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0756 - Tod über der Tunguska

0756 - Tod über der Tunguska

Titel: 0756 - Tod über der Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Lichter aus.
    Koljew rieb sich die Hände. Er war zufrieden, mehr als zufrieden sogar.
    Dasselbe Gefühl, verbunden mit einer großen Erleichterung, empfand ein elegant gekleideter Herr, der weiter vorne im Zug in der Ersten Klasse reiste. Allerdings erst, nachdem der Schaffner über die Verhaftung eines gefährlichen Attentäters getratscht hatte.
    Dieser modisch gekleidete Herr war kein anderer als der russische Anarchist Igor Zarantkow. Er war unendlich erleichtert darüber, dass seine Feinde nun den Falschen beim Wickel hatten…
    ***
    Nicole Duval hielt Merlins Stern fest in beiden Händen. Es war ein beruhigendes Gefühl, dieses starke weißmagische Hilfsmittel bei sich zu haben.
    Nicole war in eine seltsame Umgebung geschleudert worden. Mit normalen Maßstäben konnte man diese Sphäre nicht messen.
    Eine andere Dimension?
    Dafür sprach so einiges.
    Die Luft, die Nicole in ihre Lungen sog, war kalt und klar. Sie unterschied sich in nichts von derjenigen, die sie auf der Zug-Plattform eingeatmet hatte.
    Doch das Licht war völlig anders. Die Französin erblickte nicht mehr die Sonne an dem strahlend blauen sibirischen Mai-Himmel. Sie konnte die Sonne überhaupt nicht mehr sehen. Licht gab es aber trotzdem. Eine milchige Helligkeit war es, von der ihre neue Umgebung geprägt war.
    Boden unter ihren Füßen hatte Nicole nicht, sondern sie schwebte in einer unbestimmten Sphäre ohne räumliche Grenzen. Für einen Moment musste die Französin an das denken, was Zamorra gemeinsam mit Asha Devi in den Hindu-Höllen erlebt hatte. Dort gab es ganz ähnliche Daseinszustände, wenn sie Zamorra richtig verstanden hatte. [6]
    Und doch existierte ein großer Unterschied.
    Die Höllen waren natürlich abgrundtief böse und dämonisch. In dieser Sphäte hingegen, in der Nicole sich gerade befand, konnte sie keinerlei schwarzmagische Einflüsse ausmachen. Das Amulett verhielt sich in dieser Hinsicht ebenfalls passiv. Es warnte vor dämonischen Einflüssen, allerdings nicht immer. Hundertprozentig durfte man sich in dieser Hinsicht nicht auf die Fähigkeiten von Merlins Stern verlassen.
    Allerdings spürte Nicole auch selbst, dass sie nicht in die Abgründe des Bösen gerissen worden war. Die Schwingungen in ihrer Umgebung waren eher neutral. Obwohl Nicole Telepathin war, konnte sie keine greifbaren Gedanken in dieser Sphäre erkennen. Nichts Konkretes.
    Es gab unzählige Entitäten um sie herum, unsichtbar, feinstofflich. Das, was Durchschnittsmenschen als Geister bezeichneten. Aber diese Geister waren ohne Bewusstsein und selbst ohne Stimme. Falls man mit ihnen Verbindung aufnehmen konnte, dann fehlten Nicole jedenfalls die Mittel dazu.
    Sie fragte sich, wo der alte Mann war, der sich Thaagu nannte. Er hatte sie in diese Sphäre gezogen, blieb nun aber selbst völlig unsichtbar. Das kam Nicole sehr verdächtig vor.
    Doch kaum war ihr dieser Gedanke durch das Gehirn gezuckt, als sie auch schon eine seltsame Musik vernahm. Sie kam von überall und nirgends. Räumliches Denken konnte man in dieser Dimension vergessen.
    Und dann manifestierte sich Nicoles Entführer erneut vor ihren Augen.
    »Ich konnte mich dir nicht sofort widmen, schöne Frau. Aber in diesen Tagen weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Ich bin nämlich das, was ihr Weißen einen Schamanen nennt. Und die Menschen flehen mich förmlich um Hilfe an.«
    »Du kannst mich so oft schöne Frau nennen, wie du willst, Thaagu. Aber mein Name ist jedenfalls Nicole. Hast du mich aus dem Zug geholt, damit ich dir bei deinen schamanistischen Ritualen zur Hand gehe?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Thaagu. »Es war eine plötzliche Eingebung, die ich wahrscheinlich den Göttern verdanke. Du bist kein gewöhnlicher Mensch, Nicole. Du hast besondere Fähigkeiten. Und wie ich sehe, verfügst du auch über außergewöhnliche Mittel…«
    Thaagus letzter Satz galt dem Amulett, das der Alte mit seinen neugierigen und begehrlichen Blicken förmlich verschlang. Nicole verstand, dass sie auf Merlins Stern gut würde aufpassen müssen.
    Ansonsten waren Thaagus Worte ihr teilweise unklar geblieben. Spielte er auf ihr Para-Potenzial an? Auf ihre Telepathie-Fähigkeiten? Oder auf die Tatsache, dass sie aus der Quelle des Lebens getrunken hatte und daher relativ unsterblich war? [7]
    Diese Fragen stellte Nicole für den Moment zurück. Offenbar wusste der Schamane über die bevorstehende Tunguska-Katastrophe Bescheid. Die Dämonenjägerin beschloss, ihm auf den Zahn zu fühlen.
    »Thaagu,

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