Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
manchmal aus wie Gefängniswärterinnen aus dem Knast in einem totalitären Land. Einige der Mädchen hatten sich auch Uniformmützen besorgt und sie schief aufgesetzt. Sie ahmten die kürzlich verstorbene Marlene Dietrich nach, die in ihren Filmen ja oftmals den verruchten Vamp gespielt hatte.
    Skins sah ich nicht. Ihre Glatzen wären mir auch aufgefallen. Dafür marschierten einige Grufties durch die Szenerie, ganz in Schwarz gekleidet und mit Trauerschleiern vor den Gesichtern. Sie machten den Eindruck, als wäre die Welt für sie gestorben, und aus den Lautsprechern ihrer mitgebrachten Radios drang schwermütige Trauermusik.
    Also eine bunte Szene, die sich hier versammelt hatte und mir irgendwie gefiel, denn es roch nicht nach Gewalt. Hier amüsierte man sich, hier vertrug man sich, hier war jeder ein Schauspieler und konnte sein normales Leben endlich hinter sich lassen, das sowieso zumeist an Verkaufstheken oder Fließbändern endete.
    Hier konnten sie anders sein, mal richtig auf die Pauke hauen, ohne daß es irgendwelche Bestimmungen gab. Hier wurden sie nicht angemotzt, hier kümmerte sich niemand um ihr Aussehen.
    Ich saß im Lokal. Auf dem Ponton hatte ich keinen Platz bekommen, doch ich konnte ihn gut sehen, weil ich dicht neben einem der großen Fenster hockte und mich noch immer fragte, was diesen Amos Carr bewogen haben könnte, mich hier zu treffen.
    Ich wußte nicht, wie er aussah. Er aber hatte mir gesagt, daß ich ihn schon erkennen würde, demnach mußte er sich von den Besuchern unterscheiden. Wahrscheinlich auch durch seine Kleidung.
    Der Ponton war ein schimmerndes Konglomerat aus bunten Lichtern, Stimmen, Musik und dabei zuckenden, tanzenden Körpern, die hier die neuesten Modetänze aufführten oder Neuheiten kreierten, denn bei all diesem Durcheinander konnte ich keine Richtung feststellen. Wahrscheinlich war ich auch nicht Fachmann genug. Jedenfalls kamen mir manche Gäste vor, als wollten sie das Dirty Dancing noch übertreffen und vermischten es dabei mit Figuren aus dem Lambada-Tanz.
    Ich war einer der wenigen Gäste, die »normal« aussahen. Man ließ mich in Ruhe, motzte mich nicht an, und als Getränk hatte ich mir eine Flasche Mineralwasser bestellt und irgendein Mixgetränk ohne Alkohol, das mir allerdings zu süß schmeckte.
    Etwa zwanzig Minuten hockte ich bereits in dem Trubel. Da ich mit Amos Carr keine genaue Zeit ausgemacht hatte, gab ich ihm noch eine halbe Stunde Zeit.
    Ich wußte nicht, was er von mir wollte. Er hatte von einer Gefahr aus einer anderen Welt gesprochen, ohne dabei allerdings ein fremdes Volk von den Sternen zu meinen. Dann hatte er noch einen Baum erwähnt, eine Buche, die eine sehr große Rolle spielen sollte.
    Was daran stimmte, wußte ich nicht, würde es aber bald erfahren. Immer wieder streifte mein Blick auch den breiten Eingang. Die Tür bestand aus Glas, war wegen der Wärme geöffnet worden, damit etwas Durchzug herrschte. Der Mai hatte uns Temperaturen gebracht, die einfach schlimm waren.
    Hundstage mit einer widerlichen Schwüle, die den Menschen ununterbrochen Schweiß aus den Poren drückte. Auch ich schwitzte. Leider konnte ich mein Jackett nicht ausziehen, dann hätte die Beretta freigelegen.
    So wartete ich.
    Sah mir die neuen Gäste an und konnte immer nur staunen über die Phantasie, wie sie sich anzogen und sich immer wieder etwas Neues einfallen ließen. Manche sahen aus, als wären sie aus dem Orient gekommen und waren zudem mit außergewöhnlichen Schmuckkreationen behängt.
    Dann erschien ein Mann, der nicht hierher paßte. Er war einfach zu normal gekleidet, und ich wußte sofort, daß die hochgewachsene Gestalt mit den grauen Haaren Amos Carr war.
    Er hatte mir erzählt, daß er Waldarbeiter war und sich zum Vertreter des Revierförsters hochgearbeitet hatte. So ungefähr sah er auch aus.
    Eine dünne, aber wetterfeste Jacke, ein grünes Hemd und ziemlich dicke Hosenbeine, die bis auf die festen Schuhe fielen. Er mußte um die Fünfzig sein, war ein Mann, der es verstand, zuzupacken und der sich so leicht nichts vormachen ließ.
    Sein Gesicht war wettergebräunt und schien selbst aus einem Stamm geschnitzt worden zu sein.
    Ich winkte.
    Er sah mich, dann nickte er und näherte sich mit festen Schritten meinem Platz. Es war mir unter großen Mühen gelungen, einen Platz freizuhalten, und als sich Amos Carr setzte, da sah ich, wie sich sein Gesicht entspannte.
    Dieser Mann hatte mir schon beim ersten Anblick Vertrauen eingeflößt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher