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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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die Fremdkörper, die sich in seiner Mundhöhle befanden, bahnten sich unaufhaltsam ihren Weg. Der Chefinspektor erbrach sich heftig. Sein Kiefer schmerzte von dem Schlag, den sein ungebetener Gast ihm versetzt hatte.
    Keine falsche Reaktion jetzt - überleg dir genau, was du nun tust!, ermahnte er sich in Gedanken, denn auch wenn die heranfliegende Faust seine Aufmerksamkeit gebannt hatte, war ihm dennoch nicht entgangen, wem sie gehörte.
    Vorsichtig richtete er sich auf, stoppte den Versuch aber sofort wieder ab, denn in seinem Kopf drehte sich ein Karussell rasend schnell um sich selbst. Mit äußerster Mühe robbte er zur Wand und schaffte es, sich dort in eine Sitzposition zu bringen. Mehr ging nicht…
    Keine zwei Meter vor Pierre saß auf einem Stuhl Professor Zamorra, dessen eisenharte Faust Robin zu schmecken bekommen hatte.
    Der falsche Zamorra, der andere, denn diese Aktion war im Gegensatz zu der vorherigen nicht abgesprochen, und ganz sicher war der echte Zamorra nicht der Mann, der einen Freund schlug - selbst wenn etwas ganz gewaltig schiefgegangen sein sollte.
    Der Chefinspektor riss sich zusammen und bemühte sein ganzes schauspielerisches-Talent.
    »Nein…«, stammelte er. »Aber das kann ja nicht… Wie…? Ich habe dich doch erschossen!« Mit aller Macht versuchte er einen Ausdruck des Unglaubens auf sein Gesicht zu bringen, doch im gleichen Augenblick spürte Robin, wie sinnlos seine bemühte Theatralik war.
    Der Spiegelwelt-Zamorra lachte humorlos auf. »Lass gut sein, du Trottel. Du hast mir längst alles berichtet, was ich wissen wollte. Netter Versuch, den ihr da abgezogen habt. Aber ihr habt es mit mir zu tun, nicht mit irgendeinem Mittelklasseganoven.«
    Berichtet? Robin begann zu ahnen, dass der Bursche über Mittel und Wege verfügte, an Informationen zu kommen, die er sich nicht einmal vorstellen konnte. Vom Professor hatte er erfahren, dass sein Spiegelwelt-Zwilling sich voll und ganz der Schwarzen Magie verschrieben hatte.
    Wie auch immer: Die ganze Show vor dem Polizeipräsidium war für die Katz gewesen. Und nun steckte Robin voll im Schlamassel drin, denn die dunkle Ausgabe seines Freundes Zamorra würde sich ganz sicher nicht höflich verabschieden und den Kommissar ungeschoren lassen. Der hatte zweifellos ganz andere Pläne mit Pierre Robin.
    »So, und nun wirst du mir den einen oder anderen Gefallen tun. Steh auf!« Mit seiner rechten Hand vollführte der Spiegelwelt-Zamorra eine nach oben weisende Geste - und Pierre Robin stand Augenblicke später auf seinen Füßen.
    Blankes Entsetzen kroch in ihm hoch. Eine Marionette! Ich bin nichts anderes als seine Marionette!
    Ohne eigenes Dazutun bewegte er sich scheinbar vollkommen natürlich zum Telefon und nahm den Hörer ab.
    Hämisches Lachen klang hinter ihm auf.
    »Ich bin gut, nicht wahr? Du wirst dich noch wundem, was ich noch so alles drauf habe. Und nun wählst du die Nummer, unter der du unseren gemeinsamen Freund erreichen kannst. Los!«
    Robin sah sich zu, als stände er wie ein Abbild neben sich. Und er sah, wie seine Finger flüssig und ohne zu stocken eine ganz bestimmte Telefonnummer in das Zahlendisplay eintippten.
    Da begann er zu ahnen, dass Zamorras böses Ebenbild seinem Original in dieser Welt überlegen war. Und er fragte sich, ob der Professor das nicht auch bereits ahnte…
    ***
    Zamorra - der originale Zamorra -verharrte in absoluter Bewegungslosigkeit.
    Und das nun schon seit einigen Stunden, denn seine Hoffnung, dass der Magier aus der Spiegelwelt hier auftauchen würde, hatte sich bisher nicht bewahrheitet.
    Hier, das war das Leichenschauhaus. Zamorra war sicher, dass sein Zwilling sich davon überzeugen würde, ob die Schüsse von Pierre Robin endgültig in ihrer Wirkung gewesen waren. Und dann würde er sich Merlins Stern holen.
    Zamorra hatte so viele unwirkliche und lebensbedrohende Orte erlebt, dass ein Leichenschauhaus ihn wirklich nicht aus der Ruhe bringen konnte, war es doch nichts anderes als ein ganz normales Gebäude mit einer etwas ungewöhnlichen Bedeutung. Hier gab es nichts Bedrohliches, nichts Unheimliches. Selbst der sensitiv besonders begabte Brik Simon -ein in Deutschland lebender Freund Zamorras, der schwarzmagische Aktivitäten zu seinem eigenen Leidwesen überdeutlich erspürte - hatte in einem gemeinsamen Gespräch über solche in der Öffentlichkeit als gruselig verschriene Orte nur gelächelt. Das wirkliche Grauen suchte sich meist die Orte für sein Tun aus, die niemand vermuten

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