0758 - Mörder aus der Spiegelwelt
wurde, dass das Objekt mehrmals den Kurs wechselte. Was ein Meteor, die wahrscheinlichere Ursache, natürlich nicht konnte.
Jetzt wussten zumindest Zamorra und Nicole es besser.
Die Große Schlange, ein uraltes dämonisches Wesen aus den Tiefen des Universums, hatte versucht, die menschliche Zivilisation auszulöschen. Es war nicht der erste ihrer Versuche, und es würde sicher nicht der letzte sein.
Zurückgekehrt in die Gegenwart, hatten Zamorra und seine Gefährtin auf ein wenig Ruhe gehofft, um sich von den Strapazen zu erholen und das gewonnene Wissen zu verarbeiten. Sicher würden Skeptiker diesem Wissen ebensowenig glauben wie den zahlreichen bisherigen Theorien, denn die Geschichte war für jemanden, der die Tunguska-Katastrophe nüchtern und wissenschaftlich betrachtete, viel zu abgedreht. Aber es konnte nicht schaden, die neuen Erkenntnisse festzuhalten und zu zementieren.
Aber dann wurde ausgerechnet dieser Tag, vorgesehen zum Faulenzen, zum Sich-treiben-lassen, zum Shopping, wurde dieser Tag zum Fiasko!
Weil der negative Zamorra zuschlug und mordete, um diesen Mord dem Original-Zamorra in die Schuhe zu schieben und ihn damit zu erledigen.
Allein die Fingerabdrücke sprachen Bände. Denn beide Männer waren bis ins kleinste Detail miteinander identisch.
Angesichts dessen war es beinahe unmöglich, Zamorras Unschuld zu beweisen. Ihm blieb tatsächlich nur die Möglichkeit der öffentlichen Konfrontation.
Wie auch immer die stattfinden mochte.
Dabei war der Böse im Vorteil. Der kannte keine Skrupel und ging über Leichen. Der Original-Zamorra konnte das nicht.
Und trug auch selbst noch eine Teilschuld daran, dass es die Spiegelwelt überhaupt gab!
Sie war durch ein Zeitparadoxon entstanden, das er und Ted Ewigk hervorgerufen hatten - hervorrufen mussten, um eine Invasion durch die DYNASTIE DER EWIGEN zu stoppen und rückgängig zu machen. Es hatte keine andere Chance gegeben, die Menschheit vor dem Zugriff und der Knechtschaft der Dynastie zu retten. Der Preis war das Paradoxon - und aus ihm war die Spiegelwelt entstanden, weil das Raum-Zeitgefüge sonst in sich zusammengebrochen wäre. Das Resultat wäre möglicherweise das Ende des gesamten Universums gewesen, oder vielleicht im günstigsten Fall das totale, unkalkulierbare Chaos. [1]
Die Spiegelwelt und der Negativ-Zamorra so wie viele andere negative Dinge waren der Preis, den Zamorra dafür hatte bezahlen müssen, die Erde, die Menschheit zu retten.
Das Schrillen eines Telefons zerriss beinahe schmerzhaft die Stille des Gebäudetrakts und holte Zamorra aus seinen Gedanken und Erinnerungen in die Wirklichkeit zurück.
Ignorieren - das kann ein Trick sein, um mich aus der Reserve zu locken. Zamorra rührte sich keinen Millimeter von der Stelle. Der Anrufer war hartnäckig. Auch Minuten später ließ er immer noch nicht locker. Aber endlich hörte er doch auf.
Kaum atmete Zamorra auf, als sein Handy sich bemerkbar machte. Auf dem Display sah er die Anschlussnummer des Anrufers.
Pierre Robins Privattelefon!
Das bedeutete, dass irgendetwas schief gelaufen war. Offenbar hatte Pierre zunächst versucht, Zamorra über den Apparat zu erreichen, der hier im Gebäude zwei Räume weiter auf dem Schreibtisch stand. Als Zamorra sich dort nicht meldete, wählte er das Handy an.
Aber was war der Grund seines Anrufs?
Nur zögerlich nahm Zamorra den Anruf an.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte unverkennbar Pierre Robin, auch wenn sie ein wenig verzerrt klang.
»Verdammt, warum hat das so lange gedauert, Zamorra? Es ist… ich bin…«
Der Chefinspektor stockte, und plötzlich drang eine ganz andere Stimme an Zamorras Ohr. Seine eigene Stimme! Hassverzerrt und voller Häme, doch unverkennbar in der Modulation.
»Schön, dich gesund und munter am Apparat zu haben.« Schallendes Gelächter kam aus dem kleinen Gerät, das Zamorra unwillkürlich ein Stück von seinem Ohr entfernt hielt. »Netter Trick, den du abgezogen hast, aber nun wollen wir zur Sache kommen. Robin wird einen verdammt unangenehmen Tod erleiden, wenn du jetzt nicht exakt das tust, was ich dir sage. Und rede mir nicht dazwischen. Zum Reden wirst du später noch Zeit haben - wenn ich sie dir gewähre! Und nun hör mir genau zu!«
In Zamorras Kopf rasten die Gedanken, doch er schaffte es, sich ausreichend zu konzentrieren.
Die Instruktionen waren kurz und präzise.
Und in ihrer Konsequenz würden sie seinen Tod bedeuten…
***
Jacques Lahdou bewegte sich wie ein
Weitere Kostenlose Bücher