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0753 - TV-Dämonen

0753 - TV-Dämonen

Titel: 0753 - TV-Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Aufgabe. Darien war längst tot, doch die Parapsychologische Fakultät existierte noch. Nach mehreren Umzügen lag sie versteckt in einem der kaum genutzten hinteren Flügel, in die sich nur selten ein normaler Student verirrte.
    Der Lehrstuhl war, wie Zamorra wusste, wieder einmal unbesetzt. In Zeiten wie diesen mochte sich kaum jemand die Karriere versauen, indem er sich dem Okkulten zuwandte. Auch sein alter Freund und Kollege Professor Pierre Cousteau arbeitete längst nicht mehr hier. Zamorras alter Weggefährte aus akademischen Tagen genoss seinen Ruhestand und züchtete in der Bretagne Rosen.
    Doch es gab ein Sekretariat, in dem eine freundlich aussehende ältere Dame Dienst tat. Sie blickte erfreut von ihrem Strickzeug auf, als Zamorra eintrat. Offenbar war sie Besuch nicht gewöhnt und froh über jede Abwechslung.
    »Was kann ich für Sie tun?« Die Sekretärin mochte um die 60 sein, aber ihre Stimme klang wie die einer jungen Frau. Zamorra mochte sie auf Anhieb.
    »Mein Name ist Zamorra…«
    »Sie meinen, der Zamorra?« Mit einer Mischung aus Verwunderung und unerwarteter Freude sah sie ihn an.
    »Sie kennen mich?«
    »Junger Mann, der Lehrstuhl mag zwar verwaist sein, aber dies ist immer noch ein Parapsychologisches Institut. Natürlich kenne ich Sie. Sie sind hier eine Legende.«
    Zamorra grinste innerlich. Zwar lag ihm nur wenig an irdischem Ruhm, aber seine Bekanntheit würde ihm hier vieles erleichtern.
    »Ist Professor Bellemont immer noch Dekan?«, fragte er. Mit dem hatte er zuletzt 1998 zu tun gehabt. Bellemont stand dem Fachbereich Psychologie vor und verwaltete damals die Parapsychologie mit. Sie schätzten einander als Fachleute, aber über das Fachgebiet selbst gingen ihre Ansichten weit auseinander. [3]
    »Den haben sie schon vor ein paar Jahren gefeuert«, verriet die Sekretärin. »Weil er«, sie flüsterte jetzt, obgleich kein Dritter anwesend war, »immer weniger Seminare und Vorlesungen und Prüfungen abhielt, aber immer sein volles Gehalt kassierte.«
    Zamorra nickte. »Er hatte doch so gute Verbindungen zum Ministerium.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Auf jeden Fall«, schmunzelte Zamorra, »danke ich Ihnen für diese gute Nachricht.«
    »Ich dachte, Sie seien älter«, fuhr die ältere Dame nachdenklich fort.
    »Ich habe einen guten Fitnesstrainer.«
    »Nicht doch vielleicht eine Fitnesstrainerin?« Die Augen der Sekretärin blitzten vergnügt. »Mademoiselle Duval ist hier ebenfalls nicht ganz unbekannt.«
    Sie gluckste, und auch Zamorra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Mein Name ist Adèle Nancel«, sagte die Sekretärin und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Freut mich sehr«, sagte Zamorra, ergriff ihre Hand und schüttelte sie herzlich.
    »Also, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich muss in die Bibliothek. Genauer gesagt an den Giftschrank.«
    Jede Bibliothek hatte so einen ›Giftschrank‹, in dem Bücher aufbewahrt wurden, die zu kostbar waren oder als zu gefährlich galten, um sie in die normale Ausleihe zu geben. Kostbare Erstausgaben waren darin ebenso untergebracht wie Hitlers ›Mein Kampf‹. Studenten kamen nur unter erschwerten Bedingungen an diese Werke heran.
    Der Giftschrank des Parapsychologischen Instituts war eigentlich gar kein Schrank, sondern ein gepanzerter Raum. Und einige der hier gelagerten Bücher waren so gefährlich, dass ihr Inhalt buchstäblich die ganze Welt vernichten konnte. Nur den Allerwenigsten wurde der Zugang gewährt, und Zamorra hoffte sehr, dass er noch dazu gehörte. Tatsächlich hatte er nach Dariens Tod die Leitung der Sorbonne bekniet, ihm die Bücher zur sicheren Verwahrung zu überlassen. Der damalige Dekan lehnte ab. Ein akademischer Sonderling wie Zamorra war den gelehrten Herren sowieso ein Dorn im Auge. Da wollte man ihm nicht noch wertvolle Universitätsbestände zur Verfügung stellen.
    Adèle schien zum Glück nicht so borniert zu sein.
    »Der Giftschrank? Das ist eigentlich verboten«, sagte die Sekretärin und errötete leicht. »Aber Sie sind immerhin Professor Zamorra.« Sie zögerte. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber können Sie sich ausweisen?«
    »Natürlich«, Zamorra holte seine Brieftasche hervor und reichte Adèle seinen Ausweis. Sie studierte ihn kurz, aber aufmerksam, und sagte dann erleichtert: »Kommen Sie mit, Professor.«
    Zamorra folgte Adèle durch dunkle, menschenleere Gänge und beschloss, ihr bei nächster Gelegenheit einen gewaltigen Blumenstrauß zu schicken. Die Bücher waren in

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