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075 - Der Kopfjaeger

075 - Der Kopfjaeger

Titel: 075 - Der Kopfjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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Marquet“, sagte Melville. „War früher mal Schauspieler. Kein besonders guter. Er veranstaltet mit seiner Frau zweimal die Woche Séancen. Scheint sein einziges Einkommen zu sein. Und er lebt dabei gar nicht schlecht, denn es finden sich immer wieder genügend Narren.“
    Wir stiegen die drei Stufen zum Haustor hoch, und Melville drückte die schwere Tür auf, die krachend hinter uns zufiel.
    Es roch wie in einer Kirche. Kühle und Stille empfing uns. Wir stiegen die Treppe empor. Der Geruch nach Weihrauch verstärkte sich.
    „Das Haus wird nur von Marquet und seiner Frau bewohnt.“ Sagte Melville.
    Im ersten Stock stand eine Tür offen. Leise Musik war zu hören.
    „Nennen Sie keinen Namen, Garner.“
    Ich nickte. Ich hatte an einigen Séancen teilgenommen, bei denen alle Anwesenden maskiert gewesen waren.
    Neben der Tür stand ein kleiner Mann. Sein Haar war weiß gefärbt und fiel weit über die Schultern. Er hatte buschige Brauen, die kleine dunkle Augen beschatteten. Sein Gesicht war dunkelbraun, und die scharf gekrümmte Nase sprang wie bei einem Adler hervor. Er trug einen schwarzen Umhang, der bis zum Boden reichte. Die Hände hatte er in den weiten Ärmeln des Umhangs versteckt. Er verbeugte sich leicht.
    „Guten Abend, meine Herren“, sagte er.
    „Wir wollen an der Séance teilnehmen“, erklärte Melville.
    „Gehen Sie weiter, meine Herren!“
    Wir traten in einen länglichen Raum, der in mattes Licht getaucht war. Die Längsseiten des Zimmers waren mit scharlachroten Vorhängen verkleidet. In der Mitte des Raums stand ein runder Tisch, auf dem einige Flaschen und Tabletts mit Sandwiches standen. Mehr als ein Dutzend Leute standen um den Tisch herum. Der Großteil von ihnen hielt ein Glas in der Hand und versuchte, die anderen zu ignorieren. Nur wenige sprachen miteinander.
    Ich griff nach einem Glas Orangensaft, musterte der Reihe nach die Anwesenden und sah nur drei Frauen.
    „Der Bursche draußen“, sagte Melville leise. „Das war Claude Marquet. Die Weißhaarige dort ist seine Frau Tilda.“
    Ich blickte Tilda Marquet an. Sie trug den gleichen dunklen Umhang wie ihr Mann, und ihr Haar hatte auch die gleiche Farbe, es war schneeweiß und floß fast bis zu ihren Hüften herab.
    Die zweite Frau mußte weit über Siebzig sein. Sie trug ein altmodisches Kleid und konnte ihre Hände nicht ruhig halten.
    Die dritte Frau war jung, gegen Zwanzig. Sie paßte überhaupt nicht in diese Versammlung. Ihr schulterlanges blondes Haar war glatt und das Gesicht mit den großen dunklen Augen überaus attraktiv. Sie trug einen einfachen Jeansanzug, der ihre schlanke Figur betonte, wirkte nervös und hatte den gehetzten Blick eines gefangenen Tieres.
    Ich beobachtete sie verstohlen. Sie hielt ein Glas zwischen beiden Händen und drehte es ständig hin und her.
    „Kennen Sie die Blonde?“ fragte ich Melville.
    „Nie gesehen“, sagte er. „Sieht aber recht anziehend aus, was?“
    Ich nickte.
    „Sie sieht ständig einen Mann an“, sagte ich. „Folgen Sie mal ihrem Blick und sagen Sie mir dann, ob Sie den Mann kennen.“
    Ich nippte an meinem Drink, stellte das Glas ab und zündete mir eine Zigarette an.
    Wieder blickte die Blonde zu dem Mann, der abseits von den anderen stand und völlig entspannt wirkte. Sein braunes Haar war kurz geschnitten und sein Gesicht von totenähnlicher Blässe. „Irgendwie kommt mir der Mann bekannt vor“, meinte Melville nachdenklich. „Irgendwo habe ich ihn schon mal gesehen, aber mir fällt einfach nicht ein, wann und wo es gewesen ist.“
    Tilda Marquet kam lächelnd auf uns zu.
    „Guten Abend“, sagte sie. „Darf ich Sie um den Eintritt bitten, meine Herren?“
    „Gern“, sagte ich und holte zwei Hundertfrancscheine hervor, die ich ihr reichte.
    Sie verbeugte sich und ging in die Diele. Ich sah ihr kurz nach. Ein hochgewachsener, unglaublich dünner Mann trat ins Zimmer.
    „Das ist Ray Pellegrin“, raunte mir Melville zu. „Ein Freund von Gilbert Sanson.“
    „Den werde ich mir mal vornehmen“, sagte ich.
    Pellegrin blieb unweit von uns stehen. Er achtete nicht auf seine Umgebung. Sein Gesicht war starr, nur der Mund bewegte sich.
    Ich trat auf ihn zu.
    „Entschuldigen Sie“, sagte ich und tupfte auf seine Schulter.
    Er zuckte zusammen und wandte sich mir zu.
    „Ja?“ fragte er ungehalten.
    „Sie waren doch ein Freund von Gilbert Sanson?“
    Sein Blick wurde noch mißtrauischer.
    „Ich bin ein alter Bekannter von Sanson“, log ich. „Wir

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