0751 - Gespenster der Nacht
kippen sollte.«
Das sah ich ein. Wir besprachen, wie es am besten durchgezogen werden konnte. Ich löste den Gurt und öffnete die Tür, was problemlos über die Bühne ging. Schwerfällig schwang sie in die Höhe, blieb für einen Moment in der ruhigen Lage stehen, dann schwang sie mir wieder entgegen, sodass ich sie abfedern musste. Ich stützte sie mit dem Ellbogen ab, konnte aber nicht normal aussteigen, sondern rollte mich mehr aus dem Wagen hervor und landete mit der Schulter zuerst auf dem weichen, mit Humus bedeckten Boden.
Der Hang war relativ steil. Ich musste ihn hoch kriechen, um eine Gelegenheit zu finden, wieder auf die Füße zu kommen. Der Opel hatte zwar eine Schneise in das Unterholz gerissen, aber einige Meter weiter war es so dicht, dass ich nicht durchkam. Die netzartigen Arme erlaubten es mir, mich wieder in die Höhe zu ziehen, wenn ich mich an ihnen festklammerte.
Ich schaute zurück, weil ich das Fluchen hörte. Harry kletterte ebenfalls an meiner Seite aus dem Wagen. Wir beide sahen wohl ziemlich ramponiert aus. Zudem hakte die Kleidung des Kommissars irgendwo fest. Er zerrte sich los, ich hörte das harte Reißen von Stoff.
Dann kroch er mir entgegen, sah meine ausgestreckte Hand und ließ sich von mir auf die Füße helfen. »O verflucht«, stöhnte er, »das war wieder einmal mehr als hautnah.«
»Und ob.«
Er holte einige Male tief Luft, schaute sich um, ohne etwas erkennen zu können. Die Scheinwerfer des Opel brannten nicht mehr, sie hatten bei dem wuchtigen Aufprall ihren Geist aufgegeben, und der Wagen selbst hatte nur noch Schrottwert. Er hatte seine Form verändert, war zusammengeknickt, hatte sich verzogen und mit den Hinterrädern tief in den weichen Boden hineingewühlt.
»Jetzt brauche ich einen neuen«, sagte der Kommissar.
»Und wir können etwas für unsere Gesundheit tun.«
Harry grinste schief, als er sich abtastete. »Nichts gebrochen, nichts verstaucht. Wie fühlst du dich?«
»Mir ging es schon mal besser.«
»Ja, mir auch.«
Wir hatten wirklich kaum etwas abgekriegt. Vielleicht einige Stöße, es würden möglicherweise auch einige Flecken zurückbleiben, die aber ließen sich verschmerzen.
Dann sagte der Kommissar etwas, das auch mir am Herzen lag.
»Wir waren nicht allein, John.«
»Stimmt.«
»Der andere.«
Ich senkte für einen Moment den Kopf. Die Erinnerung an die letzten Sekunden vor dem Drall nach rechts wühlten sich wieder hoch.
Wir wollten den Berg hochfahren, um die Burg zu erreichen. Uns war ein Lastwagen entgegen gekommen, und auf einem derartig schmalen Weg war es für uns unmöglich gewesen, auszuweichen.
Es wäre unweigerlich zu einem Zusammenstoß gekommen, wenn dem Kommissar nicht im letzten Moment das Steuer herumgerissen hätte.
Aber wo befand sich der Lastwagen?
Keiner von uns wusste es. Wir hatten nur das gewaltige Krachen gehört. Noch in der Erinnerung daran verspürte ich einen Schauer.
Dieses Fahrzeug musste an der anderen Seite den Weg verlassen haben, wo sich ebenfalls ein Hang befand, der aber führte in die Tiefe, und zwar nicht sehr flach, sondern ziemlich steil. Der Wagen musste wie ein Geschoss in den Wald hineingerast sein.
Er war nicht in Flammen aufgegangen, was uns ein wenig Mut machte. Gebraucht hätten wir jetzt einen lichtstarken Scheinwerfer.
Leider hatten wir den nicht zur Hand. Ich fragte Harry nach einer Taschenlampe.
»Im Handschuhfach. Warte, ich hole sie.«
Zusammen mit meiner kleinen Bleistiftleuchte hatten wir wenigstens zwei Lichtquellen. Stahl rutschte auf den Wagen zu. Er stützte sich immer wieder ab. Erst jetzt merkten wir, wie steil der Hang wirklich gewesen war und welches Glück wir gehabt hatten.
Ich drehte mich um und schaute in die Richtung, wo unser Ziel liegen musste. Es war eine alte Burg, die einem gewissen Viktor Maitland gehörte, wie wir mittlerweile erfahren hatten. Die Burg lag in Thüringen, wir befanden uns also in Deutschland, und hierher war ich gelockt worden.
Nicht durch einen Anruf oder durch einen Brief. Auch nicht durch ein Ereignis, das in meinen Bereich gefallen wäre. Nein, es war ein Bild gewesen, das eine Burg zeigte, davor eine unheimliche Gestalt, die einem Vampir ähnelte, ohne dass sie dabei ihr Gesicht gezeigt hätte. Das alles war schon irritierend genug für mich gewesen, bis ich dann die Schrift gelesen hatte.
Ich hole dich, Sinclair!
Diese Schrift hatte sich auf dem Bild befunden und war für mich nur zu lesen gewesen, wenn ich es in einen
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