0751 - Gespenster der Nacht
austricksen.
Bisher war es in meiner unmittelbaren Umgebung ruhig geblieben.
Vergleichbar mit der Stille einer Gruft, in der nur meine eigenen Atemzüge zu hören waren.
Das aber änderte sich. Ich hörte die ungewöhnlichen Geräusche, sie klangen durch die Luken an meine Ohren und schienen von der kühleren Luft an meine Ohren getragen zu werden.
Zunächst kam ich damit nicht zurecht.
Ich vergaß zum Glück meine eigenen Schmerzen und konzentrierte mich ausschließlich auf das Flattern, Kratzen und die manchmal leisen, aber leicht schrill klingenden Geräusche, die auch vergleichbar mit einem hohen Pfeifen waren.
Da kam etwas…
Ich war gespannt. Nicht, dass ich eine tiefe Angst verspürt hätte, aber dieses unheimliche Geräusch ging mir schon an die Nieren, und urplötzlich traf ein Luftzug mein Haar. Einen Augenblick später flatterte etwas Schwarzes an mir vorbei und wischte im Zickzack durch den engen Raum, tanzte über das Kerzenlicht hinweg und klammerte sich als Schatten an der Decke fest.
Ich verdrehte die Augen und schaute hin.
Da hing es wie ein dunkler Lappen kopfüber nach unten. Das Wesen hatte seine Flügel zusammengefaltet, nur ein leichtes Zucken umtanzte die Ränder.
Ich wusste Bescheid. An der Decke hatte sich eine Fledermaus festgeklammert. Und zwar eine verdammt große, die sich durchaus auch auf Menschen stürzen würde, um ihren Blutdurst zu stillen.
Auf mich, den Wehrlosen.
Noch klebte sie abwartend an der Decke, aber ich dachte an die Geräusche, die mich gewarnt hatten. Das war nicht nur eine Fledermaus gewesen, die einen derartigen Krach verursacht hatte. Das mussten mehrere sein.
Und alle wollten satt werden. Alle wollten Blut. Mein Blut!
Sie kamen, sie drängten sich durch den Spalt. Die erste Fledermaus hatte ihnen den Weg gezeigt und bewiesen, wie leicht es war.
Obwohl sie die Dunkelheit mochten, war ihr Drang nach Blut so stark, dass sie das Licht der beiden Kerzen ignorierten.
Urplötzlich war mein Verlies von tanzenden und wirbelnden Schatten erfüllt, die rasch von einer Seite zur anderen huschten, auch über meinen Körper und mein Gesicht hinwegglitten und dann so schnell verschwanden, als wären sie zusammengeklappt.
Ich suchte sie.
Natürlich hingen sie an der Decke. Sie sahen dort aus wie schimmernde Fettflecken, von denen jeden Augenblick Öltropfen in die Tiefe fallen konnten.
Wieder umgab mich die Stille. Ich hörte auch keine Geräusche mehr von draußen. Keine Schritte, kein Schaben und Flattern.
Die kleinen Bestien blieben bei mir. Sie bildeten unter der Decke einen schwarzen Teppich, der aussah wie ein dunkles Rechteck.
Manchmal zuckte das Gebilde, einen Bruchteil später zuckte ich auch, weil ich jederzeit damit rechnete, dass sich die Fledermäuse von ihren Plätzen lösen und auf mich zufliegen würden.
Sie ließen sich Zeit.
Sie zögerten alles hinaus, als stünden sie unter einer fremden Kraft, auf deren Befehl sie warteten. Und für mich verwandelte sich jede Sekunde in eine Art Folter.
Wann kam Maitland zurück?
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er im Hintergrund blieb. Er war doch ein Mensch, der seinen Triumph genießen wollte, das hatte ich in der Halle erlebt, als ich am Boden lag und er vor und über mir gestanden hatte.
Schlagartig begann der Tanz der kleinen Bestien.
Mit dem Zucken der Flügel fing es an. Und plötzlich platzte das unter der Decke hängende Rechteck auseinander. Eine Explosion, die die einzelnen Teile zur Seite schleuderte, als wären es dunkle Dreckklumpen.
In der folgenden Sekunde begann ein Tanz der Fledermäuse, in dessen Mittelpunkt ich plötzlich stand.
Um mich herum flatterten und schwirrten die kleinen Bestien. Sie bewegten hektisch ihre Flügel auf und ab. Es war mit den Augen kaum zu verfolgen, es ging alles zu schnell, der Wirbel bewegte die Luft, stieß immer wieder von verschiedenen Seiten her gegen mich, ließ meine Haare flattern.
Die Tiere der Nacht zogen den Kreis enger. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatten sie mich erwischt. Ich bekam bereits die Schläge der Schwingen mit. Noch streiften sie mich nur. Es war nicht einmal unangenehm, wenn ich es mit meinen Schmerzen verglich.
Dabei blieb es nicht.
Sie fielen über mich her. Sie hatten sich in kleine, gierige Raubtiere verwandelt, die mein Blut trinken wollten. Und sie nahmen natürlich keine Rücksicht auf mein Gesicht, denn das war ihre größte Angriffsfläche.
Ich spürte sie auf der Haut. Ihre Körper waren
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