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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überlege ich mir noch.«
    »Soll ich trotzdem morgen vorbeikommen?«
    »Ja, aber nicht mit ‘ner Leiche.«
    »Ich fahre keine Leichen.«
    »Hat aber so gerochen.«
    »Dafür kann ich nichts.«
    Da zwei andere Wagen auf den Platz fuhren, war der Mann wieder beschäftigt. Wehner schaute ihm noch nach und bestieg fluchend das Fahrerhaus zusammen mit seinem Kumpel Gläser.
    Der sah aus, als hätte er seine tote Großmutter gesehen. Bleich und schweißnass. Als er sich angurtete, klemmte das Ding. Fluchend ließ er es sein.
    »Da hast du uns vielleicht in einen Mist hineingeritten, Horst.«
    »Wieso ich?«
    »Hör mal zu. Der Gestank, der – der drang doch aus dem Sarg.«
    »Das ist eine Kiste, Mann.«
    »Okay, dann kam der Gestank aus der Kiste.«
    Wehner wollte Bedenkzeit haben und ließ den Motor an. »Ich weiß ja auch nicht, wie das passieren konnte. Jedenfalls will ich mich davon nicht verrückt machen.« Er rollte im schrägen Winkel der Straße entgegen. »Wir ziehen die Sache trotzdem durch und fertig.«
    Gläser hob die Schultern. »Hast du denn keine Angst?«
    »Wovor denn? Vor diesem Geruch?«
    »Nein, Horst. Sondern vor dem, was in der verdammten Kiste steckt, die für mich auch jetzt ein Sarg ist. Da kannst du sagen, was du willst. Sie ist ein Sarg.«
    Horst Wehner hielt sich mit einem Kommentar zurück, was bei ihm selten geschah. So aber gab er indirekt zu, dass er Willi nicht unbedingt widersprechen wollte. Auch ihm kam die Ladung mittlerweile nicht mehr geheuer vor.
    Das hatte wirklich so gerochen, als würden sie eine Leiche transportieren. Aber wer verlangte denn so etwas? Das war Wahnsinn.
    Einen Toten aus dem Stollen zu holen.
    Nach einer Weile, als sich Gläsers Gedanken geordnet hatten, stellte dieser eine Frage: »Weißt du eigentlich, Horst, was Zombies sind? Hast du davon schon mal was gehört?«
    »Hältst du mich für blöde? Das sind lebende Leichen.«
    »Richtig.«
    Als Willi nichts mehr sagte, fing Wehner an zu lachen. Er schlug mit der linken Hand auf den Lenkradring. Immer und immer wieder. »Du willst doch nicht sagen, dass in der Kiste ein Zombie liegt?«
    »Wer weiß, Horst, wer weiß…«
    »Du spinnst, Willi, du spinnst wirklich!« Überzeugt klang die Antwort allerdings nicht. Auch bei Horst Wehner blieb ein gewisses Unbehagen zurück…
    ***
    Wir waren gefahren, und ich hatte ein Land kennen gelernt, von dem ich mich beeindruckt zeigte. Es war der Thüringer Wald, der uns umgab, ein Mittelgebirge, das mir manchmal wie eine Märchenlandschaft aus Kinderbüchern vorkam, wo noch all die heimlichen Gestalten lebten, von denen Kinder träumen.
    Enge Straßen, oft kurvig, Serpentinen, umgeben von Bergen und dichten Wäldern. Vogelgezwitscher, warmes Sonnenlicht, tiefe Täler, mal ein schmaler Bach, kleine Orte, die wie verwunschen und manchmal auch vergessen wirkten. Ein Land, das im Sommer und im Licht des Tages wunderbar aussah, das aber während der Dunkelheit bestimmt sehr abweisend und düster werden konnte, etwa so, wie ich es auf dem Gemälde gesehen hatte.
    Burg Maitland lag südlich von Erfurt, wo wir auch die Autobahn verlassen hatten. Sie war nicht das einzige Gemäuer aus alten Zeiten, denn hin und wieder war eine Ruine aus dem frischen Grün der Bäume erschienen. Manche auf einem Berg liegend, andere wieder tiefer in einem Tal. Einige waren noch bewohnt, zumindest Teile davon, wie mir der Kommissar versichert hatte. Andere Bauten wiederum waren so verfallen, dass sich eine Wiederherstellung kaum lohnte.
    Mir gefiel Thüringen, und Harry freute sich, weil er dies an meinem Lächeln erkannte.
    Wir fuhren einen Opel Omega, und dieser Wagen schnurrte wie eine gut geölte Nähmaschine. Der Nachmittag war bereits vorbei. Es näherte sich der Abend. Die Sonne befand sich bereits auf dem Weg nach Westen, wo sie dann verschwinden würde. Sie hatte sich verfärbt. Als rote Riesenorange hing sie am etwas bewölkten Himmel.
    Auf einer Anhöhe stoppten wir. Von hier aus hatten wir freie Sicht. Beide stiegen wir aus und waren froh über die Pause.
    Ich trat vor bis an den Rand der Straße. Mein Blick glitt durch das Tal. Unten sah ich einen kleinen Ort. Die Spitze eines Kirchturms ragte hervor. Das Gewässer eines Bachs schimmerte wie ein blanker Aluminiumstreifen. Größere Vögel ließen sich im Aufwind treiben.
    Wir atmeten tief durch und pumpten unsere Lungen voll mit der frischen Bergluft.
    »Ich weiß genau, John, welche Frage jetzt kommt.«
    »Dann gib mir schon die

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