075 - Der Spinnenküsser
hypnotisieren versucht, doch damit keinen Erfolg gehabt. Da war er aber noch unter dem magischen Bann Beatriz' gestanden, der jetzt völlig unwirksam geworden war.
Coco setzte sich aufs Bett, und Harrys Grinsen wurde breiter. Sie legte ihre Hände auf seine Schulter. Langsam näherte sich ihr Gesicht dem seinen. Sie drückte ihre Lippen auf seinen Mund, dabei blickte sie ihm tief in die Augen.
Sie hatte ihn hypnotisiert.
Coco löste die Lippen von seinen Mund und flüsterte ihm einige Befehle zu, dann erweckte sie ihn aus der Trance.
„Gern fliege ich ja nicht ab", sagte Harry. „Aber du hast recht. Es ist tatsächlich besser."
„Endlich nimmst du Vernunft an, Harry. Geh auf dein Zimmer! In einer halben Stunde hole ich dich ab."
Während des Frühstücks erzählte ihm Coco nur wenig von den Vorfällen des vergangenen Abends. Sie bedauerte es noch immer, daß sie Harry hatte hypnotisieren müssen.
Die Fahrt mit einem Taxi zum Flughafen verlief ohne Zwischenfälle. Harry hatte keine Schwierigkeiten, ein Ticket für den nächsten Flug nach New York zu bekommen.
Sie nahmen im Flughafenrestaurant Platz. Das Flugzeug ging erst in einer Stunde. Harry bestellte für sich ein Bier und für Coco ein Fruchtsaftgetränk.
„Weshalb fliegst du nicht mit mir mit?" fragte Harry und gab Coco Feuer.
„Das ist unmöglich, du weißt es. Ich muß den Spinnenküsser töten."
Harry runzelte die Stirn. „Weshalb muß du das tun? Du hast mir doch erzählt, daß andere Dämonen auch am Tod des Spinnenküssers interessiert sind. Sie würden früher oder später den Spinnenküsser selbst töten."
„Stimmt", gab Coco zu. „Aber darauf will ich mich nicht verlassen. Die Dämonen könnten noch einige Zeit abwarten, und in der Zwischenzeit wird der Spinnenküsser alles daransetzen, um mich zu töten. Ich will ihm zuvorkommen. Angriff ist in so einem Fall die beste Verteidigung."
Harry hob die Schultern. „Das mußt du besser beurteilen können. Soll ich auf dich in New York warten?"
„Nein", sagte Coco entschieden. „Du fliegst nach Hause. Bleibe einige Zeit in Stuttgart! Ich schicke dir ein Telegramm, sobald der Spinnenküsser tot ist."
„Hoffentlich hast du damit Erfolg, Coco", sagte Harry leise. Er drehte nervös das Glas zwischen seinen Fingern. „Ich würde dir gern helfen. Kann ich dich nicht in deinem Kampf gegen die Dämonen unterstützen?"
„Ich fürchte, daß du keine große Hilfe sein würdest", stellte Coco fest.
„Ich könnte es lernen, Coco. Ich habe Zeit - und genügend Geld."
Coco schüttelte den Kopf.
„Werde ich dich wiedersehen, Coco?" Seine Stimme klang bittend. Er seufzte, als sie nicht antwortete. „Du lebst in London, nicht wahr?"
Coco nickte.
„Ich komme oft nach London. Kann ich dich da mal sehen?"
„Nein, das ist leider nicht möglich, Harry. Glaube mir, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen."
„Das glaube ich eben nicht", stieß Harry heftig hervor. Er holte seine Brieftasche heraus und reichte Coco eine Visitenkarte. „Unter dieser Adresse kannst du mich erreichen. Wenn ich nicht zu Hause bin, dann wird man dir sagen, wo ich mich gerade aufhalte. Vielleicht kann ich dir einmal helfen.
Ich wäre froh darüber."
Coco prägte sich die Adresse und die Telefonnummer ein, dann gab sie Harry die Karte zurück. Harry blickte sie äußerst unglücklich an. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er hätte ihr gern gesagt, was er für sie empfand, doch er wußte, daß diese Worte alles nur noch schlimmer gemacht hätten. Es war bitter für ihn. Endlich hatte er eine Frau kennengelernt, die ihn wie keine andere zuvor faszinierte, und schon trennten sich ihre Wege wieder. Und er hatte keine Chance, Coco für sich zu gewinnen. Die Erkenntnis war hart.
„Willst du dich auch in Zukunft mit Magie und dem Okkultismus beschäftigen, Harry?"
„Noch intensiver als bisher", antwortete Harry.
„Das dachte ich mir", sagte Coco. „Ich gebe dir einen Hinweis. Es gibt eine Gemeinschaft, die sich die ,Magische Bruderschaft' nennt, Sie haben Niederlassungen in vielen Großstädten. Setz dich mit Thomas Becker, dem Großmeister des Frankfurter Tempels, in Verbindung! Sage ihm, daß ich dich schicke."
„Magische Bruderschaft?" fragte Harry verwundert. „Eine religiöse Sekte?"
Coco schüttelte den Kopf. „Nein. Die Magische Bruderschaft ist keine Sekte. Sie haben ein magisches Bildungszentrum ausgearbeitet. Das oberste Ziel dieser Vereinigung ist die Verwirklichung humanitärer Programme
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