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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Spielzeugroboter - mit staksigen Bewegungen setzte er einen Fuß vor den anderen, als hätte man seinen Akku nicht rechtzeitig aufgeladen.
    Der Grund dafür war der Lauf seiner Heckler & Koch, den die verfluchte Schlampe in der Hand hielt. Mit einem fröhlichen Lächeln ging sie hinter ihm, und bei jedem Schritt war das Eisen kurz zwischen seinen Beinen zu spüren. Wenn sie abdrückte…
    Und Lahdou war davon überzeugt, dass das Luder schießen würde, wenn er auch nur den Anflug eines Fluchtversuchs unternahm.
    Zum Glück begegneten dem seltsamen Paar um diese Uhrzeit nur wenige Beamte, die sich offensichtlich keine sonderlich intensiven Gedanken um die seltsame Gangart von Jacques machten. Der eine oder andere grinste verstohlen, denn es hatte ja ein wenig den Anschein, als könne der Beamte von der Sitte aus ganz bestimmten Gründen nicht normal laufen. Nun, niemand nahm Anstoß daran - sollte er ruhig seinen Spaß haben. Das Polizeileben war trocken und hart genug…
    »Hübsch langsam und unauffällig, Süßer. Du machst das richtig gut, finde ich.« Den Hohn der Verrückten musste Jacques auch noch über sich ergehen lassen. Ihr Ziel war klar, denn unmissverständlich hatte sie ihm gesagt, zu welcher der Zellen er sie zu bringen hatte.
    Was wollte sie von dieser Duval?
    Lahdou hatte den Einsatz vor dem Präsidium natürlich mitbekommen, doch worum es da im einzelnen ging, wusste er nicht zu sagen.
    Der Fahrstuhl war leer. Mit leicht zitternden Fingern drückte Jacques Lahdou den entsprechenden Knopf, der die Kabine in den Keller bringen würde, in dem der Zellentrakt lag. Es war jedoch nicht die Angst vqr der ihn und sein bestes Stück bedrohenden Waffe, die seine Finger beben ließ. Es war vielmehr das Wissen um die wahrscheinlich letzte Chance, die sich ihm in wenigen Augenblicken auftun würde.
    Jacques Lahdou kannte den Aufzug in diesem Gebäude seit Jahren. Er wusste, was gleich geschehen musste.
    Und der Fahrstuhl ließ ihn nicht im Stich.
    Jacques war kein Techniker und konnte daher auch nicht sagen, warum die Kabine auf der Fahrt in die Kelleretage so reagierte, doch das war ihm in diesen Sekunden unglaublich egal.
    Ehe die eigentliche Fahrt einsetzte, gab es einen heftigen Ruck, der die gesamte Kabine für die Dauer eines Wimpernschlags durchrüttelte.
    Und Jacques Lahdou griff die Frau an…
    ***
    Das plötzliche Absacken der Kabine überraschte Nicole Duval völlig. Die Frau aus der Spiegelwelt taumelte nach hinten und schlug mit dem Rücken gegen die hintere Wand. Sofort hatte sie ihren Körper wieder unter Kontrolle, doch da war der Polizist bereits über ihr!
    Er war schnell, viel schneller, als sie es ihm eigentlich zugetraut hätte. Und er schlug gnadenlos auf sie ein, nahm nicht den Hauch von Rücksicht. Für ihn war sie längst nicht mehr die verführerische Frau, die ihm Hoffnungen auf mehr gemacht hatte, sondern die Geiselnehmerin, die er hier und jetzt ausschalten musste. Der Moment der Hilflosigkeit Nicoles war jedoch schnell vorüber - zu schnell für Jacques Lahdou.
    Er hatte es geschafft, sie von den Beinen zu holen und umklammerte ihr rechtes Handgelenk, um so den Lauf der Waffe von sich fernzuhalten. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er die Frau zu Boden und schlug mit der freien Hand zu.
    Einmal, zweimal traf er, dann sprang ihn heißer Schmerz an, denn ihr Knie hatte zielsicher getroffen. Jacques Lahdou schrie auf, doch in der gleichen Sekunde traf ihn der Lauf der Heckler & Koch über dem linken Ohr und raubte dem Mann von der Sitte das Bewusstsein.
    Nicole Duval hievte den schlaffen Körper von sich weg und richtete die Pistole auf den Kopf des Beamten. Abdrücken kam nicht in Frage, denn der Schuss würde andere alarmieren und das Ende ihrer Mission bedeuten.
    Sie konnte den Kerl natürlich fesseln und knebeln, doch dazu reichte die Zeit nicht. Eiskalt und ohne jeden Skrupel schlug sie mit dem Griff der Waffe zu, immer und immer wieder, bis sie sicher war, dass von dem Mann zumindest in den nächsten Stunden keine Störung mehr zu erwarten war.
    Die Fahrstuhlkabine hatte längst die untere Etage erreicht und vor Nicoles Augen lag nun ein schwach beleuchteter Gang, der völlig menschenleer war.
    In einer dunklen Nische verstaute sie den bewusstlosen Lahdou, dessen Kopfwunden heftig bluteten. Mit ein wenig Glück würde es Stunden dauern, bis man ihn hier fand, vielleicht aber noch rechtzeitig, um ihm helfen zu können. Bis dahin würde sie jedoch längst von hier verschwunden

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