0753 - TV-Dämonen
einem abgelegenen Kellerraum untergebracht, den man über eine schmale, abgewetzte Steintreppe erreichte. Eine massive Stahltür verweigerte Unbefugten den Zutritt. Wenigstens so weit war die Universitätsleitung Zamorras Forderungen entgegengekommen. Für seinen Vorschlag, die Bücher auch durch weißmagische Zeichen zu sichern, hatten sie dagegen nur Hohn und Spott übrig gehabt.
Adèle holte einen großen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. Quietschend bewegte sich die schwere Tür in den Angeln. Offenbar war schon lange niemand hier unten gewesen. Und erst recht niemand, der ein Kännchen Öl dabei hatte.
Der Geruch von Staub und Moder drang Zamorra in die Nase. Licht flammte auf, als Adèle einen Schalter bediente, und enthüllte einen etwa dreißig Quadratmeter großen Raum, der vollgestopft war mit Bücherregalen.
»Vergnügliches Schmökern«, wünschte Adèle und zwinkerte Zamorra zu.
Dann schloss sie hinter ihm die schwere Stahltür.
***
Adèle Nancel fühlte sich jung. Die Begegnung mit Zamorra hatte ihren Tag gerettet. Der Job im Sekretariat eines Instituts, das eigentlich gar nicht mehr existierte, war - gelinde gesagt - nicht gerade aufregend. Von ihren Kollegen, die sie so gut wie nie zu Gesicht bekam, wurde sie entweder bemitleidet oder hinter vorgehaltener Hand selbst für etwas spinnert erklärt. Spooky Adèle, so nannten sie sie, wenn sie wieder mal mit ein paar Büchern über Geistererscheinungen in schottischen Schlössern oder Telekinese über den Flur lief.
Besuch bekam sie in diesem abgelegenen Teil der Universität nur selten. Und wenn, dann meistens vom Postboten oder verzweifelten Studenten, die sich verirrt hatten. Doch Adèle war von Zamorra nicht nur deshalb so angetan, weil er etwas Abwechslung in ihren tristen Alltag brachte. Sie hatte sich den Parapsychologen immer als vertrockneten Gelehrten vorgestellt, der, wie die meisten seiner Kollegen, keinen Schimmer davon hatte, wie die Welt um ihn herum aussah.
Doch dieser Zamorra schien mitten im Leben zu stehen. Und er war so -gut aussehend.
Adèle kicherte bei diesem Gedanken in sich hinein und errötete leicht, obwohl niemand da war, der sie hätte beobachten können. Sie war schon seit sehr vielen Jahren Single. Das hieß aber nicht, dass sie dem anderen Geschlecht gegenüber nicht aufgeschlossen war. Im Gegenteil. Je älter sie wurde, desto mehr sehnte sie sich nach einem Mann an ihrer Seite.
Die Sekretärin schreckte aus ihren Gedanken hoch, als es an ihre Tür klopfte. War Zamorra etwa schon fertig? Aber das konnte ja nicht sein. Oder hatte sie noch einen Besucher an diesem Tag? Das wären ungefähr doppelt so viele wie im gesamten letzten Jahr.
»Herein!«
Die Tür wurde gerade weit genug geöffnet, um den Kopf eines Mittvierzigers mit Schnurrbart und Brille hindurchzulassen. Der Mann wirkte falsch.
Beinahe hätte Adèle abfällig die Mundwinkel verzogen, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen.
Die Qualität der Besucher nimmt rasant ab, dachte sie.
»Bin ich hier richtig beim Parapsychologischen Institut?«, fragte der Mann.
»Steht das noch an der Tür?«
Der Kopf verschwand und tauchte eine Sekunde später wieder auf. »Ja.«
»Dann wird es wohl stimmen.«
Der Mann lief rot an. Ob vor Verlegenheit oder vor Zorn, vermochte Adèle nicht zu sagen. Sie war sonst nicht so schnippisch, aber dieser Mann war ihr von der ersten Sekunde an unsympathisch.
Der gut gekleidete Mann kam ganz rein und baute sich vor ihr auf. Seine Augen funkelten sie hinter der Brille an. Offenbar kochte er vor Wut, aber er rang sich zu einem falschen Lächeln durch.
»Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte er bittersüß. »Mein Name ist Didier Leroc.«
***
Zamorra hatte sich tief in die Bücher vergraben. Der Parapsychologe musste sich schwer zusammenreißen, um bei der Lektüre nicht immer wieder abzuschweifen. Aufgrund seines aufreibenden Lebens vernachlässigte er seine Studien mehr, als ihm lieb war. Dabei gab es in den Büchern noch unendlich viel zu entdecken, was ihm später einmal als Waffe im Kampf gegen die Mächte der Finsternis dienen konnte.
Zamorras Suche nach einer konkreten Waffe, dem magischen Dolch von Jean Fournier, schien dagegen im Sande zu verlaufen. Die aufgeschlagenen Folianten häuften sich um den Meister des Übersinnlichen, der an einem kleinen Tischchen an der Wand Platz genommen hatte. In keinem einzigen von ihnen hatte er bisher auch nur die kleinste Spur gefunden.
Leicht frustriert griff der
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