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0753 - TV-Dämonen

0753 - TV-Dämonen

Titel: 0753 - TV-Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Parapsychologen ins Auge fielen. Offensichtlich bevorzugte der gute Jean auch privat blutige Kost. Oder er hielt sich vorbildlich über die Produktionen der Konkurrenz auf dem Laufenden.
    Besonders faszinierte Zamorra aber die Stütze, die die Filme an ihrem Platz hielt. Es war ein lebensgroßer Schädel. Ein Dämonenschädel. Und er sah verflucht echt aus.
    Zamorra registrierte, wie sich das Amulett an seiner Brust leicht erwärmte, als er sich dem Regal näherte. Er nahm den Schädel aus dem Regal. »Hübsch. Auch ein Spezialeffekt?«
    »Lassen Sie das liegen!«, fauchte der TV-Star. »Das ist ein Requisit, und nicht gerade ein billiges. Also legen Sie es schön wieder hin, sonst geht es kaputt, ja?«
    Zamorra holte Merlins Stern hervor und strich mit ihm über das höllische Andenken. Das Amulett erwärmte sich noch mehr, blieb aber passiv. Offenbar drohte von dem Schädel keine Gefahr.
    »Was machen Sie da?«, frage Fournier nervös.
    Zamorra gab Merlins Stern einen Gedankenbefehl. Ein silberner Blitz schoss hervor und pulverisierte das höllische Andenken.
    Verstört starrte der Star den Parapsychologen an. »Verdammt, wie haben Sie das gemacht? Was ist das für ein Ding?«
    »Ein Requisit«, entgegnete Zamorra und ging.
    ***
    »So ein arroganter Rotzlöffel!« Zamorra schäumte vor Wut. Vor ihm stand ein 21-jähriger Auchentoshan. Doch auch der dreifach destillierte, wunderbar milde Whisky aus den schottischen Lowlands vermochte den erregten Parapsychologen nicht zu besänftigen. »Was bildet der sich ein? Da ist ja Rhett noch reifer als der!«
    Nicole kicherte. »Du bist so süß, wenn du dich aufregst, Chéri«, flötete sie und nippte kokett an ihrem ›Zombie‹. Hinter dem wüsten Namen verbarg sich freundlicherweise kein zerfledderter Untoter, sondern nur ein hochprozentiger, Schirmchenverzierter Cocktail.
    Die beiden Dämonenjäger saßen in einer exklusiven Bar im Quartier Latin, in die sich mit Sicherheit noch kein Tourist verirrt hatte. Von außen sah der kleine Club nämlich nach überhaupt nichts aus, und wer trotzdem reinwollte, musste zuerst an einem freundlichen, aber unerbittlichen Türsteher vorbei. Schmerbäuchige Touristen mit Hawaiihemden, Fotoapparaten und Strohhütchen waren hier nicht gern gesehen. Zamorra hatte dagegen seit seiner Zeit als Professor an der Sorbonne schon so manches Fläschchen hier geleert.
    Die Gäste saßen in diskreten kleinen Nischen, in denen sie von ebenso aufmerksamen wie unaufdringlichen Männern und Frauen im Frack bedient wurden. Die leicht plüschige, rot dominierte Einrichtung stammte noch original aus den zwanziger Jahren. Im Hintergrund sang Sade »Smooth Operator«, ein alter Song, aber genau das richtige für dieses Ambiente.
    Zamorra merkte, wie die Spannung langsam von ihm abfiel.
    »Ja, mach dich nur lustig«, grummelte er, musste aber unwillkürlich grinsen. »Du nimmst mich einfach nicht ernst.«
    »Oh doch, großer Meister. Jedes deiner Worte ist groß und weise.«
    Zamorra rollte mit den Augen. »Spielverderberin. Wie soll man sich bei dir nur richtig aufregen?«
    »Das zeige ich dir gleich im Hotelzimmer. Ein, zwei Stunden von meiner Spezialbehandlung, und dein Ärger ist wie weggeblasen.«
    »Da bin ich überzeugt«, sagte Zamorra. Er nahm einen Schluck Whisky. Ohne jedes Kratzen rann das hochprozentige Getränk seine Kehle runter. In Momenten wie diesen fragte er sich ernsthaft, warum er sein Leben mit den widerlichsten Ausgeburten der Hölle und aufgeblasenen Typen wie Jean Fournier vergeudete. Er sollte sich auf seine Ländereien zurückziehen und Privatier werden.
    Aber die Hölle würde schon dafür sorgen, dass das nicht klappte. Sie würde ihn nie in Ruhe lassen.
    »Immerhin wissen wir jetzt, dass du Recht hattest«, sagte Nicole und schlürfte genüsslich den Rest ihres Cocktails aus dem Glas.
    »Der Dämonenschädel war auf jeden Fall echt.«
    »Aber wenn dieser Fournier ein echter Dämonenjäger ist, warum macht er dann daraus eine Fernsehshow? Was soll das?«
    »Ich habe keine Ahnung«, gestand Zamorra. »Aber ich werde es herausfinden.«
    »Wie?«
    Zamorra grinste. »Ich habe einen Plan.«
    ***
    Jean war angespannt wie vor jedem Einsatz. Aus dem arroganten Medienstar war ein konzentrierter Vollprofi geworden, der jede Einzelheit selbst überprüfte. Sie durften sich keinen Fehler erlauben, sonst waren sie tot.
    »Werwölfe auf elf Uhr«, meldete André. Der hünenhafte Glatzkopf mit dem roten Rauschebart kauerte wie die anderen im

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