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0756 - Tod über der Tunguska

0756 - Tod über der Tunguska

Titel: 0756 - Tod über der Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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eigentlich noch nicht wieder damit begonnen, ihre Fühler auszustrecken und ihren einstigen Machtbereich zurückzuerobern, den sie vor tausend Jahren aus noch unbekannten Gründen räumte…
    Aber es gab in dieser Zeit auch andere raumfahrende Völker.
    Die Chibb, die Meeghs… oder auch die legendären Gkirr, von denen gemunkelt wurde, die jedoch niemand näher zu kennen schien…
    Aber bevor Nicole ihre Gedanken in dieser Richtung vertiefen konnte, bemerkte sie eine leise Bewegung hinter sich.
    Ein großer, hagerer alter Mann stand auf der Plattform. Er hatte asiatische Gesichtszüge und trug einen seltsamen Fellmantel mit Eisen-Zierrat. In den Händen hielt er einen Gegenstand, der Nicole so rätselhaft erschien wie die ganze Situation.
    Der Mann war nämlich offenbar nicht vom Wagon her auf die Plattform gelangt. Dann hätte Nicole gewiss die quietschende Tür gehört. Und dass er auf den fahrenden Zug gesprungen sein könnte, erschien der Dämonenjägerin ebenfalls unwahrscheinlich. Die Transsibirische Eisenbahn war zwar nicht der TGV, aber trotzdem…
    Und dann öffnete der Mann in dem Fellmantel seinen runzligen Mund. »Ich spreche deine Sprache nicht, aber du wirst mich verstehen, schöne Frau.«
    Es war verrückt. Nicole konnte deutlich hören, wie die runzligen Lippen des Unbekannten Worte in einer fremden Sprache formten. Und trotzdem kamen die Sätze mit ihrer Bedeutung in ihrem Kopf an, als ob er lupenreines Schulfranzösisch gesprochen hätte.
    Für dieses Phänomen gab es nur eine zufrieden stellende Erklärung. Es musste Magie im Spiel sein…
    »Wer bist du?« .
    Nicole hatte ihre Frage auf Französisch gestellt. Sozusagen ein Versuchsballon, ob der Übersetzungszauber auch anders herum funktionierte. Und so war, auch.
    »Mein Name ist Thaagu. Und ich brauche dringend deine Hilfe. Komm mit mir!«
    Bevor Nicole etwas entgegnen konnte, griffen Thaagus knochige Finger nach ihrem Handgelenk. Der Alte zog sie sanft mit sich - und sprang von der Plattform hinunter!
    Im ersten Moment glaubte Nicole, sie würden auf die Tundra stürzen und sich schwer verletzen. Stattdessen fielen sie in eine andere Dimension!
    ***
    »Bil ist der Beschützer der Tungusen«, erzählte die alte Frau, während sie genießerisch ihren Tee schlürfte. »Er ist die Lichtgestalt, der Herr der wenigen Sommermonate unserer Heimat. Bil steht im ständigen Gegensatz zum dunklen Rasa, der die ganze Welt in tiefste Schwärze stürzen will. Ihr müsst wissen, dass Bil eigentlich viel stärker ist als Rasa. Er könnte ihn jederzeit ohne große Anstrengung vernichten. Aber das tut er nicht!«
    »Warum nicht?«, fragte Zamorra.
    Er konnte sich nur halb auf das Gespräch mit der alten Frau konzentrieren. Erstens war Nicole schon ziemlich lange verschwunden. Zweitens hatte sie soeben sein Amulett per Gedankenbefehl zu sich gerufen. Das war ein Hinweis darauf, dass sie höchstwahrscheinlich in Schwierigkeiten steckte. Ohne einen triftigen Grund würde Nicole das Amulett jedenfalls nicht rufen. Sie wusste genauso gut wie Zamorra, dass das Kleinod kein Spielzeug war.
    Und drittens bemerkte Zamorra in dem Moment diese fünf oder sechs Kerle in schwarzen Gehröcken und mit Zylindern auf den Köpfen. Wie Sargträger schauten sie aus. Und diese Sargträger kreisten ihn immer mehr ein. Das entging ihm nicht, obwohl sie sich um Unauffälligkeit bemühten…
    Die Tungusin setzte gerade zu einer umständlichen Erklärung an, als einer der schwarz Gekleideten sich vor Zamorra aufbaute. Der bullige Kerl schien der Ober-Sargträger zu sein. Sein großflächiges Gesicht wurde von einem schwarzen Schnurrbart geprägt. Er fischte eine Polizeimarke aus seiner Westentasche.
    »Geheimpolizei! Die Papiere!«, bellte er.
    Seufzend fischte Zamorra sein Visum aus der Jacke. Das Benehmen von Bürokraten schien in allen Zeiten und allen Welten das Gleiche zu sein.
    Der ›Sargträger‹ riss das Visum an sich. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf seiner speckigen Visage.
    »Professor Zamorra nennst du dich also«, sagte er und schaute dem Dämonenjäger tief in die Augen. Dann drehte er seinen Schädel halb zur Seite und rief seine Männer herbei. »Festnehmen, den verfluchten Anarchistenhund!«
    Zamorra startete durch. Er hatte die Situation mit einem Blick erfasst. Diese Geheimagenten hielten ihn offenbar für einen Aufrührer, der unbedingt aus dem Verkehr gezogen werden musste. Sie würden seinen Unschuldsbeteuerungen keinen Glauben schenken. Der

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