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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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darüber bei ihr nicht aufkommen wollte.
    Vielleicht waren erst wenige Minuten vergangen, seit sie die Mörder entdeckt hatte, eher jedoch einige Stunden, denn ganz langsam setzte die Abenddämmerung ein. Galyna fror immer heftiger, doch sie wagte es einfach nicht, sich von diesem sicheren Standort fortzubewegen. Und was war, wenn das Pärchen die ganze Nacht hier auf sie warten würde? Sie musste ganz einfach etwas unternehmen, musste die Polizei verständigen. Mit dem Rest an Energie, die ihr noch geblieben war, versuchte sie die lähmende Panik zu unterdrücken, doch noch wollte ihr das nicht gelingen.
    Als sich beide Flügel des Hauptportals des Präsidiums öffneten, schenkte Galyna dem keine große Aufmerksamkeit. Das änderte sich jedoch, als sie das Aufgebot an uniformierten Beamten registrierte, die aus dem Gebäude kamen und nach allen Seiten sichernd Stellung bezogen. Galyna sah die Schusswaffen, deren polierte Läufe im Schein der inzwischen erstrahlten Laternen leuchteten. Da schien sich etwas Außergewöhnliches zu tun. Einen Moment lang keimte in ihr die Hoffnung auf, man habe das Mörderpaar irgendwie entdeckt und würde sie jetzt festnehmen, doch niemand beachtete den unscheinbaren Peugeot und dessen Insassen.
    Der Mann, der auf dem obersten Treppenabsatz erschien, war Galyna nicht unbekannt. Sie war schon immer eine interessierte Zeitungsleserin gewesen und verfolgte natürlich auch die Berichterstattung über die kriminelle Szene in und um Lyon. Der untersetzt, aber dennoch drahtig wirkende Mann war der Chef inspektor der Mordkommission Pierre Robin, dessen Bild Galyna mehr als einmal in den regionalen Blättern gesehen hatte.
    Eine ganze Weile lang stand er unbeweglich zwischen dem Spalier der Uniformträger, als sondiere er intensiv die Umgebung. Dann machte er eine unauffällig wirkende Geste mit der rechten Hand und ein gepanzerter Polizeitransporter fuhr vor. Robin setzte sich in Bewegung und hinter ihm wurden zwei Personen, flankiert von bewaffneten Männern, aus dem Präsidium geführt.
    Eine Sekunde lang weigerte sich Galyna Delettrés Gehim die Botschaft ihrer Augen zu verarbeiten und als Realität anzuerkennen, doch dann traf es die Frau wie ein Blitzschlag.
    Dort wurde niemand anderes aus der Polizeizentrale geführt, als die Mörder von Marie Voloh - die gleichzeitig in ihrem Fahrzeug auf der gegenüber liegenden Straßenseite saßen und nicht minder gebannt die Szenerie verfolgten.
    Das war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Galynas Nervenkostüm streikte endgültig und schickte ihr einen Ohnmachtsanfall.
    ***
    Ihr Aussetzer dauerte jedoch nur wenige Sekunden, denn das ausgekühlte Gestein der Wand, gegen die sie sich hatte fallen lassen, rief sie umgehend in diese Welt zurück. Reiß dich zusammen! Es muss eine vernünftige Erklärung dafür geben… Und Galyna Delettré riss sich zusammen, denn in diesem Augenblick hatte das schwer bewachte Pärchen den Fuß der Treppe erreicht.
    Der Kommissar öffnete die hintere Tür des Gefangenentransporters und hieß die beiden mit einer Kopfbewegung einsteigen. Was dann geschah, dauerte alles in allem nur wenige Sekunden, doch vor Galynas Augen lief die Szene wie in Zeitlupe ab.
    Der Mann des Paares, den Marie Voloh mit »Zamorra« angeredet hatte, machte eine unwirklich schnell erscheinende Bewegung auf den Kommissar zu. Beide verschwanden teilweise im Inneren des Panzerwagens und Galyna konnte nur ahnen, dass es dort zu einem harten Kampf kam. Die Bewaffneten wollten eingreif en, doch der weibliche Teil des Mordpaares warf sich zu Boden und brachte im Fällen zwei der Männer aus dem Gleichgewicht. Nur einen Atemzug später kniete ein weiterer Polizist auf ihrem Rücken und presste seine Waffe in ihr Genick.
    Diese minimale Zeitspanne hatte Zamorra jedoch ausgereicht, um Robin die Dienstwaffe zu entreißen und plötzlich wie wild um sich zu schießen. Galyna sah drei Männer getroffen zu Boden gehen. Und sie sah, wie Zamorra den Kommissar, als wäre der nur eine Stoffpuppe, mit einem heftigen Stoß in den Rücken mitten unter seine Leute beförderte. Die Verwirrung war perfekt!
    Zamorra begann im wilden Zick-Zack-Kurs seine Flucht - quer über die Straße hinweg, zwischen den fahrenden Autos hindurch, deren verblüffte Fahrer Gewaltbremsungen vollführten. Zweimal knallte es, als Wagen zusammenkrachten. Doch Zamorra erreichte die andere Straßenseite unverletzt.
    Eine Stimme übertönte das Chaos mit Macht.

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