075 - Die Schöne und der Höllenwolf
in dem Moment, als ich den Silberstern schleuderte, wurde das Monster auf mich aufmerksam und reagierte.
Blitzschnell ging das. Ein jähes Zucken des Körpers war es nur, und schon befand sich die Bestie nicht mehr dort, wohin mein Wurfstern unterwegs war.
Haarscharf sauste er an dem Monster vorbei und hackte gegen einen Grabstein aus schwarzem Marmor. Das Scheusal sauste um den Grabstein, hinter dem es verschwunden war, herum und griff mich an.
Fauchend und geduckt schoß die Wölfin heran. Ich besaß drei Wurfsterne, wollte den zweiten aus der Tasche holen, doch das Monster war schneller.
Es sprang mich an. Ich duckte mich, glitt aus, bekam einen Rammstoß und kippte nach hinten. Mit dem Hinterkopf schlug ich gegen die Querbalken eines eisernen Kreuzes und war benommen.
Ich zog die Beine an, und als sich die Wölfin auf mich fallen ließ, stieß ich sie kraftvoll zurück. Sie knurrte zornig, und plötzlich war mir, als bekäme dieses Knurren ein unheimliches Echo.
Ich sprang auf. Im selben Moment erlebte ich eine verdammt unangenehme Überraschung. Aus dem Grau des dicht fallenden Regens schälte sich eine zweite Bestie.
Dieses Ungeheuer war in Sharon Griffiths Knurren eingefallen, und nun nahmen mich die Höllenwölfe in die Zange.
***
Ich mußte den Rücken freibekommen, deshalb federte ich zurück. Gleichzeitig griff ich zum Revolver. Sollte ich auch damit nicht treffen, so konnte ich wenigstens die Gewißheit haben, daß mein Schuß nicht ungehört blieb.
Roxane würde mir zu Hilfe eilen, und dann würde das Kräfteverhältnis ausgeglichener sein als jetzt.
Die Wölfe ließen jegliche Vorsicht außer acht. Die Gier nach meinem Leben war so stark, daß sie nicht einmal meinen Colt Diamondback ernst nahmen. Wahrscheinlich glaubten sie, der Revolver wäre mit normaler Munition geladen.
Damit hätte ich ihnen wirklich nichts anhaben können. Aber in meiner Waffe befanden sich geweihte Silberkugeln, und damit waren Bestien wie sie zu erledigen.
Sie versuchten mich gleichzeitig zu erwischen, wollten mir ihre Fangzähne ins Fleisch schlagen und mich niederreißen, doch es gelang mir, Sharon Griffiths Attacke mit einem präzise abgezirkelten Karatetritt abzuwehren, und ihrem Höllenkumpan setzte ich die Kanone an den Körper und drückte ab.
Sie hatten in mir eine leichte Beute gesehen. Ich bewies ihnen, daß ich das nicht war. Wenn meine Chancen auch schon mal besser gewesen waren, so ließ ich mich doch nicht so leicht unterkriegen. Ich hatte es mir zum Grundsatz gemacht, meine Haut stets so teuer wie möglich zu verkaufen. Glücklicherweise hatte es bisher noch keiner geschafft, den hohen Preis zu bezahlen.
Ich krümmte den Finger. Der Diamondback brüllte und spie Feuer und Silber.
Der Treffer stieß meinen unmittelbaren Gegner zwei Schritte zurück, und seinem Maul entrang sich ein klägliches Winseln.
Das alarmierte SharonTGriffith.
Ihr Komplize sackte zusammen. Als sie das sah, wußte sie, daß ich eine Spezialmunition verwendete, und ihr verging sofort die Lust am Kampf.
Keine Gnade für die Wölfin! durchzuckte es mich.
Ein neuer Blitz riß die Regenschleier auseinander. Ein ohrenbetäubender Donner folgte, und Sharon Griffith sprang mit einem weiten Satz über eines der Gräber.
Ich wollte auch sie zur Strecke bringen, richtete den Colt Diamondback auf sie, kam aber nicht dazu, den Stecher durchzuziehen, denn der Werwolf, den ich erledigt glaubte, erhob sich noch einmal.
Schwer verletzt griff das Ungeheuer mich an. Ich war gezwungen, mich zu verteidigen. Noch einmal richtete ich den Revolver auf ihn, und jetzt tauchte auch Roxane auf.
Ich schoß, und aus ihren Fingerspitzen zuckten dünn geästelte Blitze, die sich in den Körper des Unholds bohrten. Meine zweite geweihte Silberkugel saß besser als die erste.
Sie allein hätte gereicht, um das schwarze Leben des Monsters auszulöschen. Roxanes Kraft beschleunigte das Ende der Bestie. Der Wolf vollführte einen grotesken Tanz, heulte schaurig, warf die Pranken hoch und drehte sich um die eigene Achse. Währenddessen setzte die Rückverwandlung ein. Bevor unser Gegner tot zusammenbrach, wurde er zu einem blonden jungen Mann. Erlöst landete er im Schlamm zwischen den Gräbern.
Sharon Griffith jedoch hatte ihre Chance genützt. Sie war verschwunden.
»Vielleicht gelingt es uns noch, sie am Verlassen des Friedhofs zu hindern, Tony«, sagte Roxane erregt.
Meine diesbezügliche Hoffnung war nicht allzugroß. Dennoch sagte ich: »Okay,
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