Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
durch eine angelehnte Tür, und fand sich auf einem Wehrgang wieder, der zum Zentralturm der Burganlage führte. Wenige Wachen standen auf Posten. Über dem Horizont senkte sich die Sonne. Das Meer schien sich in rotes Blut zu verwandeln.
    Zamorra klopfte sich selbst innerlich auf die Schulter. Es würde nicht mehr lange dauern, bis es dunkel genug für die Befreiung von Oleg und Thaagu war…
    ***
    Die Sonne ging unter.
    Nicole und Lena warteten noch eine Weile, bis sie sich aus ihrer Deckung hinter einem Dünenkamm hervorwagten. Die beiden Frauen schlichen im Schutz der Dunkelheit bis zu der Burgmauer, die am niedrigsten war.
    »Jetzt wirst du einmal sehen, dass man mit diesem verfluchten Marterinstrument auch etwas Gutes tun kann!«
    Mit diesen Worten zog Lena die Knute aus ihrem Gürtel. Sie holte aus, die lange Peitsche entrollte sich, und Lena wirbelte den Lederriemen steil nach oben!
    Nicole konnte es kaum glauben. Aber das Ende der ledernen Peitsche hatte sich zielsicher um eine Burgzinne gewickelt.
    Triumphierend zog Lena an der Peitsche. »Willst du zuerst, Nicole?«
    Im fahlen Mondlicht konnte Lena sehen, wie die Dämonenjägerin nickte. Nicole hatte sich zuvor von Lena ein Stück Schnur geben lassen, um ihre unpraktischen Röcke und Unterröcke hochzubinden. Diese waren nun wirklich ungeeignet dafür, nachts an einer Burgmauer hochzuklettern.
    Wahrscheinlich haben die Modemacher des 19. Jahrhunderts eine solche Tätigkeit für junge Damen nicht vorgesehen , dachte Nicole ironisch. Geschmeidig wie eine Katze hangelte sie sich an der Peitschenschnur hoch.
    Oben angekommen warf sie zunächst einen vorsichtigen Blick nach links und rechts.
    Die Luft war rein. Eine Wache konnte Nicole nirgendwo entdecken. Das war ein Glück, denn der Mond schien ziemlich hell vom wolkenlosen Himmel. Ein Wächter würde sie auf größere Entfernung nicht erkennen können, wohl aber im Umkreis von fünf oder sechs Metern.
    Nicole winkte ihrer Gefährtin, ihr zu folgen, und gleich darauf vernahm Nicole die Klettergeräusche von Lena. Auch die Russin schwang sich nun über die Zinnen. Sie rollte ihre Peitsche zusammen, steckte sie wieder in den Gürtel und zog stattdessen den Revolver.
    »Wenn du den abfeuerst, ist die ganze Burg wach«, gab Nicole zu bedenken.
    »Ich habe auch nicht vor, hier wild herumzuballern. Schließlich habe ich nicht mehr Munition bei mir als die Patronen, die in den sechs Kammern stecken.«
    Nicole übernahm die Führung, wie es die beiden Frauen untereinander vereinbart hatten. Sie hatte unleugbar mehr Erfahrung mit Gefangenenbefreiungen als Lena…
    Geduckt huschten sie den Wehrgang entlang.
    Plötzlich erblickten sie eine Wache, Zum Glück drehte die Gestalt ihnen den Rücken zu. Auf eine Hellebarde gestützt betrachtete sie die nächtliche See.
    Nicole schnellte vor. Ein Handkantenschlag und schon sackte die Gestalt ohnmächtig in sich zusammen. Die Dämonenjägerin fing sie auf, damit der Helm nicht vom Kopf rutschte und über die Steine schepperte.
    Dabei wurden ihr mehrere Dinge klar.
    Erstens war der Wachtposten kein Mann, wie sie vermutet hatte, sondern eine Frau. Zweitens war die Wächterin tiefschwarz. Von ihrer Hautfarbe her könnte man sie für eine andere Afrikanerin halten, wenn sie hier denn noch auf der Erde waren. Und drittens fühlte sich ihre Haut so kalt an wie die einer Leiche.
    Rätselhaft. Aber Nicole stellte die aufkommenden Fragen erst einmal zurück. Stattdessen nahm sie das kurze Breitschwert der Soldatin an sich. Nun war sie auch bewaffnet. Mit der langen Hellebarde konnte Nicole nichts anfangen. Die war nur hinderlich, wenn man auf Heimlichkeit bedacht war.
    Plötzlich vernahm die Dämonenjägerin Schritte, konnte jedoch niemanden sehen, der sich ihr näherte. Nicole kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und umfasste das Schwert fester.
    Lena stieß einen leisen Überraschungsschrei aus. Und das war auch kein Wunder, denn mit einem Mal erschien aus dem Nichts eine Gestalt direkt neben ihneñ. -Nicole aber, die sofort erkannte, um wen es sich handelte, gab sich keine Mühe, ihre Erleichterung zu verbergen. »Chéri!«
    Zamorra nahm Nicole in die Arme und gab ihr einen kurzen, aber zärtlichen Kuss. Auch er war überglücklich, seine Gefährtin gesund und unversehrt wiederzusehen.
    Die Dämonenjägerin wandte sich ihrer Begleiterin zu. »Lena, das ist Zamorra. Mein… hm…«
    Nicole unterbrach sich. Wie sollte sie Zamorra Lena gegenüber einordnen? Als ihren Freund?

Weitere Kostenlose Bücher