0753 - TV-Dämonen
Parapsychologe nach dem nächsten Buch. Es war ein unauffälliges kleines Bändchen aus dem Jahr 1952 mit dem schlichten Titel »Weißmagische Zirkel«. Zamorra hatte von dem Werk, noch nie etwas gehört, doch was er las, elektrisierte ihn sofort. Der anonyme Autor schrieb über Weißmagier, die sich zu Geheimgesellschaften zusammenschlossen, um die Verbreitung des Bösen auf der Welt zu verhindern. Einige hatten der Hölle generell den Kampf angesagt, andere konzentrierten sich auf einen einzigen schwarzblütigen Gegner, den sie vernichten oder zumindest daran hindern wollten, seine Macht auf der Erde zu vergrößern.
Einer dieser Zirkel nannte sich Der Bund der ewigen Gerechtigkeit. Sein erstes Auftauchen in der Geschichte war unbekannt. Er hatte schon vor Jahrhunderten Anhänger in ganz Europa und Teilen Frankreichs gehabt.
Dieser Orden hatte sich nur ein Ziel gesetzt: Einen Dämon namens Berakaa zu vernichten. Zamorra hatte von diesem Diener der Hölle noch nie etwas gehört. Den Nachforschungen des Autors zufolge befehligte Berakaa seine eigene kleine Armee aus untergeordneten Dämonen. Er hatte ursprünglich ein kleines Gebiet in Algerien tyrannisiert, bis der Bund der ewigen Gerechtigkeit seiner Schreckensherrschaft dort ein Ende gemacht hatte.
Aber Berakaa war ein zäher Gegner, und seit seiner Vertreibung aus Algerien hatte er seinen Aktionsradius erheblich vergrößert. Viele Anhänger des Ordens waren seitdem seinen Schergen zum Opfer gefallen, und nach der Ansicht des Buches war Der Bund der ewigen Gerechtigkeit inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes ausgestorben.
Zamorra war sich da nicht so sicher.
Die Hauptwaffe des Bundes war ein magischer Dolch, den die Gründer des Zirkels einst in einem Tage andauernden magischen Ritual aus dem Metall eines Kometen geschmiedet hatten. In dem Buch gab es eine Zeichnung dieser Klinge der Vergeltung. Zamorra kannte die Waffe.
Sie gehörte heute Jean Fournier.
Und dies waren bei weitem nicht die einzigen Information über Berakaa und seine Gegner, die Zamorra in dem Buch fand. Der Parapsychologe machte sich gerade Notizen, als er ein Geräusch an der Tür hörte. Wer mochte das sein? Adèle? Die Tür sprang auf, und etwas flog herein. Zamorra hörte Glas zersplittern, als der kleine Gegenstand in der Mitte des Raumes den Boden berührte. Die Tür wurde schnell wieder zugezogen. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
Zamorra sprang auf und hastete zur Tür. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Glaskapsel. Er sah jedoch nichts, was sich darin befunden haben mochte. Gas, schoss es Zamorra durch den Kopf. Und tatsächlich fühlte er sich seltsam benommen.
Er musste hier raus!
Der Parapsychologe zog den E-Blaster, den er eigentlich nur dabei hatte, weil er die Energiewaffe aus der Schmiede der DYNASTIE DER EWIGEN nicht unbeaufsichtigt im Hotel zurücklassen wollte. Zamorra zielte auf die Tür, als seine Knie nachgaben. Er sackte zu Boden. Das Atmen fiel ihm schwer. Los, aufstehen, sonst war's das!, hämmerte er sich ein. Mit letzter Kraft zielte er erneut, als ihm etwas den Blaster aus der Hand riss.
Es war ein Buch!
Aufgeklappt schwebte es wie eine Fledermaus neben ihm. In der Mitte der aufgeklappten Seiten prangte ein fürchterliches Gebiss, das den Blaster in seinen Fängen hielt.
Waren das Halluzinationen?
Als das Buch den Blaster in die fernste Ecke des Raumes schleuderte und sich ein weiteres Mal auf ihn stürzte, wusste er, dass das Gas bei ihm keine Sinnestäuschungen hervorrief. Das Monster-Buch war echt. Und es war nicht allein.
***
Nicole war bester Laune. Sie hatte die Besitzer von mindestens zwölf Boutiquen rund um die Avenue Montaigne zu äußerst glücklichen Menschen gemacht und sich dann ein Taxi gesucht. Sie ließ sich an der Sorbonne absetzen und schickte den Fahrer mit einem Dutzend überfüllter Taschen und einem großzügigen Trinkgeld weiter zum Hotel.
Die Dämonenjägerin hatte mit Zamorra nichts ausgemacht. Sie wollte ihn einfach überraschen, falls er noch da war. Wahrscheinlich steckte er mit der Nase immer noch tief in verstaubten Folianten. Aber auch Gelehrte mussten mal einen Happen essen. Danach konnte sie ihm ja bei der Recherche helfen.
Es war eine Weile her, dass Nicole zum letzten Mal in der Sorbonne gewesen war. Deshalb fragte sie sich durch. Alle, die sie ansprach, waren nur zu gern bereit, der attraktiven Frau in dem atemberaubenden roten Kleid zu helfen, und rümpften dann sichtlich die Nase, wenn sie erfuhren, wohin
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