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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Gegenspieler gemeinsam in der Öffentlichkeit sah. Am besten mitten in einer überfüllten Einkaufspassage oder auf dem Marktplatz von Lyon. Besser noch vor laufenden TV-Kameras! In die ganze Geschichte hier waren außer Pierre Robin nur noch seine engsten Mitarbeiter eingeweiht, die das alles wahrlich nicht billigten, aber fest hinter ihrem Chef standen, dessen mehr als eigentümliche Ermittlungsmethoden sie inzwischen verinnerlicht hatten. Selbst Staatsanwalt Gaudian mussten sie täuschen, was Robin schwer fiel. Immerhin hatte er diesem Mann in der Vergangenheit einiges an Rückendeckung zu verdanken.
    »Dein Amulett liegt in der Asservatenkammer…«
    Zamorra unterbrach ihn. »Lag, Pierre. Nicole hat es längst zu sich gerufen. Wenn Merlins Stern auch wieder streikt, so funktioniert zumindest das noch immer.«
    »Und nun? Was wird dein Gegenspieler nun tun? Vor allem: wann? Ewig kann ich das hier nicht durchziehen.« Erst recht nicht mit diesen Zahnschmerzen. Ich muss zu einem Zahnklempner… , fügte er in Gedanken hinzu.
    »Er wird versuchen, Nicole das Amulett abzunehmen. Nur so kann er erreichen, was er will. Doch er weiß um Nicoles Gefährlichkeit. Genaugenommen hat er zwei Probleme. Er muss sich überzeugen, ob ich tatsächlich tot bin, und er muss Nicole töten.«
    Das waren Aussichten, die beim Chefinspektor der Mordkommission den Wunsch nach einem warmen Bett und zwei starken Kopfschmerztabletten übermächtig werden ließen.
    Und nach einer dicken Bettdecke, die er sich über den Kopf ziehen konnte…
    ***
    Es war kurz vor 23 Uhr.
    Keine sonderlich ungewöhnliche Zeit für Pierre Robin, um seinen Feierabend einzuläuten. Oft genug war er während Ermittlungen überhaupt nicht aus dem Präsidium gekommen -das konnte schon einmal drei oder vier Tage so gehen. Diana hatte sich knurrend in dieses Schicksal gefügt, auch wenn ihr ein solches zeitlich höchst unberechenbares Privatleben mit ihrem Partner überhaupt nicht gefiel.
    Heute jedoch wartete niemand auf Robin, denn seine Lebensgefährtin hatte ihren Besuch einen weiteren Tag ausgedehnt und übernachtete dort. Gut so, denn Pierre wollte sie bei dieser Sache so gut wie nur möglich aus der Schussbahn halten.
    Die Treppen hinauf zu seinem Apartment wurden für den drahtigen Robin zur Marterstrecke, denn alle Tipps und Tricks seine Zahnschmerzen betreffend, abgegeben von Zamorra bis hin zur Putzfrau, die seinen säuerlichen Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte, waren ohne spürbares Ergebnis geblieben. Es pochte nach wie vor schmerzhaft in seinem Mund, und Robin begann zu bezweifeln, dass er in dieser Nacht auch nur ein Auge zumachen würde.
    Müde und gefrustet ließ er die Wohnungstür hinter sich zufallen und betätigte den Lichtschalter.
    Er sah die Faust auf sich zufliegen, ganz wie in Zeitlupe wurde sie größer und größer, nahm schließlich sein gesamtes Sichtfeld ein. Seltsam… wieso kann ich nicht ausweichen? Weiter kamen seine Überlegungen nicht, denn der Schlag schickte ihn zu Boden und in die Schwärze der Bewusstlosigkeit.
    ***
    Die Frau, die genau in diesem Augenblick die Stufen zum Polizeipräsidium hinaufstolperte, hatte ganz offensichtlich ein Problem mit ihren Schuhen. In kurzen Worten konnte man es wohl so beschreiben: Sie trug hochhackige Pumps aus knallrotem Leder, doch sie hatte den Gang eines Bergmanns, der ausschließlich seine schweren Arbeitsstiefel gewohnt war.
    Im Grunde mochte sie ein hübsches Mädchen sein, zumindest war sie das einmal gewesen, denn ihr Äußeres machte deutlich, in welchen Kreisen sie sich heute bewegte. Die Kleidung war so bunt zusammengewürfelt, dass es dem Auge des Betrachters ganz einfach weh tun musste. Die Stilbrüche waren kaum zu zählen! Ihre langen Haare hingen reichlich wirr und zerzaust an ihr herab, hatten wohl längere Zeit weder Shampoo noch Bürste gesehen.
    Ihre Gesichtszüge waren im Grunde überhaupt nicht zu erkennen, denn die dicke Schminke war regelrecht flächendeckend und erinnerte in der Farbgebung deutlich an den Schmuck amerikanischer Weihnachtsbäume.
    Doch auf das Gesicht der Frau fiel der erste Blick von Jacques Lahdou wirklich nicht, wie er zugeben musste. Es waren die Beine, auf denen ihre Besitzerin von Stufe zu Stufe stakste -was für Beine! Der Rock, den sie trug, war nicht viel mehr als ein leicht verbreiterter Gürtel, der nun wirklich nichts verhüllte.
    Lahdou war Inspektor bei der Sitte, alles andere als ein hohes Tier in der Abteilung, doch lange genug

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