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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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sein.
    Dass hier nicht einmal ein Beamter Wache schob, kam Nicole Duval ein wenig seltsam vor. Offensichtlich war man sich seiner Gäste hier sehr sicher. Nur ärgerlich, dass ihr nun niemand den direkten Weg zu der Zelle zeigen konnte.
    Sie zuckte mit den Schultern. Dann hieß es eben suchen. Vorsichtig bewegte sie sich in den Korridor hinein.
    ***
    Lyon besaß neben seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die natürlich in erster Linie von den Touristen besucht und bestaunt wurden, eine Menge an Rückzugsmöglichkeiten für die oft gestressten Bürger der großen Stadt. Kleine Grüngürtel inmitten des hektischen Alltags, Springbrunnen, Kinderspielplätze, Orte, an denen man seine Mittagspause verbringen oder nach Feierabend einfach ausruhen und relaxen konnte. Und die Bürger Lyons nahmen diese Angebote dankbar an.
    Warum gerade dieser Park den offiziellen Titel Stadtpark führte, wusste im Grunde niemand. Der Name hatte sich irgendwann so eingebürgert. Es war eigentlich nichts Besonderes an ihm zu entdecken. Bäume, Sträucher, eine große Wiese, die von Jugendlichen mit Vorliebe für Ballspiele genutzt wurde. Ordentlich gepflegte Spazierwege, die eben genug waren, um von Inlineskatern und Skatebordem gleichermaßen genutzt zu werden, was immer häufiger zu Konflikten mit den Spaziergängern führte.
    Für Jean war der Park ein wenig mehr als das, denn er pflegte hier seine Nächte zu verbringen, sich mit einer alten Decke bewaffnet auf einer der Bänke auszustrecken und seinen Rausch auszuschlafen. Das machte er nun bereits seit einigen Jahren, und niemand hatte ihn hier bisher gestört. Nicht einmal die Bullen, die hier ab und zu patrouillierten, ihm die Strahlen ihrer Stablampen ins Gesicht hielten und dann wortlos weiterzogen. Sie kannten den alten Jean und wussten, dass er keinen Ärger machte. Sollte er ruhig hier seine Platte machen.
    Diese Nacht war nasskalt, und weder der Alkohol noch die Decke konnten Jean richtig wärmen. Vor einer halben Stunde hatte es auch noch leicht zu regnen begonnen. Er hatte sich komplett bis über den Haarschopf in die Decke eingewickelt und versuchte, nun endlich einzuschlafen, als der Lichtschein einer starken Lampe den dünnen Wollstoff durchdrang. Nass, betrunken und müde war Jean kein angenehmer Zeitgenosse, doch als er den großen, muskulösen Mann sah, der sich da vor seiner Bank aufgebaut hatte, unterdrückte er den Wutausbruch, der ihm bereits ganz vorne auf seiner Zunge gelegen hatte.
    »Sie sollten heute besser woanders schlafen.«
    Das klang ungewohnt höflich, doch Jean ließ sich nicht verjagen. »Warum, Meister? Ich penn hier immer. Also warum sollte…«
    Der Mann fasste in seine Jackentasche und beförderte einige Geldscheine hervor, die er dem Obdachlosen mit ernstem Gesicht entgegenhielt.
    »Darum. Nehmen Sie, gehen Sie in ein Hotel oder sonst wo hin. Der Park ist in dieser Nacht kein Ort für Sie. Keine Fragen - gehen Sie einfach!«
    Man konnte Jean vieles nachsagen, etwa dass er ein haltloser Säufer war, ungepflegt und verwildert. Auch, dass er sein Leben reichlich verpfuscht hatte, war nicht zu bestreiten. Aber dumm war er ganz sicher nicht. Die Ernsthaftigkeit, mit der dieser Mann ihn ansprach, hätte auch ohne das nicht gerade kleine ›Bestechungsgeld‹ ausgereicht, um Jean von hier zu verscheuchen.
    Mit dem Geld war die Sache natürlich für ihn noch angenehmer. Wortlos und ohne jede Frage erhob er sich und verschwand in die Nacht hinein. Was auch immer hier ablaufen würde - Jean wollte es überhaupt nicht wissen und nahm sich vor, auch in den kommenden Nächten sein Quartier ganz sicher nicht in diesem Park aufzuschlagen…
    ***
    Zamorra sah dem alten Mann eine Weile hinterher, bis der ganz in der Dunkelheit verschwunden war. Nim war sich der Professor sicher, allein im Stadtpark zu sein. Zumindest im Augenblick, denn das würde sich schon bald ändern.
    Hierher hatte sein Spiegelwelt-Zwilling ihn beordert. Es waren klare und deutliche Anweisungen. Alleine musste Zamorra kommen, ohne Waffen, ohne seinen Dhyarra-Kristall, aber unter allen Umständen mit Merlins Stern. Sonst würde Pierre Robin sterben, und dem Parapsychologen war klar, dass sein Widerpart nicht eine Sekunde zögern würde, den Chefinspektor zu töten. Zamorra hatte das Amulett mittels Gedankenbefehl zu sich gerufen und hoffte, dass Nicole daraus keine falschen Schlüsse zog.
    Er verfluchte die Tatsache, dass er zu seiner Lebensgefährtin keinen Kontakt aufnehmen konnte. Das war

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