche große Kartons war er noch schmaler gemacht worden. Wer ihn durchqueren wollte, mußte sich an den Kisten vorbeidrücken.
Sie sah eine Kellertreppe nicht weit vom Eingang entfernt. Die interessierte Sheila nicht. Ihr Blick richtete sich auf die einzige Tür im Hintergrund.
Sie war so breit, daß sie aus zwei Hälften bestand, und sie befand sich an der linken Wandseite.
Sheila stellte ihre Koffer ab. Sie hatte keine Lust mehr, das Gepäck zu schleppen, und sie freute sich schon darauf, ihre Freundin aus alten Tagen überraschen zu können.
Von Jolanda hörte sie nichts. Darüber wunderte sich Sheila ebenfalls. Wenn sie an früher dachte und sich Jolanda vorstellte, dann sah sie ein quirliges Wesen vor sich, das vor Kreativität sprühte. All diese Einfälle hatte sie durch hektische Bewegungen unterstützt, wobei auch ihr Mundwerk nie stehenblieb.
Wo sich Jolanda aufhielt, war immer etwas los. Da wurde die Welt aus den Angeln gehoben.
Nur jetzt nicht.
Hatte sich die Modefrau denn so verändert? Sheila Conolly konnte sich nur wundern. Dieses Haus lebte nicht, es war irgendwo tot und wirkte plötzlich trotz der hellgestrichenen Wände ein wenig düster und abweisend.
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sich Jolanda hier wohl fühlte.
Vor der Tür blieb sie
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