075 - Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas
Griffen
wirklich die blattlosen Zweige nach ihm?
Er
erschauerte… sah sich gehetzt um, versuchte zu fliehen und mußte zu seinem
Entsetzen feststellen, daß sich die Beine nicht bewegen ließen! Sie schienen
wie auf dem Boden festgeschweißt.
Die knorrigen
Zweige bewegten sich schlangengleich auf ihn zu. Die Äste und Zweige umringten
ihn und bildeten ein dichtes, undurchdringliches Netz.
Aus den
Augenwinkeln heraus nahm Juan eine dunkle Gestalt wahr, die rasch näher kam.
Ein junges
Mädchen. Er schätzte sie auf fünfzehn, sechzehn Jahre. Ihre Erscheinung wirkte
wie eine Erlösung in dem düsteren, bedrohlichen Gewirr.
Das Mädchen
war ein Zambo, ein Abkömmling von Neger und Indianerin. Sie sah ausgesprochen
hübsch aus.
Ihre Haut war
sehr dunkel. Das Mädchen lächelte ihn an. Ihre weißen Zähne blitzten. Sie
streckte die Hand nach ihm aus. Wie durch Zauberei wichen die knorrigen,
armdicken Zweige und Äste zurück, als fürchteten sie die Berührung durch die
schlanke Hand.
Der Bann
löste sich.
Juan de Mayo
merkte, wie er wieder frei atmen konnte, wie die Beklemmung von ihm abfiel.
Er lächelte.
Dann schlug
er die Augen auf… und war blitzartig hellwach.
Der
Erleichterung, die er noch eben empfunden hatte, folgte das Entsetzen.
Das Mädchen
aus dem Traum stand vor ihm!
●
Drei Sekunden
lang war er unfähig, dies richtig zu realisieren. Und als er es endlich tat,
war es schon zu spät.
Das dunkle
Gesicht mit den schimmernden Augen veränderte sich plötzlich.
Es war groß
und länglich, die Sinnesorgane verzerrten sich. Die Augen wurden rund, der Mund
zu einem großen, spitzen Dreieck. Die Haut der jungen Unbekannten wirkte
pechschwarz. Das Gesicht, das Juan anstarrte, war so furchtbar, ungeheuerlich
und abstoßend, daß ein gräßlicher Aufschrei über seine Lippen drang.
Eine
leibhaftige Bestie, ein Dämon stand vor ihm!
Die großen,
spitzen Zähne schimmerten wie poliertes Elfenbein in dem schwarzen Gesicht.
Der Körper
vor ihm war jetzt zwei, nein, dreimal so groß wie zu dem Zeitpunkt, als er das
Zambo-Mädchen zum ersten Mal im Traum gesehen hatte.
Wie ein
siedendheißer Strom peitschte das Blut durch seine Adern. Schweiß perlte auf seiner
Stirn und brach ihm aus allen Poren. Sein Atem ging
stoßweise.
Das
Ungeheuer, das dreimal so groß war wie er, griff nach ihm.
Er fand nicht
mehr die Kraft, aufzuspringen und dem Zugriff zu entgehen.
Etwas Weiches
legte sich um seinen Hals.
Er war
unfähig, sich von der Stelle zu rühren.
Die Luft
wurde ihm knapp. Das dämonengleiche Wesen mit dem
schrecklichen Kopf, den glühenden Augen und dem riesigen, zähnefletschenden
Maul nahm sein ganzes Blickfeld ein und stand vor ihm wie eine unüberwindliche
Mauer.
Juan de Mayos
Augen traten hervor, seine Zunge kam zwischen den Lippen nach vorn. Ungläubiges
Entsetzen spiegelte sich in seinen brechenden Augen.
Doch bis in
die letzte Sekunde seines Todes fieberte ein Gedanke in Juans Bewußtsein: »Es
ist ein Traum… ein Alptraum… Dr. Satanas hat ihn geschickt, weil du… das Geld genommen
hast… aber das geht vorüber… geht vorüber… ganz besti …«
Aus!
Schwärze…
Ewige Finsternis! Der Traum war kein Traum!
Juan de Mayo
fiel in den Lumpenberg zurück. Sein Gesicht lag zwischen der Matratzenfüllung
und den Insekten, die über sein entsetztes Gesicht krochen. Aber er spürte die
krabbelnden Käfer nicht mehr.
Das
schreckliche Wesen, das zu ihm in die Bude gekommen war, drehte sich auf dem
Absatz um.
In der
Kehrtwende veränderte sich der Körper des dreieinhalb Meter großen Ungetüms,
das mit dem schrecklich langgezogenen Kopf die morschen Deckenbalken der
ehemaligen Lagerhalle berührte.
Der Körper
schrumpfte und nahm wieder seine normale Größe an. Auch der furchteinflößende
Schädel veränderte sich. Die hübschen, reizvollen Züge des Mädchens kamen wieder
zum Vorschein, das gefährliche Leuchten in den dunklen Augen erlosch.
Sie verließ
die alte Lagerhalle, tauchte in der Nacht unter und ließ den Toten zurück.
●
Man fand ihn
am Spätnachmittag des nächsten Tages.
Durch einen
Zufall.
Kinder, die
aus den nahen Arbeiterwohnungen kamen und Verstecken spielten, stießen auf Juan
de Mayo.
Die Polizei
wurde verständigt.
Von Anfang an
zeigte sich, daß es hier wohl so gut wie keiner kriminalistischen Arbeit
bedurfte.
Alles wies
auf einen Unfall hin.
Juan de Mayo
lag mit dem Kopf in einem Berg aus Lumpen und stinkender Matratzenfüllung,
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